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CannabisLegalNews (Nummer 146, 20.02.2004)

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INHALT

1. IACM: Wortbruch der Bundesregierung
2. Verwaltungsgericht Köln verhandelt über Cannabis als Medizin
3. Passau: Hanftag verlief ohne Probleme
4. Schweizer Studie zu Drogenkonsum bei Jugendlichen
5. Kuchenbäcker reumütig
6. Schweden: Viermal mehr Drogentote
7. Termine zu Cannabis und Drogenpolitik


1. IACM: Wortbruch der Bundesregierung
http://www.cannabislegal.de/cln/cln146.htm#1

Die Bundesregierung läßt Patienten im Regen stehen. Auszüge aus Cannabispflanzen werden nicht verschreibungsfähig gemacht, obwohl die Apothekerverbände bereits im vergangenen Sommer eine vor fünf Jahren vom Bundesgesundheitsministerium bestellte Rezepturvorschrift dafür vorgelegt haben:

Deutschland: Wortbruch der Bundesregierung zu Cannabis als Medizin

Das Bundesgesundheitsministerium teilte der Arbeitsgemeinschaft Cannabis als Medizin (ACM) in einem Schreiben vom 29. Januar 2004 mit, dass das Ministerium "vorerst" keinen Cannabisextrakt verschreibungsfähig machen wolle. Der wissenschaftliche Erkenntnisstand zur medizinischen Wirkung von Cannabis reiche nicht aus, um einen solchen Schritt zu rechtfertigen.

Im Frühjahr 1999 hatte das Gesundheitsministerium die dafür zuständige Institution der deutschen Apothekerverbände gebeten, eine Rezepturvorschrift für einen Cannabisextrakt zu entwickeln, damit Apotheker solche Extrakte herstellen könnten. Vertretern der ACM war zu dieser Zeit mitgeteilt worden, die Bundesregierung plane eine Gesetzesänderung, um Ärzten die Verschreibung dieses Extraktes zu erlauben. Ein Cannabisextrakt könne bereits im Herbst 2001 verfügbar sein.

In einem gemeinsamen Beitrag eines Vertreters der Bundesärztekammer und des Bundesgesundheitsministeriums für das Deutsche Ärzteblatt, die Deutsche Apothekerzeitung und die Pharmazeutische Zeitung vom April 2001 wurde die Position des Bundesgesundheitsministeriums der Fachöffentlichkeit bekannt gemacht, nach der "die Aufnahme von Cannabisextrakt in die Anlage III des BtMG vorbereitet" werde. In einem Schreiben des Bundesgesundheitsministeriums an den Petitionsausschuss des Deutschen Bundestages vom 28. September 2001 wird diese Absicht wiederholt.

Nach einigen Verzögerungen legten die deutschen Apothekerverbände im Sommer 2003 ihren Entwurf einer Rezepturvorschrift für einen Cannabisextrakt vor. Das Bundesgesundheitsministerium schreibt nun, diese Rezepturvorschrift sei ihr "zugeleitet" worden, und ignoriert, dass sie diese angefordert hatte. Anstatt die notwendige Gesetzesänderung vorzubereiten, beobachte "die Bundesregierung weiterhin sorgfältig die wissenschaftlichen Bemühungen um den Nachweis der therapeutischen Wirksamkeit von Cannabisextrakt".

Der Vorsitzende der ACM, Dr. Franjo Grotenhermen, bezeichnete dieses Verhalten als "Täuschung der Öffentlichkeit und unverfrorenen Wortbruch". Die im Brief vorgetragene Begründung sei schwach, fragwürdig und durch eine "herzlose Bürokratensprache" gekennzeichnet. "Die Bundesregierung steckt in politischen Schwierigkeiten und versucht offensichtlich, einen weiteren möglichen Angriffspunkt zu vermeiden, auf dem Rücken von Patienten."

IACM - Homepage
http://www.cannabis-med.org/

Cannabis als Medizin
http://www.cannabislegal.de/cannabisinfo/medizin.htm


2. Verwaltungsgericht Köln verhandelt über Cannabis als Medizin
http://www.cannabislegal.de/cln/cln146.htm#2

Am Donnerstag (17.02.2004) verhandelte das Verwaltungsgericht Köln eine Klage des Morbus-Crohn-Patienten Michael Grosse und von fünf anderen Klägern gegen das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM). Wir werden darüber berichten, wenn uns eine Entscheidung vorliegt.

