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CannabisLegalNews (Nummer 130, 17.10.2003)

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INHALT

1. Berlin: Wowereit gegen Reformen
2. Berlin: Kaupa (CSU) recycelt Pressemitteilung
3. Cannabis in der Pubertät
4. Alkohol in der Pubertät
5. USA: Ärzte dürfen Cannabis empfehlen
6. USA: Krieg gegen Schmerzmittel
7. USA: Tommy Chong hinter Gittern
8. Termine zu Cannabis und Drogenpolitik


1. Berlin: Wowereit gegen Reformen
http://www.cannabislegal.de/cln130.htm#1

Im Januar 2002 vereinbarten die Berliner SPD und PDS in ihrem Koalitionsvertrag eine Prüfung einer Entkriminalisierung von Cannabis. Im September brachten die Grünen und die FDP unabhängig voneinander Anträge zur Anhebung der straffreien "geringen Menge" und zu einem Modellversuch zur kontrollierten Cannabisabgabe an Erwachsene ins Abgeordnetenhaus ein. Bei einem Besuch in Mexiko (Berlin hat eine Städtepartnerschaft mit Mexiko-Stadt) hat sich nun der Berliner Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) in einer Fernsehsendung gegen eine Liberalisierung bei Cannabis ausgesprochen:

"Bei uns wird gerade die Diskussion geführt, ob wir Haschisch für den Eigenkonsum freigeben. Ich persönlich bin eher dagegen und sage, man soll Drogen verbieten. Denn wir müssen aufpassen, dass junge Leute nicht in die harte Drogenszene abrutschen", sagte Wowereit vor immerhin zehn Millionen Zuschauern in dem politischen Magazin "El Maņanero" (Der Morgenmann).

Kritik erntete er dazu aus der eigenen Partei und vom Koalitionspartner PDS sowie von zwei der drei Oppositionsparteien im Abgeordnetenhaus. Nur die CDU fand lobende Worte für Wowereit.

Der drogenpolitische Sprecher der SPD, Thomas Kleineidam meinte, er sei "nicht glücklich" über Wowereits Vorstoß und verwies auf den rot-roten Koalitionsvertrag. Wowereits Standpunkt solle an den Plänen der Koalition nichts ändern: "Wir werden die Anträge von der FDP und den Bündnisgrünen sehr wohlwollend beraten."

Die Fraktion von Bündnis 90/Die Grünen gab eine Pressemitteilung heraus:

Berlin soll endlich die Forschungsklausel des Bundesbetäubungsmittelgesetzes anwenden, um einen Modellversuch durchzuführen: Cannabisprodukte sollen für einen Testzeitraum in seriösen Fachgeschäften legal erhältlich sein - Aufklärung über Risiken und Nebenwirkungen inklusive. Die wissenschaftliche Begleitforschung soll untersuchen, ob und wie dadurch die Märkte für weiche und harte Drogen getrennt werden können und wie der Jugendschutz verbessert werden kann.

Martin Matz, drogenpolitischer Sprecher der FDP-Fraktion im Berliner Abgeordnetenhaus, bezog in einer Pressemitteilung Stellung zu den Äußerungen Wowereits:

Wowereit argumentiert, man dürfe Cannabis nicht erlauben, damit die Jugend nicht in harte Drogen abrutsche. Das Gegenteil ist der Fall: Die Verbotspolitik führt - 'Was verboten ist, das macht uns gerade scharf' - zu hohen Probierquoten unter Jugendlichen. Das Rauschmittel muss bei illegalen Dealern besorgt werden, die auch Anderes im Angebot haben. Den Cannabismarkt von gefährlichen Drogen zu trennen, ist daher sinnvoll - und das ist der Ansatz des FDP-Antrages, der bei der zuständigen Senatorin auf Zustimmung stieß. Cannabis soll als Suchtmittel zurückgedrängt werden, denn eine Verbotspolitik ā la Wowereit ist schon seit 30 Jahren in einem ständigen Prozess des Scheiterns.

