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Wirkstoffgehalt (THC) von Cannabis

Wirkung
Cannabis ist vor allem in zwei Formen im Handel, als gepresstes Harz (Haschisch) und als getrocknetes Kraut (Marihuana). Grundsätzlich haben alle Handelsformen von Cannabis die selbe Wirkung. Diese variiert jedoch nach Dosierung und Wirkstoffgehalt (Gehalt an Tetrahydrocannabinol, THC). Der THC-Gehalt variiert von etwa 2 bis 20 Prozent, wobei Werte um 8% bei Haschisch am häufigsten angetroffen werden. Bei Marihuana variiert der Wirkstoffgehalt stärker.

Auch der sogenannte Chemotyp der Pflanze, d.h. das Verhältnis verschiedener Cannabinoide zueinander im Harz, spielt bei der Wirkung eine Rolle. Haschisch wird überwiegend aus Indica-Sorten hergestellt d.h. Pflanzen mit mittlerem bis hohen THC-Gehalt und mittlerem CBD-Gehalt. Marihuana ist jedoch auch von Sativa-Sorten erhältlich, d.h. Pflanzen mit mittlerem bis hohen THC-Gehalt und niedrigem bis sehr niedrigem CBD-Gehalt. Indica-Sorten haben eine eher träge machende Wirkung ("stony high") während Sativa-Sorten eher anregend wirken ("cerebral high").

“20mal stärker als Hippiegras”?
Vielfach werden in den Medien unkritisch Behauptungen über einen drastischen Anstieg des Wirkstoffgehalts weitergeben. Es trifft auf keinen Fall zu, dass z.B. der Wirkstoffgehalt von Cannabis heute 20mal höher sei als in den 60er oder 70er Jahren. Selbst wenn der Wirkstoffgehalt zugenommen hätte, würde zudem von Cannabis kein höheres Risiko ausgehen, weil stärker wirksames Cannabis anders dosiert wird, was viele Risiken des Konsums sogar verringert (siehe Fehler und Mißverständnisse zum THC-Gehalt in der BLF-Studie).

Behauptungen über eine Verzehnfachung oder Verzwanzigfachung des THC-Gehalts basieren auf falschen Daten: Wird Cannabis unsachgemäß gelagert (bei hohen Temperaturen lange Zeit dem Luftsauerstoff ausgesetzt), dann zerfällt THC zu CBN. Es gibt Messungen aus den 70er Jahren von Cannabis aus amerikanischen Asservatenkammern, in dem sich statt 3-4 Prozent THC nur noch ein halbes Prozent fand, dessen 3 Prozent CBN aber noch den ursprünglichen Wirkstoffgehalt verraten. Cannabis mit weniger als 2 Prozent THC ist nicht psychoaktiv. Niemand würde es mehr als einmal beim selben Dealer kaufen, weil es ganz einfach keine Wirkung hat. Warum hätten Millionen von Cannabiskonsumenten in den 60er Jahren Strafverfolgung riskiert, nur um ausser Hustenreiz keine Wirkung zu verspüren? Die Behauptung, Cannabis habe damals nur 0,5-1% THC enthalten ist ganz einfach nicht plausibel.

Selbst wenn die US-Daten aussagekräftig wären, sind sie von fragwürdiger Relevanz für den europäischen Raum. Cannabis in den USA stammte vorwiegend aus Mexiko sowie aus der Karibik und Lateinamerika. Heute deckt inländischer Anbau die Hälfte des Bedarfs. Cannabis in Europa dagegen stammt vorwiegend aus Marokko, den Niederlanden, Pakistan und anderen Ländern. Die Herkunftsländer sind also sehr verschieden.

Fast alles in den USA konsumierte Cannabis ist zudem Hanfkraut (Marihuana), während in Deutschland lange Jahre fast nur Harz (Haschisch) zu erwerben war. Der Wirkstoffgehalt von Cannabisharz in Europa hat nach 1996 etwas zugenommen, vor allem indem der Marktanteil von Haschisch eher mäßiger Qualität zurückgegangen ist (siehe Eve & Rave-Bericht, Seite 4 und 5). Bei in Europa angebautem Marihuana gab es einen gewissen Anstieg des THC-Gehalts, so daß sein Wirkstoffgehalt nun mit dem von Haschisch vergleichbar ist. Aber genau das ist ja der Grund, warum Cannabiskraut zunehmend Cannabisharz von Markt verdrängt, wie in der Schweiz bereits weitgehend geschehen.