Das BfArM hatte die Anträge der Patienten auf eine Genehmigung zum Umgang mit Cannabis abgelehnt, obwohl das Bundesverfassungsgericht entschieden hatte, dass die medizinische Behandlung von Patienten im öffentlichen Interesse liege. Eine Genehmigung kann nur bei im öffentlichen Interesse liegenden Gründen erteilt werden.

Voriges Jahr wurde Michael Grosse vom Amtsgericht Berlin verurteilt, nicht weil er Cannabis zur Selbsttherapie angebaut hatte, sondern weil er mehr als seinen Jahresverbrauch auf einmal produzierte. Demnächst wird er sich eine Anlage zum Anbau in der Wohnung kaufen.

Der Hanfbauer [Zeit, 12.02.2004]
http://www.zeit.de/2004/08/Hanf

Berlin: Keine Berufung gegen Anbauerlaubnis [CLN#138, 12.12.2003]
http://www.cannabislegal.de/cln/cln138.htm#1

Berlin: Patient darf straffrei Cannabispflanzen anbauen [CLN#136, 28.11.2003]
http://www.cannabislegal.de/cln/cln136.htm#2

Studie bestätigt Wirksamkeit von Cannabis bei Multipler Sklerose [CLN#134, 14.11.2003]
http://www.cannabislegal.de/cln/cln134.htm#3

Köln: Ärzte fordern Cannabis als Medizin [CLN#126, 19.09.2003]
http://www.cannabislegal.de/cln/cln126.htm#3

Cannabis als Medizin:
http://www.cannabislegal.de/cannabisinfo/medizin.htm


3. Passau: Hanftag verlief ohne Probleme
http://www.cannabislegal.de/cln/cln146.htm#3

Ohne besondere Zwischenfälle verliefen die Hanftage in Passau vom 12. bis 14.02.2004. Die vom Veranstalter eingerichtete Hotline für den Fall von Verhaftungen blieb unbenutzt. "Die Hanftage waren ein voller Erfolg, und auch das Verhältnis zur Polizei war sehr entspannt", berichtete Veranstalter Sokratis Zacharopoulos der Passauer Neuen Presse. "Wir werden auf jeden Fall auch nächstes Jahr wieder nach Passau kommen."

Die Vorführung des Dokumentarfilms "Haschisch" am ersten Abdend war ausverkauft, für etwa 20 weitere Personen war kein Platz mehr. Die Podiumsdiskussion im Unterhaus am zweiten Tag war ebenfalls voll. Dass sich bei der Demonstration am Samstag nur etwa 50 Personen beteiligten - viele Einheimische hatten Angst, ihr Gesicht zu zeigen - verhinderte nicht, dass das Thema Cannabislegalisierung in Niederbayern Beachtung fand. Zwei Radiosender und ein regionaler Fernsehsender berichteten, daneben gab es mehrere Artikel in der Regionalpresse.

An der Podiumsdiskussion am Freitag nahm Armin Dickl von der Jungen Union Passau teil, nachdem die Bundestagsabgeordneten Gerline Kaupa und Andreas Scheuer (beide CSU) aus "Zeitgründen" abgesagt hatten. Ebenfalls beteiligt waren Tilmann Holzer vom Verein für Drogenpolitik (VfD) und Carsten Labudda, drogenpolitischer Sprecher des sozialistischen Jugendverbandes ['solid].

Nächstes Jahr sollen wieder Hanftage in Passau sein [PNP, 16.02.2004]
http://pnp.de/ngen/such.php?cid=29-4713602&Ressort=asta

Hanfinitiative - Homepage
http://www.hanfinitiative.de

Verein für Drogenpolitik e.V. - Homepage
http://www.drogenpolitik.org

Drogenpolitik in den Ländern: Bayern
http://www.cannabislegal.de/politik/laender.htm#by


