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CannabisLegalNews (Nummer 17 - 29.06.2001)Ein wöchentlicher Service von cannabislegal.de"Steter Tropfen höhlt den Stein"
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1. Weltdrogentag 1. Weltdrogentag Am 26.06.2001 war «Weltdrogentag». Erfahrungsgemäss werden an einem solchen Tag viele Reden gehalten, aber kaum sinnvolle Vorschläge gemacht: "Am Ende der Drogenhilfe muss ein Leben ohne Drogen stehen", meint der Geschäftsführer der Deutschen Hauptstelle gegen die Suchtgefahren (DHS) in Hamm, Rolf Hüllinghorst. Dabei sind laut der Website der DHS auch Alkohol und Koffein Drogen. Wie die CDU/CSU schiebt Hüllinghorst die Verantwortung für den Anstieg des Cannabiskonsums auf die Legalisierungsbefürworter und versucht, sich damit vor der Legalisierungsdiskussion zu drücken: "Durch die Diskussion um Legalisierung und Freigabe bekommen junge Menschen das Gefühl, dass Drogen so schlimm gar nicht sein können." Dabei entspricht es nur den Tatsachen dass Cannabis weniger riskant ist als Alkohol und Nikotin. Über die beiden meistmissbrauchten Drogen wird heute interessanterweise kaum geredet - trotz 5,8 Millionen starken Rauchern, 1,5 Millionen Alkoholabhängigen und 2,4 Millionen Alkoholmissbrauchern allein in Deutschland. Das zeigt, wiesehr das Thema Drogen von Vorurteilen und Irrationalität geprägt ist.
(dpa): Drogen-Akzeptanz bei Jugendlichen wächst UNO-Generalsekretär Kofi Annan setzt auf Sport. "Während Drogenmissbrauch den Körper und den Geist zerstört, macht Sport sie stärker," sagte Annan in einem am Montag verbreiteten Aufruf zum weltweiten Tag gegen Drogenmissbrauch und Drogenhandel. Dass gerade in Sportvereinen die Droge Alkohol fest dazugehört, wird hier ausgeklammert, ebenso wie das grassierende Dopingproblem und der vorzeitige körperliche Verschleiss im Leistungssport. Andererseits wird verantwortungsvoller Gebrauch von illegalen Drogen, wie er bei Cannabis vorherrscht, von vorneherein ausgeschlossen. Herr Annan, Drogenpolitik braucht mehr als einfache Klischees!
Aargauer Zeitung: Weltdrogentag: Annan setzt auf Sport im Kampf gegen Drogen
Ärztezeitung: Sportvereine verhindern Drogenkonsum nicht 2. Cannabispolitik: Dr Hansjörg Schäfer (SPD) In der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift Akzeptanz erschien ein sehr positiver Artikel von Dr. Hansjörg Schäfer von der SPD. Wir haben deshalb am Welttag der Drogen (26.06.2001) einen Brief an Dr. Schäfer geschickt, in dem wir z.B. erklären, warum internationale Verträge einer Cannabis-Entkriminalisierung nicht im Wege stehen.
Artikel von Dr. Schäfer zu Reformen in der Cannabispolitik
Unser Brief an Dr. Schäfer
Cannabisverbot und internationale Drogenabkommen 3. Cannabislegalisierung und "Drogentote" Im Jahre 1992 warf der damalige bayerischer Innenminister Edmund Stoiber den Legalisierungsbefürwortern vor, ihre Politik würde die Zahl der drogenbedingten Todesopfer steigern: "Wer den freien Genuss von Cannabis befürwortet, nimmt in verantwortungsloser Weise den Tod von Tausenden junger Menschen in Kauf." Cannabiskonsum verursacht zwar keine tödlichen Vergiftungen, Stoiber unterstellte jedoch, eine Legalisierung würde zu mehr Cannabiskonsum führen, dann zu mehr Heroinkonsum und schliesslich zu mehr Drogentoten. Tatsächlich ist eine generalpräventive Wirkung des Cannabisverbots nicht belegbar. Auch die Annahme, Cannabis führe regelmässig zu härteren Drogen, ist inzwischen widerlegt. Das Coffeeshopmodell der Niederlande versucht bewusst, die Cannabiskonsumenten von harten Drogen fernzuhalten (Märktetrennung). 1994 stellte das Bundesverfassungsgericht schon wesentlich differenzierter fest:
-- Das war vor mehr als sieben Jahren. Inzwischen liegen Daten vor, die einen Vergleich der Ergebnisse der unterschiedlichen Drogenpolitik in verschiedenen EU-Ländern ermöglichen. Wir haben zwei Tabellen der Europäischen Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht auf unsere Website gestellt. Nach diesen Zahlen liegt die Drogensterblichkeit in Deutschland und Schweden um ein vielfaches höher als in den Niederlanden, wo Cannabis seit 1976 entkriminalisiert ist. Von 1985 bis 1995 hat sich die Drogensterblichkeit in Schweden verdoppelt und von 1985-1992 in Deutschland sogar verfünffacht, während sie in den Niederlanden konstant niedrig blieb. Im letzten Jahrzehnt lag die Drogensterblichkeit in Deutschland zwischen 17 und 25 Toten pro Million Einwohner pro Jahr, in den Niederlanden dagegen zwischen 3,5 und 5 Toten pro Million Einwohner pro Jahr. Hätte Deutschland durch eine Wende in der Drogenpolitik seine Drogensterblichkeitsrate auf den Wert der Niederlande gesenkt, dann wären allein im letzten Jahrzehnt etwa 14.000 Menschenleben gerettet worden.