Wirklich im Argen liegt besonders die Suchtprävention: Mit gezielter Aufklärung lassen sich Jugendliche von Drogen fern-, beziehungsweise zu einem vernünftigen Umgang mit Genussmitteln, anhalten. Weder die Jugendschutzvorschriften beim Alkohol noch das Cannabisverbot halten Jugendliche zwischen 12 und 16 Jahren heute von etwas ab.

Unser Kommentar an den Regierenden Bürgermeister von Berlin: Bis 1973 wurden in Deutschland Homosexuelle nicht nur diskriminiert sondern waren auch nach Paragraph 175 StGB von staatlicher Verfolgung bedroht. Unsere Gesellschaft ist seitdem etwas toleranter geworden und Vorurteile wurden zurückgedrängt. Nichtdestotrotz sind Cannabiskonsumenten heute noch in einer ähnlichen Lage. Und das ist nicht gut so, Herr Wowereit!

Der Schwatz der Sierra Madre [Tagesspiegel, 16.10.2003]
http://www.tagesspiegel.de/pubs/aktuell/pageviewer.asp?TextID=31626

Leserbrief-Adresse des Tagesspiegels:
mailto:leserbriefe@tagesspiegel.de

Wowereit spricht sich gegen Drogenfreigabe aus [Berliner Morgenpost, 15.10.2003]
http://morgenpost.berlin1.de/inhalt/titel/story634996.html

Leserbrief-Adresse der Berliner Morgenpost:
mailto:redaktion@berliner-morgenpost.de

Drogenpolitik ā la Mexicana [taz, 16.10.2003]
http://www.taz.de/pt/2003/10/16/a0216.nf/text.ges,1

Drogenpolitisches Chaos mit mexikanischen Zwischenrufen [FDP PM-Nummer: 340/2003, 15.10.2003]
http://www.fdpfraktionberlin.de/Pressestelle/index.php?cat=Pressemitteilung_einzel&id=647

Homepage der FDP-Fraktion in Berlin:
http://www.fdpfraktionberlin.de/

In der Drogenpolitik: Wowereit auf CDU-Linie [PM Bündnis 90/Die Grünen, 15.10.2003]
http://www.cannabislegal.de/politik/gruene-pm031015.htm

Homepage von Bündnis 90/Die Grünen in Berlin:
http://www.gruene-berlin.de/

Cannabis, Clowns und CDU - Wowereit verirrt? [Grüne Jugend Brandenburg, 16.10.2003]
http://www.cannabislegal.de/politik/gj-pm031016.htm

Drogenpolitik in den Ländern: Berlin
http://www.cannabislegal.de/politik/laender.htm#be


2. Berlin: Kaupa (CSU) recycelt Pressemitteilung
http://www.cannabislegal.de/cln130.htm#2

Hat MdB Wolfgang Zeitlmann (CSU) mit seiner wiederverwerteten Pressemitteilung (siehe CLN#128 ) in seiner Fraktion etwa einen Trend gestartet? Eine am 16.10.2003 veröffentlichte Pressemitteilung von Gerlinde Kaupa (CSU), der drogenpolitischen Sprecherin der CDU/CSU-Fraktion im Bundestag, besteht zu 80% aus dem Text einer anderen Pressemitteilung von ihr vom 25.08.2003. Neu ist nur der Anfang:

Zu den Äußerungen des Regierenden Bürgermeisters von Berlin von Klaus Wowereit bei einer Talkshow im mexikanischen Fernsehen erklärt die Drogenbeauftragte der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Gerlinde Kaupa MdB:

Klaus Wowereit folgt bei seiner Drogenpolitik eindeutig den Vorgaben der Union und erteilt den Absichten seiner eigenen Berliner Koalition, den Eigenbesitz von Cannabis auf 15g anzuheben, eine klare Absage.

