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CannabisLegalNews (Nummer 128, 03.10.2003)Ein wöchentlicher Service von cannabislegal.de"Steter Tropfen höhlt den Stein" Kontakt: info@cannabislegal.de INHALT
1. Berliner FDP: Cannabis in Coffeeshops statt in Apotheken
1. Berliner FDP: Cannabis in Coffeeshops statt in Apotheken
Die Berliner FDP-Fraktion bevorzugt eine staatliche kontrollierte Cannabisabgabe über Fachgeschäfte wie die niederländischen Coffeeshops, statt wie verschiedentlich vorgeschlagen über Apotheken.
Es ist erfreulich, dass es soviel positives Echo zum Antrag der FDP-Fraktion gibt. Auch die Zustimmung der Senatsverwaltung gehört dazu. Der Vorschlag zur Abgabe über die Apotheken ist aber ein Irrweg. Man sollte - den niederländischen Erfahrungen folgend - hier zwei Dinge unterscheiden: Die medizinische Nutzung von Cannabis beispielsweise zur Schmerzlinderung kann zur verschreibungspflichtigen Abgabe über die Apotheken führen. Aber der Konsum als Rauschmittel sollte über ein den "Coffie-Shops" vergleichbares Modell erfolgen. Alles andere sollte man auch den Apothekern nicht zumuten - sie verkaufen schließlich auch keinen Schnaps.
Interessant ist dazu ein Kommentar von Friedrich-Wilhelm Wagner, dem Geschäftsführer des Berliner Apothekerverbands, der sich ebenfalls gegen die Cannabisabgabe in Apotheken ausgesprochen hat. Die Berliner Morgenpost zitiert ihn:
Apotheken seien dazu da, Mittel für die Gesundheit der Menschen zu verabreichen. Suchtmittel gehörten nicht dazu, so Wagner.
Dass nach Schätzungen der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen (DHS) ca. 1,4 Millionen Bundesbürger von Medikamenten abhängig sind, läßt er dabei unter den Tisch fallen - Medikamente die selbstverständlich aus der Apotheke stammen. Dass Cannabis keine körperliche Sucht verursacht, wie das etwa Benzodiazepinderivate (Valium und ähnliche Beruhigungsmittel) tun, von denen laut DHS 1,1 Millionen Menschen in Deutschland abhängig sind, wird gleichfalls unterschlagen. Cannabis hat ein erheblich geringeres Abhängigkeitspotenzial als viele in Apotheken vertriebene Medikamente.
Doch bei vielen Apothekern gibt es Berührungsängste mit "Drogenkonsumenten". Mitunter wird einfach das verbreitete Klischee vom Rezepte fälschenden oder Apotheken aufbrechenden "Junkie" auf Cannabiskonsumenten übertragen.
Die fragwürdigen Aussagen von Herr Wagner zeigen, dass, wenn tatsächlich der Vertrieb für medizinische und nichtmedizinische Zwecke gleichermaßen über Apotheken erfolgen sollte, noch einiges an Aufklärung nötig wäre.
Cannabisabgabe über Apotheken ist ein falscher Weg! [FDP Berlin, PM 233/2003, 26.09.2003]
Protestwelle gegen Haschisch-Pläne [Berliner Morgenpost, 27.09.2003]
Argument: "Cannabis ist ein Suchtmittel"
Cannabis in Apotheken:
Das niederländische Coffeeshopmodell:
Hintergründe, Argumente und Thesen zum Thema Cannabis [Martin Matz/FDP Berlin, PDF, 08.09.2003]
Berlin: FDP für Coffeeshops [CLN#127, 26.09.2003]
FDP und Cannabis:
2. Beck (Grüne) fordert "einheitliche, liberale Einstellungspraxis"
Der Parlamentarische Geschäftsführer der Grünen-Bundestagsfraktion, Volker Beck, kündigte am Montag in einem Interview mit der Berliner Zeitung an, dass sich die Koalitionspartner der Bundesregierung im kommenden Jahr über eine einheitliche Regelung zur Straffreiheit geringer Mengen von Cannabis unterhalten werde. Das Ergebnis einer Studie zur derzeitigen Rechtspraxis wird in der zweiten Jahreshälfte 2004 erwartet. Beck verwies darauf, dass die Spannweite der Menge, bis zu der eine Einstellung erfolgt, von 2-3 Gramm in einigen Ländern, bis zu 30 Gramm in anderen Ländern reicht.