Cannabis-Entkriminalisierung und Drogentote
Drogensterblichkeit in der EU-Ländern (gesamt)
Drogensterblichkeit in der EU-Ländern (bezogen auf Einwohnerzahl)
Ist Cannabis eine "Einstiegsdroge"?
Vermindert das Cannabisverbot den Cannabiskonsum? 4. Reefer Madness Wo es keine rationalen Gründe gibt, müssen irrationale Gründe herhalten. Das amerikanische Cannabisverbot von 1937 wurde mit einer Rufmordkampagne in der Sensationspresse vorbereitet. Das Hauptargument für das Verbot war die Behauptung, Cannabis mache seine Konsumenten wahnsinnig ("Reefer Madness"). In den folgenden Jahren befassten sich Experten mit dieser Behauptung und fanden keine Grundlage dafür. Trotzdem wurde das Verbot bis heute beibehalten und die widerlegten Behauptungen wurden noch Jahrzehnte lang geglaubt. Illegale Drogen sind eben ein beliebter Sündenbock. Wie alle Sündenböcke erfüllen sie ein psychologisches Bedürfnis. Man kann sie für Dinge verantwortlich machen die nur schwer zu verstehen sind, wie z.B. hier:
-- Die Tatsachen: Es handelt sich um keinen Unfall durch rauschbedingte Fahrunfähigkeit. Der 23-jährige Geisterfahrer war scheinbar lebensmüde. Erst vor wenigen Wochen hatte sich seine Freundin von ihm getrennt. An jenem Tag wendete er absichtlich auf der Autobahn. Vor Jahren stand er bereits wegen fahrlässiger Tötung vor Gericht weil er einen tödlichen Unfall verursacht hatte: Er hatte Alkoholprobleme. Seine Mutter leidet an Schizophrenie. Sogenannte "Cannabis-Spuren" in der verbrannten Leiche lassen keine Rückschlüsse darauf zu, ob der Täter zum Tatzeitpunkt überhaupt unter Cannabiseinfluss stand. Moderne Analysemethoden suchen nicht nach dem aktiven Wirkstoff von Cannabis, sondern nach im Körper verblieben Abbauprodukten die Monate nach dem letzten Konsum noch nachgewiesen werden können. Mehr als ein Drittel der 18- bis 24jährigen in Deutschland haben Cannabiserfahrung. Sollte der Täter bei diesem Unfall tatsächlich unter Cannabiseinfluss gestanden haben, dann ist das kein Argument für die Strafverfolgung anderer Cannabiskonsumenten die niemandem schaden. Oder sollten für einen Mord im Alkoholrausch künftig auch alle Bier- und Weintrinker kollektiv bestraft werden? Eine solche Strafe würde vor allem Unschuldige treffen. Wie sind gegen berauschte Fahrer auf Deutschlands Strassen, egal ob mit Cannabis oder Alkohol. Niemand von uns will von verantwortungslosen Fahrern verletzt oder getötet werden. Ein Verbot schreckt aber keinen zum Selbstmord Entschlossenen ab. Hätte der Unfallverursacher psychologische Hilfe in Anspruch genommen statt auf diese Weise Selbstmord zu begehen, dann könnte Alexandra Freund vielleicht noch leben. Viele drogenkonsumierende Menschen mit psychischen Problemen suchen deshalb keine professionelle Hilfe auf weil sie Angst vor Strafen haben. Strafverfolgung für Cannabiskonsumenten, ob sie Probleme haben oder nicht, ist kontraproduktiv.