In der Tat ist es so, dass eine weitere Legalisierung, eine vernünftige und verantwortungsvolle Drogenprävention unterlaufen würde. Eine weitere Legalisierung und Freigabe von Cannabisbesitz ist nichts weiter als Werbung für ein gefährliches Produkt, die dazu beiträgt, Cannabis und die Folgen seines Gebrauchs als Alltagsdroge zu verharmlosen und die Hemmschwelle, illegale Suchtstoffe zu konsumieren weiter, herabzusenken. Die Einstiegsdroge Cannabis darf nicht bagatellisiert werden.

Mehr als ein Drittel der Jugendlichen und jungen Erwachsenen machen als Cannabiskonsumenten die Erfahrung, dass diese illegale Droge nicht mehr, sondern eher weniger Probleme verursacht als die legalen Drogen Alkohol und Nikotin. Die unerwartete Erfahrung, dass der gesetzliche Status einer Droge in keinem nachvollziehbaren Verhältnis zu ihrer Gefärlichkeit steht, senkt natürlich tendenziell die Hemmschwelle, weitere (und wahrscheinlich deutlich riskantere) illegale Drogen zu probieren. Das ist aber dann ein Eigentor der derzeitigen Verbotspolitik: Wer Cannabis verteufelt, der bagatellisiert unabsichtlich andere legale und illegale Drogen, deren Konsum mit deutlich mehr gesundheitlichen Risiken verbunden ist als der Konsum von Cannabis.

CDU/CSU hat vernünftigere Drogen- und Suchtpolitik [Gerlinde Kaupa (CSU), 16.10.2003]
http://www.presroi.de/daily/2003/10/20031016.html

Gerlinde Kaupa (MdB, CSU):
http://www.cannabislegal.de/politik/csu-kaupa.htm

Zeitlmann (CSU) recycelt Pressemitteilung [CLN#128, 03.10.2003]
http://www.cannabislegal.de/cln/cln128.htm#3

Argument: "Cannabis ist eine Einstiegsdroge"
http://www.cannabislegal.de/argumente/einstieg.htm

CDU/CSU und Cannabis:
http://www.cannabislegal.de/politik/cducsu.htm


3. Cannabis in der Pubertät
http://www.cannabislegal.de/cln130.htm#3

Viele Tageszeitungen haben über Ergebnisse einer Studie aus Bremen über Cannabiskonsum in der Pubertät berichtet:

Bremen (dpa) - Der Konsum von Haschisch und Marihuana in der Pubertät kann Bremer Wissenschaftlern zufolge das Kurzzeitgedächtnis dauerhaft schädigen. Das schließen die Hirnforscher der Universität Bremen aus Experimenten mit Ratten, deren Ergebnisse auf Menschen übertragbar seien. Für Erwachsene sind den Angaben vom Donnerstag zufolge keine entsprechenden Wirkungen beobachtet worden. Auf dem Weg zur Geschlechtsreife seien die Andock-Stellen im Gehirn für viele Stoffe besonders empfänglich, hieß es. Das gelte unter anderem für Cannabis, Alkohol und Nikotin. Nach den Ergebnissen ihrer Cannabis-Studie halten die Autoren Miriam Schneider und Michael Koch sogar einen Zusammenhang zwischen Schizophrenie und Haschisch in der Pubertät für möglich.

Sollten die Schlüsse der Wissenschaftler zutreffen, wäre das ein Grund mehr, endlich eine Drogenpolitik zu betreiben, die wirksamen Jugendschutz ermöglicht. Der derzeitige unkontrollierbare Schwarzmarkt und die verbotsbedingte Tabuisierung des Konsums, die eine wirksame Prävention erschwert, sind dafür keine geeignete Grundlage.

Wie weit die Ergebnisse der Studie tatsächlich auf Jugendliche übertragbar sind, ist schwer zu sagen.

