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Ist Cannabis eine "Einstiegsdroge"?
"Cannabis
ist eine Einstiegsdroge"
Diese Theorie ist schon seit über 20 Jahren widerlegt. Zahlreiche Studien
fanden, dass nur 2 bis 5 Prozent der Cannabiskonsumenten später bei harten
Drogen landen, 95 bis 98 Prozent tun es nicht.
- Das Bundesverfassungsgericht
befand 1994 nach Einsicht der wissenschaftlichen Literatur, die These von
der Einstiegsdroge werde "überwiegend abgelehnt". (BVerfG 1994)
- Die Studie
von Dr Dieter Kleiber, die der damalige Bundesgesundheitsminister Seehofer
(CSU) in Auftrag gegeben hatte, kam 1998 zu dem folgenden Schluss: "Die Annahme,
Cannabis sei die typische Einstiegsdroge für den Gebrauch harter Drogen
wie Heroin, ist also nach dem heutigen wissenschaftlichen Erkenntnisstand
nicht haltbar." (Kleiber/Soellner)
- Staatsanwalt
Körner, der Autor des massgeblichen Gesetzeskommentars zum heutigen Betäubungsmittelgesetz,
schreibt dazu: "Die These vom Umsteigeeffekt des Haschisch (...) hat sich
als Mythos erwiesen." Er führt aus, dass es etwa 40 mal mehr Cannabiskonsumenten
als Heroinkonsumenten gibt, ein Umstieg also eher die Ausnahme denn die Regel
ist. (Körner)
- Der Bericht
des amerikanischen "Institute of Medicine" zu Cannabis kam 1999 ebenfalls
zu dem Schluss, dass Cannabis keine "Einstiegsdroge" ist. In den USA kommen
nach über dreissig Jahren "Drogenwelle" auf etwa 80 Millionen Cannabiskonsumenten
mehrere Hundertausend aktueller Konsumenten harter Drogen, ein Verhältnis
von 100 zu 1.
Zitate zu "Einstiegsdrogen"
Folgende Aussagen zum Drogeneinstieg stammen von Konsumenten und von in der Tagespresse zitierten Experten:
"Die nur auf Abschreckung zielenden Drogenheftchen der 70er und 80er hat szeneintern wirklich niemand ernst genommen. Das Hasch hat uns nicht süchtig gemacht, auf Acid sind wir nicht aus den Fenstern gesprungen, in der Meinung, ein Vogel zu sein. Also haben wir gefolgert, daß die Warnungen vor Coke und H genau so'n platter Bluff seien."
(M.H., ehemaliger Heroinabhängiger)
Wie schwierig und zugleich "künstlich" die Abgrenzung zwischen "legalen"
und "illegalen" Drogen ist und welche Präventionsansätze sich daraus
ergäben, verdeutlichte Dr. Heribert Fleischmann, Ärztlicher Direktor des
Bezirkskrankenhauses Wöllersdorf. So seien Substanzen aus "harten
Drogen" in Medikamenten zu finden, die wiederum in der Gesellschaft als
harmlos gelten, oft jedoch missbraucht würden wie Schmerz-und
Migränemittel oder Schnupfensprays.
Haschisch: "akzeptierte Droge"
Entgegen den Realitäten würden in der Öffentlichkeit nur die rund 1 500
Opfer von "harten Drogen" diskutiert, die wirklichen Probleme,
resultierend aus dem Missbrauch von Alkohol, Nikotin oder Medikamenten,
bleibe auf der Strecke.
(...)
Einstiegsdroge "Nummer eins" sei entgegen der weit verbreiteten Annahme
die Zigarette. In Forschungen wurde ein direkter Zusammenhang
nachgewiesen zwischen Tabakkonsum, Alkoholkonsum und dem Griff zu
illegalen Drogen. So sei in der Präventionsarbeit die Betonung von
Heroin und Kokain verfehlt, da diese auch von den Jugendlichen als
"gefährlich" eingestuft würden.
Der Diplom-Sozialpädagoge und Drogen-Berater Stefan Hirner sagte, dass
auch der Landkreis Heidenheim keine Idylle mehr darstelle. 27 Prozent der
Jugendlichen zwischen zwölf und 25 Jahren hätten Kontakt mit
Cannabisprodukten. Größtenteils bliebe es "Gott sei Dank" beim Stadium des
gelegentlichen Konsums. Einen Anstieg gebe es vor allem bei jungen
weiblichen Konsumenten. Einstiegsdroge ist für ihn nicht Haschisch,
sondern vielmehr Alkohol und Nikotin.
Als Vorspann zu allem kann man den Zigarettenkonsum als Einstiegsdroge
nennen. Ein Ergebnis der Studie war nämlich, dass die Jugendlichen, die
mit 14 oder 15 Jahren das Rauchen anfangen, deutlich häufiger bei
denjenigen Jugendlichen mit Drogenerfahrungen vertreten sind.
Monika Helfrich von der Drogenberatungsstelle Landau
betonte die Notwendigkeit, dem hohen Informationsdefizit von Eltern entgegen
zu wirken. Nikotin sei nach wie vor die Einstiegsdroge Nummer eins, sagte
Helfrich.
Vertreter der Anonymen Alkoholiker, der Drogenberatungsstelle, der Polizei
und Allgemeinärztin Dr. Christina Anzinger-Najjar legten in Vorträgen und
Workshops den Mädchen und Buben die Thematik dar und diskutieren mit ihnen.
Die Leiterin des Projekts ist Gertrud Waldherr. Anfangs wurde noch zwischen
legalen (Zigaretten, Alkohol) und illegalen (Haschisch, Heroin) Drogen
unterschieden. Dann wiesen die Mitarbeiter der Anonymen Alkoholiker und der
Drogenberatungsstellen darauf hin, dass der frühe Konsum von Zigaretten oft
der Einstieg ist.
Als zentralen Konsumeinstieg nannte der
Leiter der Beratungsstelle die legalen Drogen wie Alkohol oder Nikotin,
danach folgen häufig illegale Drogen wie Haschisch oder Ecstacy, sie die
immer wieder zu beobachtende "Konsumentenlaufbahn".
"Wer nicht raucht, wird sich schwer tun, mit Cannabis
anzufangen", informierte Rudolf Köhler vom Zollkommissariat Selb beim
Infoabend "Wissenswertes über Drogen", den die Freien Wählerinnen des
Landkreises veranstalteten.
(...)
Die Sucht an sich habe
mehrere Gesichter, denn gerade an die so genannten "legalen Drogen" wie
Arzneimittel, Genussmittel und Lösemittel sei sehr einfach heranzukommen.
Alkohol sei nach wie vor die Droge Nummer eins. Die illegalen Drogen seien
erst der nächste Schritt. Meist, so der Experte, komme der Einstieg über
Alkohol und Rauchen zu Stande. "Nichtraucher werden sich schwer tun, mit
Cannabis oder Haschisch", unterstrich Köhler.
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