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CannabisLegalNews (Nummer 120, 25.07.2003)Ein wöchentlicher Service von cannabislegal.de"Steter Tropfen höhlt den Stein" Kontakt: info@cannabislegal.de INHALT
1. Berlin: Grünen-Vize, FDP für Cannabisliberalisierung
1. Berlin: Grünen-Vize, FDP für Cannabisliberalisierung
Nachdem der stellvertretende Parteivorsitzende der Berliner Grünen, Volker Ratzmann, vorgeschlagen hatte, in Berlin eine staatliche kontrollierte Abgabe von Cannabis zu erproben, sprach sich auch der Fraktionschef der FDP für die Legalisierung aus. Beide sehen darin einen Weg, die Justiz zu entlasten.
In der Drogenpolitik müssen wir überlegen, welche Vorgaben hier noch sinnvoll umzusetzen sind. Es wäre möglich, im Betäubungsmittelgesetz einen Feldversuch zur kontrollierten Abgabe von Cannabis zu machen. Die Verfolgung von Leuten mit drei bis fünf Gramm Cannabis oder von Schwarzfahrern kostet Berlin unheimlich viel Geld. Diese Ressourcen sollte die Justiz lieber in die Verwaltungsgerichtsbarkeit stecken. Wir haben hier mit 18 Monaten in der ersten Instanz mit die längsten Verfahrenszeiten. Rheinland-Pfalz hat sieben Monate. Das registriert die Wirtschaft. Ein Umdenken dient also auch dem Wirtschaftsstandort.
SPD und PDS hatten in ihrem Koalitionsvertrag im Januar 2002 vereinbart, eine Liberalisierung bei Cannabis zu prüfen. Im Herbst vor einem Jahr schlug Justizsenatorin Karin Schubert (SPD) bei der Justizministerkonferenz eine bundesweite Angleichung der "geringen Menge" auf 15g vor, fand dafür jedoch keine Mehrheit. Auch in Berlin selbst blieb es bei der bisherigen 6g-Grenze.
Das Berliner Abgeordnetenhaus gehört übrigens zu den 12 Landesparlamenten, die der Verein für Drogenpolitik e.V. (VfD) im Laufe der letzten drei Monate mit dem Infoheft zur Cannabislegalisierung beliefert hat. Jeder Abgeordnete erhielt ein Exemplar, ebenso der Deutsche Bundestag. Das Feedback war bisher sehr positiv, von der Anforderung von zusätzlichen Exemplaren bis zum Interesse an einem VfD-Beitritt. Die verbleibenden Parlamente werden noch beliefert werden.
Am Samstag, den 23.08.2003 findet in Berlin wieder die alljährliche Hanfparade statt, diesmal unter dem Motto "Gebt das Hanf frei!"
Auch Berliner FDP für die Legalisierung von Cannabis [Welt, 22.07.2003]
"Kontrollierte Abgabe von Cannabis" [Berliner Morgenpost, 20.07.2003]
Keine Reformen in Berlin: DHV erhält Antworten [CLN#103, 28.03.2003]
Cannabispolitik in den Bundesländern: Berlin
Die Grünen und Cannabis:
FDP und Cannabis:
Infoheft zur Cannabisreform:
2. VfD erstattet Anzeige gegen niedersächsische Justizministerin
Injizierende Drogenkonsumenten, die Spritzbestecke gemeinsam benutzen, sind einem hohen Risiko der Infektion mit HIV und Hepatitis ausgesetzt. Weder HIV noch Hepatitis B sind heilbar. So kann Drogenkonsum noch Jahre nach dem Ausstieg tödlich enden. Eine besondere Risikogruppe dabei sind Menschen in Haft. In keinem Bundesland gelingt es den Behörden, die Gefängnisse drogenfrei zu halten. Viele injizierende Drogenkonsumenten haben sogar im Gefängnis zum ersten Mal zur Spritze gegriffen. Die Verbreitung von HIV und Hepatitis in der Haftbevölkerung liegt um ein Vielfaches höher als im Bevölkerungsdurchschnitt.