4. Schweizer Studie zu Drogenkonsum bei Jugendlichen
http://www.cannabislegal.de/cln/cln146.htm#4

Eine vom Schweizer Bundesamt für Gesundheit (BAG) unterstützte Studie des Jugendpsychiatriedienstes der Universität Lausanne hat sich mit dem Drogenkonsum von Jugendlichen im Westen der Schweiz befasst. Die Studiengruppe umfasste 102 Jungen und Mädchen zwischen 14 und 19 Jahren in der Waadt und in Genf, die regelmäßig psychoaktive Substanzen konsumierten, wie etwa 10% ihrer Altersgenossen in der Schweiz. Zwei Drittel von ihnen waren tägliche Cannabiskonsumenten. Tabak wurde bereits ab einem Alter von 13 Jahren konsumiert, gefolgt von Alkohol ab 14, Cannabis erst später, wobei mehr Zigarettenraucher Cannabis konsumieren als Nichtraucher.

Bei pubertierenden Konsumenten mit Problemen entwickelten sich Konsum und Probleme parallel, so die Psychologin Léonie Chinet zur Nachrichtenagentur SDA. Weder sei der Konsum die Ursache für die Probleme noch die Problem die Ursache für Konsum. Dieser sei in diesen Fällen vielmehr ein Versuch zur Problembewältigung. Eine präventive Wirkung der repressiven Cannabispolitik im Westen der Schweiz konnte nicht festgestellt werden.

Kiffen als Selbstmedikation

Auffällig für die Forschungsleiterin Monique Bolognini ist auch das Ausmass psychischer Probleme bei Jugendlichen mit hohem Cannabiskonsum. Über 80 Prozent der Mädchen und fast die Hälfte der Jungen kennen depressive Phasen, die Hälfte der Jugendlichen erlebt Angstgefühle. Ein Drittel der Mädchen leidet an Essstörungen, gegen 45 Prozent hat gar Selbstmordversuche hinter sich. Für viele wird das Kiffen zu einer Form der Selbstmedikation, sagt Bolognini auf Anfrage; zum Versuch, seelischen Schmerz im Rausch zu lindern. Positiv wertet man beim BAG, dass nicht alle untersuchten Konsumenten mit psychischen Schwierigkeiten zu kämpfen haben, und warnt vor Gleichmacherei. Auch scheint die Studie die Erkenntnis zu bestätigen, dass die repressive Drogenpolitik keine Abschreckung ausübt. Selbst in der strengen Waadt, sagt Bolognini, hätten sich die Jugendlichen vom Drogenverbot nicht beeindrucken lassen und auch kein Problembewusstsein gezeigt. Was heisst das nun für die Prävention? Dass man jugendliche Kiffer nicht bl
oss auf ihren Konsum reduzieren dürfe, sagt Bernhard Meili, Präventionsfachmann beim BAG. Sondern ihr soziales, familiäres und psychologisches Umfeld mit zu berücksichtigen habe.

Junge Kiffer und ihre Probleme [Tages-Anzeiger (CH), 19.02.2004]
http://www.tagi.ch/dyn/news/schweiz/350242.html

Cannabis in der Schweiz
http://www.cannabislegal.de/international/ch.htm


5. Kuchenbäcker reumütig
http://www.cannabislegal.de/cln/cln146.htm#5

Vor der versammelten Schüler- und Lehrerschaft eines Lüneburger Gymnasiums hat sich ein 19-Jähriger angehender Abiturient für einen mit Cannabis versetzten Kuchen entschuldigt. 10 Lehrer hatten nach dem Konsum des Kuchens wegen des unerwarteten Cannabisrausches ein Krankenhaus aufgesucht. Die Polizei war ihm durch die Aussage eines Mitschülers auf die Spur gekommen und hatte seine Wohnung durchsucht. Nun will er zur Wiedergutmachung freiwillig 10 Tage in einem Krankenhaus arbeiten. Der Schulleiter stellte in Aussicht, dass er an der Schule bleiben könne.

Nach Angaben von Schulleiter Homburg schrieb der Gymnasiast außerdem an die geschädigten Lehrer einen Entschuldigungsbrief. Die Tat werde von Ole «ehrlich bereut». Die öffentlichen Entschuldigungen, auf die man sich mit dem Schüler geeinigt habe, würden hoffentlich mehr bewirken als eine Strafe, die niemanden nutze. «Wir wollen damit verhindern, dass er von der Schule fliegt», betonte Homburg. Die endgültige Entscheidung über den geplanten Verzicht auf einen Schulverweis liege aber bei der Gesamtkonferenz. Die gegen ihren Willen berauschten Lehrer hätten zum Teil immer noch Schlafprobleme und Ängste.