  • Eine Ratte ist mit nur 70 Tagen erwachsen. Die Rattenpubertät, während derer die Versuchstiere eine Substanz verabreicht bekamen, die ähnlich wirkt wie der Cannabishauptwirkstoff THC, dauert nur ca. einen Monat. Bei Menschen dauert die Geschlechtsreife im Schnitt 4 1/2 Jahre (d.h. 54 Monate).
  • Die Ratten bekamen Injektionen von 1,2 mg des Cannabinoids WIN 55,212-2 (WIN-2) pro kg Körpergewicht. An zehn Tagen bekamen die Ratten keine Drogen, an weiteren 10 Tagen wurde ihnen jeweils eine Dosis verabreicht und an fünf Tagen jeweils zwei Dosen. Die Tiere standen also während ihrer Pubertät insgesamt an 60% aller Tage unter Drogen. Die meisten Menschen, die Cannabis gebrauchen, verwenden es dagegen nur gelegentlich. Laut Repräsentativumfrage des Instituts für Therapieforschung konsumierten nur 10,7% der aktuellen Konsumenten an mindestens 200 Tagen des vergangenen Jahres Cannabis. 89,3% konsumierten also seltener.
  • WIN-2 kommt nicht in der Cannabispflanze vor. Es wird künstlich hergestellt und wirkt etwa 4-mal stärker als der Hauptwirkstoff von Cannabis, delta-9 THC. Auf einen 50-60 kg schweren Jugendlichen übertragen, entspricht die verwendete Dosis also 240 bis 290 mg THC, entsprechend 3 bis 3,6g Haschisch zu 8% Wirkstoffgehalt.
  • Überträgt man das Konsumverhalten, das die Wissenschaftler für die Ratten aussuchten, auf den Menschen, dann entspricht es einem Jugendlichen, der vom Alter von 13 bis 18 Jahre konstant monatlich 400-500 Euro für Haschisch ausgibt (20-25g pro Woche). Ein solches Konsummuster mag es zwar vereinzelt geben, aber es ist kaum repräsentativ, insbesondere für diese Altersgruppe.

Cannabiskonsum in der Pubertät schädigt Gedächtnis [Yahoo! Nachrichten, 09.10.2003]
http://de.news.yahoo.com/031009/3/3opey.html

Pubertal and chronic cannabinoid treatment [Neuropsychopharmacology (2003) 28, 1760–1769]
http://www.nature.com/cgi-taf/DynaPage.taf?file=/npp/journal/v28/n10/abs/1300225a.html

Argument: "Das Cannabisverbot schützt die Jugend"
http://www.cannabislegal.de/argumente/jugendschutz.htm


4. Alkohol in der Pubertät
http://www.cannabislegal.de/cln130.htm#4

Komasaufen ist bei Jugendlichen in, berichtet der Spiegel. Schon 12-Jährige landen im Krankenhaus, weil sie bis zur Bewusstlosigkeit trinken. Auf 3,7 Promille brachte es eine 13-Jährige im Mai in Lörrach im Wahlkreis der Bundesdrogenbeauftragten Marion Caspers-Merk. Mit 95.000 Euro finanziert das Bundesgesundheitsministerium nun eine Studie, die feststellen soll, warum immer mehr Jugendliche immer mehr Alkohol konsumieren. In Nordrhein-Westfalen hatten 1993/94 etwa 34% der 15-jährigen Jungen bereits mehrere Räusche. 1997/98 waren es 36%, 2001/02 schon 44%. Bei den Mädchen waren es 26%, 31% und 34%.

Dabei hatte der bundesdeutsche Alkoholkonsum bei Jugendlichen seit den 70er Jahren zunächst jahrelang abgenommen. In den letzten Jahren haben sich aber Alcopos, süße Alkoholika auf Basis von Wodka, Rum oder Tequila stark verbreitet, die besonders auf jüngere, an Limonadengeschmack gewöhnte Kunden zielen. Der Verkauf dieser Getränke an Personen unter 18 ist illegal. Um den Konsum zu bremsen hat das Schweizer Parlament bereits eine Sondersteuer von ca. 1 Euro pro 0,3 l beschlossen. Darüber denkt man nun auch im Bundesgesundheitsministerium nach. Die Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen e.V. (DHS) spricht sich für einen Steuersatz von 1 Euro pro 0,1 l für die "Einstiegsdroge Alcopops" aus (siehe DHS Pressemitteilung). Ausserdem fordert der Verband ein Werbeverbot und Warnhinweise analog zu Zigarettenschachteln.