Des weiteren soll der bloße Besitz von Cannabis künftig nicht mehr zu einem Führerscheinentzug oder einer medizinisch-psychologischen Untersuchung (MPU) führen.
Auch zur staatlich kontrollierten Abgabe von Cannabis nahm der Grünen-Abgeordnete Stellung:
Die Grünen setzen sich für die Freigabe von Haschisch und Marihuana ein. "Langfristig ist es sinnvoll, eine legale Abgabeform für weiche Drogen wie Cannabis zu finden", sagte der Parlamentarische Geschäftsführer der Grünen-Bundestagsfraktion, Volker Beck, am Montag der Berliner Zeitung. Die Konsumenten weicher Drogen würden derzeit durch die Gesetze unangemessen kriminalisiert, begründete Beck seine Haltung. Statt den Konsum über Strafvorschriften zu ahnden, solle er stärker über die Eigenverantwortung, über Information und Prävention geregelt werden, forderte er. "Die Märkte von harten und weichen Drogen müssen getrennt werden." Dabei sei der Jugendschutz zu beachten. Eine Abgabe an unter 18-Jährige lehnte Beck ab.
Grüne für legale Abgabe von Cannabis [Berliner Zeitung, 30.09.2003]
Volker Beck, MdB (Bündnis 90/Die Grünen):
Die Grünen und Cannabis:
3. Zeitlmann (CSU) recycelt Pressemitteilung
Wolfgang Zeitlmann, der innen- und rechtspolitische Sprecher der CSU-Landesgruppe im Bundestag, kritisiert in einer Pressemitteilung vom 30.09.2003, dass sich der Parlamentarische Geschäftsführer der Grünen, Volker Beck, für eine Cannabisreform ausgesprochen hat:
Grüne unterstützen Drogenmissbrauch statt ihn zu bekämpfen
Scheinbar wollte sich der CSU-Abgeordnete bei seinem Versuch, eine bundesweite Cannabisreform aufzuhalten, nicht zuviel Arbeit machen. Ein Vergleich zeigt, dass sich Zeitlmanns neuestes Werk nur geringfügig von einer Pressemitteilung unterscheidet, die er schon am 03.06.2002 - also vor 16 Monaten - herausgab (wir berichteten in CLN#65, 07.06.2002). Sogar die Überschrift ist die selbe.
Als eine der wenigen Änderungen wurde aus der "steigenden Zahl der Drogentoten" deren "hohe Zahl". Gezwungenermassen, denn schliesslich nahm die Zahl der im Zusammenhang mit illegalen Substanzen Verstorbenen von 1835 in Jahr 2001 auf 1397 im Jahre 2002 ab (siehe CLN#92, 10.01.2003). Dass von Cannabis gar keine tödlichen Überdosisfälle bekannt sind, stört den Politiker dabei nicht. Trotz anders lautender Expertenaussagen hält er nämlich Cannabis für eine Einstiegsdroge . Eine Legalisierung führe zu mehr Cannabiskonsum, dieser zu mehr Heroinkonsum und letztlich dann zu mehr Toten, so die Argumentation der CSU.
Diese Überlegung hat jedoch einen kleinen Schönheitsfehler - die vorliegenden Zahlen aus der Praxis sprechen eine ganz andere Sprache. Von 1990 bis 1999 zählte das Bayerische Innenministerium 663 Drogentote in der Landeshauptstadt München (ca. 1,25 Millionen Einwohner). Die Europäische Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht nennt im selben Zeitraum 526 Drogentote in den Niederlanden (15,5 Millionen Einwohner). Das heisst, München beklagte im letzten Jahrzehnt mehr Drogentote als die gesamten Niederlande, trotz der zwölffach höheren Bevölkerung im Land der Coffeeshops. Wenn die CSU die Zahl der Drogentoten zum Erfolgsmaßstab der Drogenpolitik machen wollte, dann müsste Bayern konsequenterweise den niederländischen Ansatz der Schadensminimierung und der Märktetrennung durch Coffeeshops übernehmen, wie von FDP und Grünen in Berlin gefordert.