19-jähriger Haschischkuchen-Bäcker entschuldigt sich [Yahoo! Nachrichten, 16.02.2004]
http://de.news.yahoo.com/040216/12/3vvph.html

Ole war's, und es tut ihm Leid [Spiegel online, 16.02.2004]
http://www.spiegel.de/unispiegel/wunderbar/0,1518,286628,00.html

Cannabis an der Schule [CLN#145, 13.02.2004]
http://www.cannabislegal.de/cln/cln145.htm#3


6. Schweden: Viermal mehr Drogentote
http://www.cannabislegal.de/cln/cln146.htm#6

Nach einem Bericht des schwedischen Fernsehens (SVT) vom vergangenen Mittwoch (11.02.2004) hat sich die Zahl der Drogentoten in Schweden innerhalb der letzten 9 Jahre vervierfacht. Laut Statistiken von amtlichen Untersuchungen von Todesursachen stieg die Zahl der tödlichen Vergiftungen von 99 im Jahre 1995 auf 425 im Jahre 2002 und 413 im vergangenen Jahr. In Göteborg stieg die Zahl der Toten von einem im Jahre 1995 auf 53 im vergangenen Jahr. Nichtdestotrotz versucht die schwedische Regierung, ihre drogenpolitische Linie in andere europäische Länder zu exportieren.

Deutschland hat neunmal mehr Einwohner als Schweden (8,8 Millionen), aber weniger als das Vierfache der Zahl der Drogentoten des skandinavischen Landes. Die Häufigkeit von drogenbedingten Todesfällen bezogen auf die Einwohnerzahl liegt in Schweden also mehr als doppelt so hoch als in Deutschland, wo sie wiederum deutlich höher liegt als in den Niederlanden.

Schweden ist europaweit für seine harte Linie bei illegalen Substanzen bekannt. Die schwedische Regierung hat sich das Ziel einer "drogenfreien Gesellschaft" gesetzt. Substitution von Heroinabhängigen mit Methadon gilt immer noch als verpönt, weil diese pragmatische Überlebenshilfe nicht zur Ideologie der "Drogenfreiheit" passt, für die nur 100%ige Abstinenz akzeptabel ist.

Die hohe Drogensterblichkeit zeigt, dass die ideologisch ausgerichtete Drogenpolitik in der Praxis nicht funktioniert. Das gilt auch für die Unnachgiebigkeit, mit der Cannabis verteufelt wird. Zwar geben in offiziellen Umfragen viel weniger jüngere Schweden als Deutsche, Niederländer oder Franzosen an, Cannabis konsumiert zu haben. Dass Konsum "harter" Drogen trotzdem relativ weitverbreitet und Todesfälle im Zusammenhang damit erschreckend häufig sind, spricht gegen die "Einstiegsdrogentheorie", nach der ein Cannabisverbot geeignet sei, Probleme mit anderen Drogen zu verhindern.

Prohibitionist Sweden Sees Drug Deaths Climb [DWC#324, 13.02.2004]
http://stopthedrugwar.org/chronicle/324/sweden.shtml

Drogen in Schweden
http://www.cannabislegal.de/international/se.htm


7. Termine zu Cannabis und Drogenpolitik:

19.-21.03.2004 Bern (CH): Cannatrade
23.03.2004 Köln: Verwaltungsgerichtsklage (kimwillkiffen.de)
01./08.05.2004 Weltweit: MMM 2004
19.06.2004 Essen: Pottdemo
26.06.2004 Weltweit: Anti-Drogen-Tag der UN
10.-12.09.2004 Berlin: InterHanf 2004 (Messe)
24.-26.09.2004 Köln: CannaBusiness

Unsere Ankündigungen sowie Links finden Sie bei unseren Terminen:
http://www.cannabislegal.de/aktionen/kalender.htm

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http://www.cannabislegal.de/kontakt.htm


Mit freundlichen Grüßen

Joe Wein

http://www.cannabislegal.de


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