Was es nicht geben wird, ist ein Verbot für Erwachsene, wie bei Cannabis. Glücklicherweise: Während der amerikanischen Alkoholprohibition in den 20er Jahren nahm Alkoholkonsum unter Jugendlichen epidemische Ausmasse an, nachdem es im Schwarzmarkt keine Alterskontrollen mehr gab. Mit eine Rolle spielte damals schon die Verbreitung von Cocktails. Der Schwarzmarktschnaps wurde vielfach zur Tarnung mit Fruchtsäften vermischt. Der mildere Geschmack eroberte neue Konsumentengruppen unter Frauen und Jugendlichen.

Süße Bomben [spiegel.de, Ausgabe 42/2003]
http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,269410,00.html

Voll im Rausch (Grafik) [spiegel.de]
http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,grossbild-298795-269410,00.html

DHS-Pressemitteilung [DHS, 09.10.2003]
http://www.optipage.de/suchtfragen/newsletter/alcopops/


5. USA: Ärzte dürfen Cannabis empfehlen
http://www.cannabislegal.de/cln130.htm#5

Die US-Bundesregierung darf Ärzte nicht dafür bestrafen, dass sie Patienten Cannabis als Medizin empfehlen. So entschied der 9. U.S. Circuit Court of Appeals, ein US-Bundesgericht, das für Kalifornien und andere westliche Bundesstaaten (Alaska, Arizona, Hawaii, Idaho, Montana, Nevada, Oregon, Washington sowie Guam) zuständig ist, im April 2002. Der Oberste Gerichtshof hat diese Entscheidung jetzt bestätigt.

Nach der Verabschiedung eines Gesetzes zum medizinischen Gebrauch von Cannabis (Proposition 215) in Kalifornien im November 1996 drohte die Regierung von Präisdent Clinton, Ärzten ihre Lizenz zur Verschreibung von Betäubungsmitteln zu entziehen, wenn sie Patienten Cannabis empfehlen. Kalifornische Ärzte klagten dagegen und das Bundesgericht gab ihnen am 08.04.2002 Recht. Die Regierung von Präsident Bush legte gegen die Entscheidung Berufung ein. Dieser Antrag auf ein Berufungsverfahren wurde nun vom Obersten Gerichtshof abgelehnt.

Damit steht fest, dass Ärzte das Recht haben, Cannabis zu empfehlen, wenn sie das für medizinisch sinnvoll halten. Der Besitz von Cannabis ist in Kalifornien und einigen anderen Bundesstaaten nur dann straffrei, wenn eine Empfehlung eines Arztes vorliegt.

Bevor der derzeitige kalifornische Gouverneur Gray Davis für "Gubernator" Arnold Schwarzenegger Platz macht, hat er am Sonntag, 12.10.2003 ein Gesetz zu Cannabis als Medizin unterschrieben. S.B. 420 ("Senate Bill 420") führt unter anderem besondere Ausweiskarten ein, damit Patienten der Polizei beweisen können, dass sie kein Gesetz brechen, wenn sie Cannabis besitzen. Die Ausstellung eines solchen Patientenausweises ist freiwillig und dient zum Schutz vor Verhaftungen und Beschlagnahmungen. Sie ist keine Voraussetzung dafür, dass Patienten vor Gericht straffrei ausgehen (Proposition 215 sah keine Ausweispflicht vor). Das Gesetz stellt ausserdem klar, dass Kooperativen zum Anbau und zur Verteilung von Cannabis für medizinische Zwecke kein Gesetz brechen. Proposition 215 nahm nur Patienten und ihren "hauptsächlichen Pfleger" (primary caregiver) vom Cannabisverbot aus.