Grüne unterstützen Drogenmissbrauch statt ihn zu bekämpfen [Wolfgang Zeitlmann, 30.09.2003]
Grüne unterstützen Drogenmissbrauch statt ihn zu bekämpfen [Wolfgang Zeitlmann, 03.06.2002]
Fremdgefährdung und Cannabis:
Fremdgefährdung und Cannabis [CLN#78, 27.09.2002]
Wolfgang Zeitlmann, MdB (CSU):
Drogentote im internationalen Vergleich:
Weniger Drogentote im Jahre 2002 [CLN#92, 10.01.2003]
Argument: "Cannabis ist eine Einstiegsdroge"
CDU/CSU und Cannabis:
4. GdP-Chef gegen Liberalisierung in Berlin
Der Bundesvorsitzende der Gewerkschaft der Polizei (GdP), Konrad Freiberg und der Berliner GdP-Chef Eberhard Schönberg haben sich gegen die von den Grünen, der FDP, PDS und SPD unterstützte Liberalisierung bei Cannabis ausgesprochen:
Berlin. Als ein «völlig falsches Signal» hat die Gewerkschaft der Polizei (GdP) die von Berliner Kommunalpolitikern angestrebte Legalisierung von Haschisch oder Marihuana für den Eigenbedarf bezeichnet.
Im Namen des Vereins für Drogenpolitik e.V. habe ich ein Antwortschreiben an Herrn Freiberg geschickt, das im Detail auf seine Kritikpunkte eingeht. Eine leicht veränderte Fassung ging als Leserbrief an das "Neue Deutschland", das in einem Artikel über Herrn Freibergs Kritik berichtete. Voriges Jahr sprach sich ein Mitglied des GdP-Bundesvorstands, der stellvertretende Bundesvorsitzende Bernhard Witthaut für Cannabisabgabe an Erwachsene in Apotheken aus.
Berlins Jugend braucht Lehrstellen statt Haschisch und Coffee-Shops [GdP.de, 25.09.2003]
Email an GdP-Chef Konrad Freiberg [30.09.2003]
Jeder vierte Jugendliche sucht die Sucht [Neues Deutschland, 30.09.2003]
Leserbrief zu "Jeder vierte Jugendliche sucht die Sucht" [30.09.2003]
Polizeigewerkschaft: Cannabis in Apotheken? [CLN#53, 15.03.2002]
Polizei und Cannabisverbot:
Gewerkschaft der Polizei - Homepage
Verein für Drogenpolitik e.V. - Homepage
5. Standpunkte von Caspers-Merk und Zeitlmann
Wir haben zwei neue Texte mit Standpunkten von zwei Politikern der SPD und der CSU online gestellt.
a) Marion Caspers-Merk (SPD), Bundesdrogenbeauftragte:
"Ich werde mich für eine einheitliche Regelung der geringen Menge einsetzen, weil die Unterschiede zwischen den Bundesländern nicht akzeptabel sind. "
b) MdB Wolfgang Zeitlmann (CSU):
Man darf gespannt sein, ob Zeitlmann künftig das "Herbstfest" in seinem Wahlkreis in Rosenheim meiden wird oder ob er CSU-Vorsitzenden Edmund Stoiber von der ersten Mass nach dem "O'zapfn" auf dem Oktoberfest abraten wird.
Email von Marion Caspers-Merk [02.10.2003]
Marion Caspers-Merk (SPD), Drogenbeauftragte
Ungleiche Rechtspraxis in den Ländern bei geringen Mengen
SPD und Cannabis
Stellungnahme von Wolfgang Zeitlmann [26.08.2003]
Wolfgang Zeitlmann (CSU)
CDU/CSU und Cannabis:
6. Bericht von der ersten Kölner Hanfdemonstration
Der folgende Bericht von der Hanfdemonstration am vergangenen Samstag in Köln stammt von Sokratis Zacharopoulos (mailto:sokratis@hanf-initiative.de) von der Hanfinitiative (HAI) in Frankfurt:
Nein zur Prohibition in Deutschland
Homepage der Kölner Hanfdemo:
Bilder von der Veranstaltung:
Unterstützende Organisationen:
Grüne Jugend-Kampagne "Hanf für alle"
Grüne Jugend Bonn:
Grüne Jugend Köln:
Verein für Drogenpolitik e.V.
