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CannabisLegalNews (Nummer 74, 30.08.2002)

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INHALT

1. Führerscheinentzug bei mehrjährigem Cannabiskonsum
2. Verbraucherschutz bei Drogenkonsum
3. Provokante Aktion der Hamburger Julis
4. Dr. Nedelmann antwortet dem SPIEGEL
5. akzept Drogenkongress am 27.-29.09.
6. Kanada: Patienten demonstrieren
7. Am Samstag Hanfparade!
8. Wir berichteten vorige Woche
9. Termine zu Cannabis und Drogenpolitik


1. Führerscheinentzug bei mehrjährigem Cannabiskonsum

Hatte das Bundesverfassungsgericht am 12.07.2002 entschieden, dass eine Anordnung eines Drogentests allein aufgrund des Besitzes einer geringen Menge Cannabis ohne direkten Bezug zum Strassenverkehr unrechtmässig ist, so urteilte das Verwaltungsgericht Trier nun, dass eine solche Untersuchung bei mehrjährigem Konsum gerechtfertig sei. Laut eines Urteils hatte der 21-Jährige Betroffene über einen Zeitraum von vier Jahren Cannabis konsumiert. Zu einem von der Führerscheinstelle angeordneten Haartest erschien er ohne Kopfhaare. Eine medizinische-psychologische Untersuchung (MPU, im Volksmund "Idiotentest" genannt) verweigerte er. Darauf hin wurde ihm die Fahrerlaubnis entzogen.

Das Bundesverkehrsministerium hat dem Bundesnetzwerk Drogen der Grünen mitgeteilt, dass auch nach der Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts vorerst keine Änderung der Fahrerlaubnisverordnung (FEV) geplant sei. Bei der vom Bundesverfassungsgericht als widerrechtlich eingestuften Praxis der Fahrerlaubnisstellen handele es sich um eine Auslegung einer Kann-Bestimmung. Bevor über Änderungen oder Klarstellungen in der FEV entschieden werde, müsse man zunächst einen Einblick in die Praxis der Länder gewinnen. Es ist also gut möglich, dass ein CDU/CSU-Bundesverkehrsminister die derzeitige Rechtslage ohne Reform "erbt".

Führerscheinentzug bei Haschischkonsum rechtmäßig [web.de, 29.08.2002]
http://portale.web.de/Schlagzeilen/News/?msg_id=1778611

Cannabis und Führerschein:
http://www.cannabislegal.de/recht/fs.htm


2. Verbraucherschutz bei Drogenkonsum

In Österreich ist mit Strychnin versetztes Heroin auf dem Markt aufgetaucht. Dass dieses auch als Rattengift verwendete Alkaloid jener Schwarzmarktdroge beigemischt wird, kursiert seit langem als Gerücht, aber erstmals wurde das Gift nun bei einer Laboranalyse nachgewiesen. Zum Glück waren die festgestellten Konzentrationen jedoch nicht lebensgefährlich. Bis Heroin beim Endkunden ankommt, wird es mehrfach gestreckt und enthält meist nur noch wenige Prozent des aktiven Wirkstoffs, der Rest besteht aus Milchzucker, zermahlenen Kopfschmerztabletten und anderen Streckmitteln. Warum aber Strychnin? Diese Substaz ist extrem bitter und erschwert es daher den Heroinkäufern, einen niedrigen Wirkstoffgehalt von Strassenheroin anhand einer Geschmacksprobe zu erkennen.

Durch das gesetzliche Verbot von bestimmten Drogen übergibt der Gesetzgeber den Handel mit diesem Drogen Schwarzhändlern. Auf dem Schwarzmarkt gibt es, anders als etwa bei dem in der derzeit laufenden Arzneimittelstudie verwendeten Heroin, keine Qualitätskontrolle und keinen Verbraucherschutz. Das war auch während der amerikanischen Alkoholprohibition der Fall, als mit Holzgeist (Methanol) versetzter Industriealkohol aus dem Schwarzmarkt zahlreiche Menschen das Augenlicht oder gar das Leben kostete. Die Notwendigkeit des Verbraucherschutzes wurde bei dieser Droge schon sehr früh erkannt: Am 30. November 1487 erliess Herzog Albrecht IV das Bayerische Reinheitsgebot, nach dem zur Bierherstellung nur Hopfen, Malz und Wasser verwendet werden durften. Es war eines der ältesten Drogengesetze Deutschlands. Vorher war Bier manchmal mit Bilsenkraut versetzt worden (dem die Bierstadt Pilsen ihren Namen verdankt), einer Pflanze, die bizarre Halluzinationen auslösen kann. Für Konsumenten anderer Drogen als Alkohol gibt
es auch ein halbes Jahrtausend später noch keinen Verbraucherschutz.