Gouverneur Davis war kein Befürworter von Proposition 215. Sein größter Spender im Wahlkampf war die Gewerkschaft der Gefängniswärter. Hätte Davis S.B. 420 nicht unterschrieben, dann wäre das Gesetz auch ohne seine Unterschrift in Kraft getreten, da er in Kürze aus dem Amt scheidet.

Schwarzenegger, sein gewählte Nachfolger, unterstützt im Gegensatz zu seinen Parteikollegen George W. Bush und Pete Wilson, dem vorigen republikanischen Gouverneur Kaliforniens, den medizinischen Gebrauch von Cannabis.

Davis unterschrieb ausserdem ein Gesetz, das der Universität von Kalifornien Mittel für Studien zu Cannabis zur Verfügung stellt.

Supreme Court Rejects Bush Administration Attempt To Gut Medical Marijuana Laws [MPP, 14.10.2003]
http://www.mpp.org/releases/nr101403.html

Recommending Pot Sounds OK To 9th Circuit [Recorder (US), 09.04.2002]
http://www.mapinc.org/drugnews/v02/n686/a04.html

Cannabis als Medizin
http://www.cannabislegal.de/cannabisinfo/medizin.htm


6. USA: Krieg gegen Schmerzmittel
http://www.cannabislegal.de/cln130.htm#6

Seit 15 Jahren moderiert Rush Limbaugh in den USA eine Radio-Show, die landesweit über 600 örtliche Sender ausgestrahlt wird und mit über 20 Millionen Zuhörern die meistgehörte politische Radiosendung des Landes ist. Limbaugh ist wegen seiner streng konservativen Linie umstritten. Viele Wähler der Republikaner verehren ihn wie ein Idol, während er auf andere wie ein rotes Tuch wirkt.

Wie eine Bombe schlug es am Freitag, 10.10. ein, als der Moderator live im Radio bekanntgab, dass er drogensüchtig ist und sich zum Entzug 30 Tage in eine Drogenklinik begeben will. Damit bestätigte er seit kurzem kursierende Gerüchte aus der Boulevardpresse, die unter Berufung auf seine Haushälterin berichtete, Limbaugh habe Tausende von Oxycodon-Pillen (US-Handelsname: OxyContin, in Deutschland: Oxygesic) auf dem Schwarzmarkt erworben. Dabei handelt es sich um ein Schmerzmittel, dass ähnlich wie Heroin oder Morphin wirkt. Jetzt ermittelt die Staatsanwaltschaft in Florida gegen ihn. Limbaugh hatte vor Jahren eine Wirbelsäulenoperation, nach der er auf Schmerzmittel angewiesen war. Er soll bereits seit fünf Jahren opioidabhängig sein, ohne dass jemand etwas davon merkte.

Etwa 50 Millionen Amerikaner leiden an chronischen Schmerzen. Jährlich unterziehen sich 150.000 von ihnen einer Wirbelsäulenoperation, bei der mehrere Wirbel miteinander verbunden werden, weil einige davon zu abgenutzt sind.

Die Bundesdrogenpolizei DEA drängt auf eine noch restriktivere Verschreibungspolitik bei Schmerzmitteln, insbesondere bei Oxycodon, dass als "hillbilly heroin" ("Hinterwäldler-Heroin") vor allem in ländlichen Gegenden auf den Schwarzmarkt gelangt. Die Leidtragenden dabei sind im wahrsten Sinn des Wortes die Schmerzpatienten, die immer mehr Schwierigkeiten haben, einen Arzt zu finden, der bereit ist, ihnen eine ausreichende Menge wirksamer Schmerzmittel zu verschreiben.

Verkaufen Patienten die Pillen weiter oder kommt es durch falschen Gebrauch zu einer tödlichen Überdosis (meist durch Mischkonsum mit Alkohol), dann droht dem Arzt eine Razzia durch das Drogendezernat, Beschlagnahmung der Akten und vorläufige Schliessung der Praxis. Die anderen Patienten müssen dann schlagartig einen neuen Arzt finden. Sogar wenn das Verfahren eingestellt wird, wie bei Dr. Frank Fisher aus Nordkalifornien, ist oft bereits die berufliche Existenz ruiniert.