Der Anstieg des Wirkstoffgehalts hat übrigens nichts mit Genmanipulation zu tun, sondern beruht vor allem auf der Vermeidung von Bestäubung von weiblichen Pflanzen (Sinsemilla-Technik) sowie herkömmlichen Zuchtmethoden (selektive Kreuzung, Hybridisierung) aus der Gartenbautechnik.

Zahlen der US-Regierung zeigen im Verlauf zweier Jahrzehnte bei Hanfkraut nur einen Anstieg von Werten um die 3% THC auf Werte um 4,5% THC (US Potency Monitoring Project, University of Mississippi), also um den Faktor 1,5 und nicht 20. Daneben ist auch stärkere und teurere Sinsemilla-Ware mit 6-11 Prozent THC im Handel, die jedoch auch nicht stärker ist als Thai-Gras oder afghanisches Haschisch, das in den 70er Jahren auf dem US-Markt kursierte. In diesem Teil des Marktes hat lediglich eine Import-Substitution stattgefunden, ähnlich wie in den letzten Jahren in Deutschland.

Links zum Thema Wirkstoffgehalt:
EMCDDA: Kein Anstieg des Wirkstoffgehalts [CLN#163, 04.07.2004]
"Gentechnik-Marihuana"? [CLN#149, 19.03.2004]
"Welt am Sonntag" warnt vor potentem Cannabis [CLN#92, 10.01.2003]
Fehler und Mißverständnisse zum THC-Gehalt in der BLF-Studie [13.11.2002]
Drug-Checking in Europa – Die Situation in verschiedenen Ländern im Vergleich [Hans Cousto/Eve & Rave, 27.09.2002]
Ergebnisse des US Potency Monitoring Project, University of Mississippi

Haschisch und Marihuana im Vergleich
Obwohl vielfach noch zu lesen ist, dass Haschisch mehrfach wirksamer ist als Marihuana, kann man davon nicht mehr generell ausgehen. Insbesondere unter Lampen und samenlos angebaute Marihuanasorten sind oft wirkstoffreicher als Haschisch, das im Allgemeinen aus im Freien angebauten Pflanzen hergestellt wird, wo die Blüten auch Samen enthalten und dafür weniger Harz produzieren. Laut Rauschgiftjahresbericht 2000 (Seite 92f) enthielt etwa ein Viertel der getesteten Marihuanaproben mehr als 10% THC, verglichen mit etwa einem Fünftel der Haschischproben.

Haschisch und Marihuana - Häufigkeitsverteilung der Wirkstoffgehalte
Tetrahydrocannabinol (%) Anzahl der Proben (%)
Haschisch
Anzahl der Proben (%)
Marihuana
0-1 2 13
1-2 5 11
2-3 3 6
3-4 4 6
4-5 4 7
5-6 8 9
6-7 14 6
7-8 18 6
8-9 14 5
9-10 7 5
10-11 2 5
11-12 2 5
12-13 2 5
13-14 2 3
>14 13 8
Quelle: Rauschgiftjahresbericht 2000 (Seite 93)

Höhere Werte wurden in den Niederlanden gemessen. Eine Erhebung des Trimbos-Instituts ermittelte im Jahre 2002 einen durchschnittlichen THC-Gehalt von 15,2% bei Nederwiet (in den Niederlanden unter Lampen angebautem Cannabis) und 6,6% bei importiertem Cannabiskraut. Damit liegt der Wirkstoffgehalt von Nederwiet in vergleichbarer Höhe wie mit staatlicher Erlaubnis in Apotheken angebotenes Cannabis (SIMM 18: 13% THC; Bedrocam: 18% THC).

Siehe auch:
THC concentrations in marihuana products sold in Dutch coffeeshops [R.J.M. Niesink et al.; Utrecht, Trimbos-Institute, 2000]
THC content of marihuana and hash in Dutch coffeeshops (2001-2002) [R.J.M. Niesink et al.; Utrecht, Trimbos-Institute, 2002]

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