Headshop Hempline, Essen:
Homepage der Hanf-Initiative in Frankfurt:
Aktion "Zeig Dich" 100.000:
Hanf Journal:
Grow! Homepage:
AIDS-Hilfe NRW:
Eve & Rave NRW:
Sonic Cybertribe:
7. Korrektur: Wirkstoffgehalt von Haschisch
Vorige Woche berichteten wir, dass laut Bundeskriminalamt (BKA) der bei Cannabisharz (Haschisch) am häufigsten vorkommende Wirkstoffgehalt bei etwa 8% liegt. Dieser Wert habe sich seit Jahren nicht wesentlich geändert. Das stimmte jedoch nicht ganz. Hans Cousto von Eve & Rave wies uns darauf hin, dass 1996 der häufigste Wirkstoffgehalt in BKA-Analysen bei nur 4-5% lag. Im folgenden Jahr nahm der Marktanteil von Haschisch mit bis zu 6% THC deutlich ab, während Sorten mit 7% und mehr öfter zu finden waren. Seitdem gab es nur geringe Veränderungen, ausser bei Sorten mit mehr als 14% THC, die zulegten und 1999 und 2000 jeweils 13% aller getesteten Proben ausmachten. Laut BKA-Rauschgiftjahresbericht 2000 (Seite 92f) enthielt etwa ein Viertel der getesteten Marihuanaproben mehr als 10% THC, verglichen mit etwa einem Fünftel der Haschischproben
Ein höherer Wirkstoffgehalt bedeutet nicht unbedingt mehr Probleme. Wenn er durch eine entsprechend geringere Dosierung ausgeglichen wird, führt ein höherer THC-Anteil sogar zu einer geringeren Lungenbelastung durch weniger Rauch, während umgekehrt wirkstoffarme Sorten besonders lungenbelastend sind.
Ein Problem ist jedoch, dass anders als z.B. bei legalen Alkoholika der Wirkstoffgehalt der Schwarzmarktware weder konstant ist noch auf der Packung zu lesen ist. Und während Konsumenten in niederländischen Coffeeshops unter namentlich bekannten Sorten eine aussuchen können, die ihnen erfahrungsgemäß zusagt, haben viele Konsumenten in Deutschland keine Auswahl sondern müssen das nehmen, was ihr Stammdealer oder ein Strassenhändler ihnen gerade liefern kann. Diese wechselnde Qualität kann dann schon mal zu unliebsamen Überraschungen führen.
Drug-Checking in Europa - Die Situation in verschiedenen Ländern im Vergleich [Hans Cousto / Eve & Rave, 27.09.2002]
Berlin (III): Caspers-Merk kritisiert Berliner Reformpläne [CLN#127, 26.09.2003]
Wirkstoffgehalt von Cannabis:
Eve & Rave Berlin - Homepage
8. Hanffest in Hamburg beginnt am Sonntag
Vom kommenden Sonntag (05.10.) bis zum darauffolgenden Samstag (11.10.) findet in Hamburg eine Veranstaltungsreihe rund um den Hanf statt. Von Vorträgen (Claudia Müller-Ebeling / Dr. Christian Rätsch / Ronald "Blacky" Miehling / Werner Pieper / Prof. Sebastian Scheerer / Hans-Georg Behr) über Kino bis zu DJs reicht das vielfältige Programm. Näheres dazu hier:
HANFFEST 2003 Programm:
Hanffest - Homepage:
9. Termine zu Cannabis und Drogenpolitik:
05.-11.10.2003 Hamburg: Hanffest
Unsere Ankündigungen sowie Links finden Sie bei unseren Terminen:
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