Abendblatt: Schürmann-Tochter: Todesfahrer unter Drogen
Cannabis im Strassenverkehr 5. Britischer Innenminister lobt Entkriminalisierung Der neue britische Innenminister, David Blunkett, befürwortet die Initiative der Londoner Polizei, Cannabiskonsumenten künftig nur noch zu verwarnen. Er schloss nicht aus, dass dieses Experiment, falls erfolgreich, auf ganz Grossbritannien ausgedehnt wird. Am selben Tag meinte Michael Portillo, der aussichtsreichste Kandidat für die Nachfolge des bisherigen Oppositionsführers William Hague, die Konservative Partei müsse den Mut haben, über eine Cannabislegalisierung nachzudenken.
Innenminister Blunkett lobt Entkriminalisierung: Wir haben jetzt auch Informationen und Links zu Cannabis in Großbritannien auf unserer Seite "Politik International" hinzugefügt.
Cannabispolitik in Grossbritannien: 6. Cannabis als Medizin In Frankreich, den USA und Kanada gibt es neue Entwicklungen zu Cannabis als Medizin - nur nicht in Deutschland, wo Cannabis noch bis 1958 als Arznei zugelassen war. Der französische Gesundheitsminister Bernhard Koucher lässt Cannabis als Medizin testen. In sechs Krankenhäusern in Frankreich soll die Wirksamkeit von Cannabis u.a. zur der Schmerzbekämpfung erprobt werden.
Cannabis als Medizin in Frankreich: Seit bis zu 23 Jahren versorgt die amerikanische Regierung 7 Patienten mit legalem Cannabis als Medizin. Im Jahre 1992 wurde dieses Programm von der Regierung Bush für neue Patienten geschlossen. Im Jahre 1997 sprach sich der amerikanische Ärzteverband AMA gegem die Wiederöffnung dieses Programms für weitere Patienten aus. Auf einem Kongress am 19. Juni zog der AMA nun seine ablehnende Haltung zu diesem Punkt zurück. Er bekräftigte ausserdem das Recht von Ärzten, ihren Patienten den medizinischen Gebrauch von Cannabis zu empfehlen.
AMA Takes Neutral Position on "Compassionate Use" for Medical Marijuana In Kanada können bis Juli Lizenzen zum legalen Anbau von Cannabis zur Versorgung von Patienten beantragt werden. Bereits etwa 250 Patienten in Kanada haben eine Erlaubnis zum Besitz von Cannabis.
Seattle Times: Canada Set To License Pot Farms (Kanada) 7. Leserbriefe für die Legalisierung Die Hamburger Morgenpost hat eine komplette Seite mit Leserbriefen zum Cannabisverbot veröffentlicht, so überwältigend war das Leserecho auf einen jüngsten Artikel über Razzien gegen illegale Händler. Das zeigt, dass Leserbriefe ernstgenommen werden:
Morgenpost: "Marihuana-Steuern" statt teure Razzien
Facsimile der MoPo-Leserbriefseite Das Medienprojekt MAP-DE, die deutsche Version des Media Awareness Project, ist auf den Server des Original-MAP umgezogen. Der Inhalt der Site hat sich kaum geändert, auch die Leserbriefarchive von Joe Wein und Jorgen Schäfer gibt es noch. Die deutsche Unterseite erreichen Sie direkt unter http://www.mapinc.org/mapde/. Derzeit über 130 Teilnehmer lesen Artikel zu drogenpolitischen Themen und antworten darauf mit Leserbriefen.
Leserbriefaktion MAP-DE:
8. Peggy Mann, Gabriel Nahas
Eine kürzliche Buchempfehlung in der "Welt" für das Buch "Hasch - Zerstörung einer Legende" der amerikanischen Autorin Peggy Mann hat uns dazu veranlasst, einen Text zu diesem Buch auf unsere Website zu stellen, ebenso über den darin besonders oft zitierten Nervenarzt Dr. Gabriel Nahas. Das Buch beruft sich auf einseitig ausgewählte, über zwanzig Jahre alte, wissenschaftlich weitgehend diskreditierte Studien. Dr Nahas ist ein Fanatiker der mit unseriösen Mitteln arbeitet. Er arbeitet unter anderem auch mit der Schweizer Psychosekte VPM zusammen.
Informationen zu Peggy Mann: "Hasch - Die Zerstörung einer Legende" 9. Drogen im Fernsehen Wir haben einen Link zu einer Übersicht von Fernsehsendungen um Drogen unserem Terminkalender hinzugefügt:
Drogen im Fernsehen (Übersicht der nächsten Wochen) 10. Termine zu Cannabis und Drogenpolitik:
15.07. Mannheim: Benefizveranstaltung "Verfassungsklage Cannabis als Medizin"
Diese und andere Ankündigungen finden Sie bei unseren Terminen. Mit freundlichen Grüssen Joe Wein Kontakt: info@cannabislegal.de Anmeldung: cannabislegalnews-subscribe@yahoogroups.com Abmeldung: cannabislegalnews-unsubscribe@yahoogroups.com |