Die Abgabe von sterilen Spritzen an Drogenkonsumenten konnte das Infektionsrisiko bei injizierenden Drogenkonsumenten deutlich reduzieren, ohne zum Konsum zu animieren. Dennoch wurde die Spritzenabgabe hinter Gittern in Niedersachsen und Hamburg jetzt komplett eingestellt. Deswegen hat der Verein für Drogenpolitik (VfD) am 21. Juli, dem Gedenktag für verstorbene Drogengebraucher, gegen die niedersächsische Justizministerin, Elisabeth Heister-Neumann (CDU) Strafanzeige wegen Verstößen gegen das Strafvollzugsgesetz, das Infektionsschutzgesetz und fahrläßiger Tötung erstattet.
VfD erstattet Anzeige gegen niedersächsische Justizministerin [21.07.2003]
Strafanzeige gegen Heister-Neumann [PDF, 21.07.2003]
Pressemitteilung von akzept e.V. [PDF, 21.07.2003]
Homepage des Vereins für Drogenpolitik:
3. Dresden: Jusos für Legalisierung
Mit einer Veranstaltung unter dem Motto "Dresden kifft" haben die Jungsozialisten in Dresden am Samstag, 19.07.2003 für die Legalisierung von Cannabis geworben. Am Dienstag, 22.07. findet ab 19:00 eine Podiumsdiskussion statt, an der auch ein Vertreter der Polizei und ein Arzt einer Fachklinik teilnehmen.
"Das Ziel dieser Kampagne ist es, eine öffentliche Debatte über die Legalisierung und dem Sinn der Kriminalisierung von Cannabis anzuregen.", so Eckbert Müller. Die Jusos vertreten den Standpunkt, dass Cannabis nur mit klaren Auflagen legalisiert werden sollte - wie z.B. der Unzugänglichkeit für die Jugend, Werbeverbot und hoher Besteuerung. Zu den Gründen meint Eckbert Müller weiter: "Es ist nicht nachvollziehbar, warum Cannabis kriminalisiert wird und zugleich für die nicht weniger gefährlichen Suchtmittel wie zum Beispiel Alkohol und Zigaretten noch geworben werden darf." Außerdem bezweifeln die Jusos, dass durch Verbote und Polizeikontrollen die durch Drogenmissbrauch entstehenden Probleme gelöst werden können. Prävention ist effektiver, preiswerter und sozial verträglicher als repressive Methoden." So könnten Polizei und Justiz entlastet werden und mehr Kraft in die Bekämpfung von organisierter (Drogen-)Kriminalität investieren.
Jusos: Dresden kifft [15.07.2003]
Homepage der Jusos Dresden
SPD und Cannabis
4. Interview mit Dr. Geoffrey Guy
Das diesjährige Jahrestreffen der Internationalen Cannabinoid-Forschungsgesellschaft fand diesen Monat in Cornwall, Kanada statt (siehe "Report From The ICRS Meeting" ). Bei dieser Gelegenheit interviewte der US-Journalist Fred Gardner den Chef der britischen Arzneimittelfirma GW Pharmaceuticals (siehe das letzte Drittel des unten verlinkten Newsletters, "An Update from Geoffrey Guy" ). Während Vertreter vieler Pharmaunternehmen nur beobachtend teilnahmen, hat Dr. Guy bereits Medikamente auf Grundlage von pflanzlichen Cannabis-Wirkstoffen bis zur Marktreife entwickelt. Mit einer britischen Zulassung eines Produkts wird für Ende des Jahres gerechnet.
Dr. Guy sprach ausführlich über den Anbau und die Verarbeitung der Cannabispflanzen, für die seine Firma eine staatliche Lizenz besitzt. Während auf dem Markt verfügbare Cannabinoid-Medikamente nur den Wirkstoff THC verwenden, hat GW Pharmaceuticals auch das nicht psychoaktive Cannabinoid CBD erforscht. In den Gewächshäusern der Firma wachsen Pflanzen die entweder vorwiegend THC oder vorwiegend CBD produzieren. Daraus werden dann Extrakte produziert, die nur einen der Wirkstoffe oder eine Kombination davon in genau festgelegten Anteilen enthalten. Auch weitere Cannabinoide wurden extrahiert.