Bei Cannabis sind Streckmittel zwar im allgemeinen ein weit geringeres Problem als bei halb- oder vollsynthetischen Drogen wie Heroin, Kokain und Amphetamin. Dennoch gibt es auch hier Gerüchte über mit Opium oder Heroin versetztes Haschisch oder mit Crack oder LSD behandeltes Marihuana. Angeblich wollen Dealer so Cannabiskonsumenten von harten Drogen abhängig machen, um mehr zu verkaufen. Allerdings ist aus Europa kein einziger Fall gerichtsmedizinisch dokumentiert, wo tatsächlich ein Opiat in wirksamen Dosierungen in Haschisch nachgewiesen worden wäre. Opiate und Kokain sind viel zu teuer, als dass sich ein solcher Versuch rentieren würde. LSD und Meskalin sind als Streckmittel ungeeignet, weil sie beim Rauchen in der Gluthitze zerfallen. Ungewöhnliche Reaktionen nach Cannabiskonsum sind in aller Regel die Folge von zu hohen Dosierungen des Cannabiswirkstoffs THC.

Cannabiskraut (Marihuana), das aus Blüten und manchmal auch Blättern von Hanf besteht, ist seltener gestreckt als Cannabisharz (Haschisch), doch sind Rückstände von Pflanzenschutzmitteln oder Dünger bei beiden ein Problem. Es soll auch Fälle geben, wo Händler die Blüten mit Zuckerwasser besprühen um Harzreichtum vorzutäuschen. Die einzige psychoaktive Droge, mit der Cannabiskraut (vor allem in den USA) kontaminiert wird, ist Phencyclidin (PCP, "Angel Dust"). Es ist sowohl billig in der Herstellung als auch hitzebeständig. PCP führt oft zu extremen Halluzinationen und psychotischen Reaktionen. Mit PCP behandeltes Cannabis ist jedoch in den USA kaum verbreitet und in Europa extrem selten.

Die häufigsten Streckmittel bei Cannabisharz sind Henna, kleingemahlene unwirksame Hanfpflanzenteile und Sand. Auch viel gesundheitsschädlichere Stoffe kommen jedoch vor, z.B. Altöl oder Schuhcreme, die krebserregendes Benzol enthält. Das verbreitetste und wohl am meisten Schäden anrichtende Streckmittel wird jedoch von den Konsumenten selbst hinzugefügt: Der Tabak, mit dem oft ein Einstieg in eine langjährige Nikotinabhängigkeit beginnt. Er wäre beim Rauchen von Cannabiskraut völlig unnötig, hat sich jedoch eingebürgert, weil sich das in Deutschland leichter erhältlichere Cannabisharz ohne Zusätze nicht als Joint rauchen lässt.

Viele Cannabiskonsumenten, die selbst Cannabispflanzen anbauen, geben die zweifelhafte Qualität der Schwarzmarktware als Grund für den Eigenanbau an. Eine Entkriminalisierung des Eigenanbaus könnte die Konsumenten von Schwarzmarktware mit potenziell gesundheitsschädlichen Beimengungen fernhalten. Langfristig sollte jedoch die Cannabisherstellung genauso staatlichen Qualitätsnormen unterworfen werden, wie andere Genuss-, Lebens- und Arzneimittel auch.