Ein anderes Schmerzmittel, das im Gegensatz zu Oxycodon und anderen Opioiden und Opiaten keine körperliche Abhängigkeit verursacht und von dem auch keine Todesfälle durch Überdosierung bekannt sind, bleibt Schmerzpatienten in den USA und in Deutschland bisher gleichermassen verwehrt: Cannabis. In den Niederlanden ist es wieder in Apotheken erhältlich, so wie früher auch in Deutschland.

Limbaugh Says He's Addicted To Painkillers, Will Check Into Rehab [Sarasota Herald-Tribune (US), 11.10.2003]
http://www.mapinc.org/drugnews/v03/n1560/a12.html

Law Enforcement Officials Nationwide Are Targeting Doctors [Roanoke Times (US), 28.09.2003]
http://www.mapinc.org/drugnews/v03/n1495/a09.html

Cannabis and Pain Management [Ethan Russo MD, Cannabis Health Magazine (CA), 01.09.2003]
http://www.mapinc.org/drugnews/v03/n1296/a07.html


7. USA: Tommy Chong hinter Gittern
http://www.cannabislegal.de/cln130.htm#7

Tommy Chong, eine Hälfte des amerikanischen Komikerduos Cheech & Chong ("Viel Rauch um Nichts", 1978) trat am Mittwoch, 08.10.2003 eine Haftstrafe im Bundesgefängnis Taft bei Bakersfield in Kalifornien an. Bis nächsten Mai ist er Häftling Nr. 07798-068. Am 11. September 2003 hatte ein Gericht den 65-Jährigen für den Verkauf von Glaspfeifen zu neun Monaten Haft verurteilt (siehe CLN#125, 12.09.2003). Mit Galgenhumor beschrieb Chong bei einem seiner letzten Bühnenauftritte die morgendliche Razzia bei ihm im Haus.

"Sie haben mich am Ende doch erwischt", sagte er. "Ich habe es seit 30 Jahren versucht."
(Gelächter)

"Sie sagten, 'aus dem Weg, das ist eine Razzia.' Sie hatten Taschenlampen dabei. Ich sagte "Was sucht ihr denn, den Lichtschalter?"
(Gelächter)

"Die DEA (Bundesdrogenpolizei) sagte, 'Haben Sie Marihuana im Haus?' Ich sagte, "Natürlich, ich bin doch Tommy Chong.' "
(Gelächter)

"Er sagte, 'Wir haben keinen Durchsuchungsbefehl für Pot (Cannabis).' Ich sagte, 'Verstehe ich das richtig - Sie sind die DEA und suchen nicht nach Pot?'"
(Gelächter)

"Nun, nach was suchen Sie denn dann überhaupt?"

"Glaspfeifen."

Wer ihm schreiben will:

Thomas Kin Chong
07798-068
Taft CI
1500 Cadet Road
Taft, CA 93268
USA

He's taking one big hit [LA Times (US), 10.10.2003]
http://www.latimes.com/features/lifestyle/cl-et-macgregor10oct10,1,2080219.story

USA: Neun Monate Haft für Tommy Chong [CLN#125, 12.09.2003]
http://www.cannabislegal.de/cln/cln125.htm#6

Cannabis in den USA:
http://www.cannabislegal.de/international/us.htm


8. Termine zu Cannabis und Drogenpolitik:

07.-09.11.2003 Paris (FR): 4. Pariser Hanfausstellung
19.-21.03.2004 Bern (CH): Cannatrade
01./08.05.2004 Weltweit: MMM 2004
26.06.2004 Weltweit: Anti-Drogen-Tag der UN

Unsere Ankündigungen sowie Links finden Sie bei unseren Terminen:
http://www.cannabislegal.de/aktionen/kalender.htm

Wissen Sie von Veranstaltungen? Schreiben Sie uns!
http://www.cannabislegal.de/kontakt.htm


Mit freundlichen Grüßen

Joe Wein

http://www.cannabislegal.de


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