Laut Dr. Guy produzieren die von ihm verwendeten Pflanzen die gewünschten Substanzen mit weit grösserer Reinheit als typische Syntheseverfahren. Durch Verwendung von genetisch identischen Ablegern und genau überwachte Anbaubedingungen ist die Produktqualität sehr konstant.
Die Medikamente von GW Pharmaceuticals enthalten in Alkohol gelöste Cannabis-Wirkstoffe, die als Spray in den Mund gesprüht werden. Das macht sie gut dosierbar und vermeidet die mit dem Rauchen verbundenen Risiken.
Derzeit führt das Unternehmen eine Studie an ca. 130-140 Krebspatienten durch. Cannabiswirkstoffe ermöglichen ihnen, mit einer geringeren Dosis von opiathaltigen Schmerzmitteln wie Morphin auszukommen. Die Nebenwirkungen der Cannabiswirkstoffe sind sehr gering, vor allem im Vergleich zu anderen Medikamenten für Multiple Sklerose- und Krebspatienten, und eher mit denen von leichten rezeptfreien Medikamenten vergleichbar. Dr. Guy erwähnt mögliche künftige Anwendungen bei Entzündungen, altersbedingtem Gewichtsverlust, Epilepsie, Schizophrenie und bipolaren Störungen. Eine kleine Studie bei Glaukom ist bereits abgeschlossen.
An Update from Geoffrey Guy [Anderson Valley Advertiser, 16.07.2003]
Report From The ICRS Meeting [Anderson Valley Advertiser, 09.07.2003]
Cannabis als Medizin
5. Hanfparade, Hanftag und Urlaub
In rund vier Wochen, am Samstag den 23. August, findet in Berlin die Hanfparade statt, Deutschlands größte Veranstaltung für die vollständige Legalisierung von Hanf. Wir hoffen, daß sich möglichst viele von Ihnen daran beteiligen werden!
Ich werde dieses Jahr auch mit dabei sein. In der zweiten Augusthälfte bin ich auf Urlaub und plane dabei einen Abstecher nach Berlin, um zusammen mit Tausenden anderen für Toleranz und Gerechtigkeit für jene Millionen von Mitmenschen zu demonstrieren die Cannabis konsumieren. Updates auf der Website wird es in diesen zwei Wochen nur sporadisch geben. Vielen Menschen, mit denen ich mich seit Jahren gemeinsam per Internet für eine Reform einsetze, werde ich erstmals persönlich begegnen.
Zwei weitere Ereignisse in unserem Veranstaltungskalender sind erwähnenswert:
In den zwei Tagen vor der Hanfparade (Donnerstag/Freitag, 21./22.08.2003) findet im Botanischen Garten in Berlin der EntheoVision-Kongress statt. Mit von der Partie sind Christian Rätsch, Werner Pieper, Hans Cousto, Mathias Bröckers, Joachim Eul, Tilmann Holzer und viele andere.
Am folgenden Samstag (30.08.2003) veranstaltet die Grüne Jugend München einen Hanftag auf dem Marienplatz im Herzen der Bayerischen Landeshauptstadt. Andere Gruppen die sich mit einem Infostand beteiligen wollen, sind willkommen.
Hanfparade - Hompepage:
Veranstaltungskalender:
6. Termine zu Cannabis und Drogenpolitik:
21./22.08.2003 Berlin: EntheoVision-Kongress
Unsere Ankündigungen sowie Links finden Sie bei unseren Terminen:
Wissen Sie von Veranstaltungen? Schreiben Sie uns! Mit freundlichen Grüßen Joe Wein Kontakt: info@cannabislegal.de Anmeldung: cannabislegalnews-subscribe@yahoogroups.com Abmeldung: cannabislegalnews-unsubscribe@yahoogroups.com |