Krisengipfel wegen Rattengifts in Heroin [Der Standart (AT), 28.08.2002]
http://derstandard.at/Textversion/20020828/56.htm

Thin-layer and gas chromatographic analysis of hashish samples containing opium [Bulletin on Narcotics, 1973 Issue 1]
http://www.unodc.org/unodc/en/data-and-analysis/bulletin/bulletin_1973-01-01_1_page004.html

"Fry:" A Study of Adolescents' Use of Embalming Fluid with Marijuana and Tobacco [William N. Elwood, University of Texas]
http://www.tcada.state.tx.us/research/fry.html

Giftpflanzen.com: Schwarzes Bilsenkraut (Hyoscyamus niger)
http://www.giftpflanzen.com/hyoscyamus_niger.html


3. Provokante Aktion der Hamburger Julis

Mit einem "provisorischen Coffeeshop", wo allerdings nur Tabak geraucht wurde, sorgten die Hamburger Jungen Liberalen für Aufmerksamkeit. Die dort verteilten Hanfsamen stammten aus im Kaufhaus erworbenem Vogelfutter. Trotzdem ermittelt jetzt das Drogendezernat, ob ein Gesetzesverstoss vorliegt und nahm dazu die Personalien der Jungpolitiker auf. Der Slogan "Steck ihn dir an!" auf einem Plakat war provokant und rief ausser den Ordnungshütern auch Kritiker aus den Reihen der Mutterpartei FDP auf den Plan, wie den FDP-Kreisvorsitzenden Mitte, Heinrich Patzer. Alexander Geisler, der stellvertretende FDP-Landesvorsitzende der Hamburger FDP, hat jedoch kein Problem mit der Aktion, da die FDP ebenfalls für eine Cannabisreform sei. Bei den Koalitionsverhandlungen mit der CDU und der Schill-Partei nach den letzten Bürgerschaftswahlen hatte die FDP dazu einen Vorstoss unternommen, der jedoch von den Koalitionspartnern zurückgewiesen worden war.

Hauskrach um Drogen bei der FDP [Die Welt, 29.08.2002]
http://www.welt.de/daten/2002/08/29/0829h1353358.htx

Wie provokant darf Wahlkampf sein? [Hamburger Abendblatt, 29.08.2002]
http://www2.abendblatt.de/daten/2002/08/29/63271.html

FDP und Cannabisreform:
http://www.cannabislegal.de/politik/fdp.htm


4. Dr. Nedelmann antwortet dem SPIEGEL

Diese Woche hat der SPIEGEL einige Leserbriefe zum Cannabisartikel in Heft 33/2002 veröffentlicht, darunter auch einen von Dr. Carl Nedelmann, der im Oktober 2000 einen Artikel im Deutschen Ärzteblatt veröffentlicht hatte.

Leserbrief zu: Nr. 33 / 2002, 12. Aug. 02

Sucht: Kick aus der Wasserpfeife

Kinder können Haschisch kaufen. Der schwarze Markt ist kein Hindernis für den Konsum. Er macht den Zugang leicht und Jugendschutz unmöglich. Die Forderung nach der Cannabis-Legalisierung ist keine Befürwortung des Konsums, sondern die einzige Möglichkeit, den schwarzen Markt zu beseitigen und wirksamen Jugendschutz zu betreiben.

Dr. med. Carl Nedelmann

Spiegel: "Wasserpfeife fast wie Heroinspritze" [CLN#72, 16.08.2002]
http://www.cannabislegal.de/cln/cln072.htm#2

Drogenpolitik: Das Verbot von Cannabis ist ein "kollektiver Irrweg" [Deutsches Ärzteblatt, 27.10.2000]
http://www.cannabislegal.de/studien/deutschesaerzteblatt.htm


5. akzept Drogenkongress am 27.-29.09.

akzept Drogenkongress am 27.-29.09. [27.08.2002]
Der diesjährige akzept-Drogenkongreß findet vom 27.-29.9. in Jena unter dem Motto

"Come together! Inspirationen, Werkzeuge, Visonen"

statt. Inhaltliche Schwerpunktsetzungen:

1) Eröffnungsplenum: Zukunft akzeptierender Drogenarbeit
2) Hepatitis B+C: Die verkannte und verschlafene Infektionskrankheit?
3) Osteuropa: Arbeit mit KonsumentInnen, Möglichkeiten einer Zusammenarbeit, Gastland Polen
4) Methoden, Werkzeuge in der Arbeit mit DrogenkonsumentInnen
5) CannabisReformPolitik - Welchen Weg wollen wir nehmen?
6) Neue Drogen, alte Drogen: Epdiemiologie, Prävention und Gesundheitsförderung
7) Organisation, Finanzierungs- und und grundsätzliche/ systemkritische Fragestellungen
8) Rahmenprogramm, Markt der Möglichkeiten.

Homepage von akzept e.V.:
http://www.akzept.org/

Homepage der CannabisKampagne:
http://www.diecannabiskampagne.de/


6. Kanada: Patienten demonstrieren

Voriges Jahr liess die kanadische Regierung für 5,7 Millionen Dollar Cannabis für medizinische Zwecke in einem ehemaligen Bergwerk in Nordkanada anbauen. Es war für etwa 200 Patienten bestimmt, denen laut einer Gerichtsentscheidung der Staat diese wirksame Medizin nicht vorenthalten darf. Nun hat Gesundheitsministerin Anne McLellan entschieden, dass die seit Jahresanfang bereitstehende Ernte erst dann verteilt werden darf, wenn medizinische Studien zu Cannabis vorliegen, die jedoch bisher noch nicht einmal begonnen haben. Diese Entscheidung wurde in Leitartikeln in der kanadischen Presse scharf kritisiert. Etwa 100 Patienten demonstrierten am Freitag, 23.08., in der Bundeshauptstadt Toronto gegen die Entscheidung und gegen eine polizeiliche Schliessung eines medizinischen Cannabisclubs am 13.08.2002, der 1200 Patienten mit Cannabis versorgt hatte.

Pot Users Protest [Halifax Herald (CA), 24.08.2002]
http://www.mapinc.org/drugnews/v02/n1569/a12.html

Kanada: Staatliches Cannabis unbrauchbar [CLN#62, 17.05.2002]
http://www.cannabislegal.de/cln/cln062.htm#4

Homepage des Toronto Compassion Centre:
http://www.torontocompassioncentre.org/

Cannabis als Medizin:
http://www.cannabislegal.de/cannabisinfo/medizin.htm

Cannabis in Kanada:
http://www.cannabislegal.de/international/ca.htm


7. Am Samstag Hanfparade!

Am Samstag, 31.08.2002 findet die grösste Hanfveranstaltung Deutschlands statt. Um 13:00 startet der Demonstrationszug am Potsdamer Platz. Von 16:00 bis 22:30 findet die Abschlusskundgebung um die Gedächtniskirche herum statt. Eine Übersicht der Marschroute, der Redner und der Bands finden Sie in der Pressemitteilung des Bündnis Hanfparade. Mit dabei sind u.a. Christine Kluge-Haberkorn (DieCannabisKampagne), Christian Ströbele (B90/Die Grünen), Freke Over (PDS) und Jo Biermanski (Grüne Hilfe).

Pressemitteilung des Bündnis Hanfparade
http://www.cannabislegal.de/aktionen/hp2002.htm

Homepage der Hanfparade:
http://www.hanfparade.de

Spendenkonto:
"Bündnis Hanfparade e.V.":
Konto 541 491 60 09
BLZ 100 900 00
Volksbank Berlin


8. Wir berichteten vorige Woche:
http://www.cannabislegal.de/cln/cln073.htm

Nur 36% für Strafverfolgung von Cannabiskonsumenten
IACM nimmt zu Spiegel-Artikel Stellung
Hanftag und Hanfparade
Cannabis-Cafes in britischen Großstädten
UN FAO: Afghanistan erntet 2952 Tonnen Opium


9. Termine zu Cannabis und Drogenpolitik:

31.08.2002 Hanfparade in Berlin (ab 12 Uhr am Potsdamer Platz)
13.-23.09.2002 Hamburg: Hanffest
22.09.2002 Bundestagswahl
27.09.2002-29.09.2002 Jena: 7. internationaler akzept-Drogenkongress
27.09.2002-29.09.2002 Castrop-Rauxel: 7. CannaBusiness
28.02.2003-02.03.2003 Bern (CH): CannaTrade
April 2003 Wien: UN Drogen-Konferenz
03.05.2003 Weltweit: Million Marijuana March
31.05.2003 Weltweit: Nichtrauchertag
26.06.2003 Weltweit: Anti-Drogen-Tag

Unsere Ankündigungen sowie Links finden Sie bei unseren Terminen:
http://www.cannabislegal.de/aktionen/kalender.htm

Wissen Sie von Veranstaltungen? Schreiben Sie uns!
info@cannabislegal.de


Mit freundlichen Grüssen

Joe Wein

http://www.cannabislegal.de


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