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Cannabis in Jamaika

Die Karibikinsel Jamaika ist für ihre Reggaemusik bekannt, deren bekanntester Interpret Bob Marley war. Er gehörte der Religionsgemeinschaft der Rastafarians an, die Cannabis ("Ganja") als Sakrament verwenden. Cannabis ist derzeit in Jamaika immer noch illegal. Sein Konsum ist dennoch weitverbreitet. Es wird nicht nur als Sakrament und Rauschmittel eingesetzt sondern auch als Hausarznei und Tee. Sein Gebrauch hat in Jamaika eine lange Tradition.

Als im 19. Jahrhundert die Sklaverei abgeschafft wurde, importierten weisse Grundbesitzer indische Arbeiter für ihre Zuckerrohrplantagen. Diese brachten Cannabis mit, das in der indischen Heilkunst seit Jahrtausenden als Medizin gilt und im Hinduismus eine religiöse Funktion hat. Nachkommen der schwarzen Sklaven übernahmen die Verwendung von Cannabis und andere kulturelle Aspekte von den Saddhus, den "heiligen Männern" der Hindus. Auch der Sprachgebrauch (z.B. Ganja = Cannabis, Chillum = Tonpfeife, "Kali weed" = das Kraut der indischen Göttin Kali) wurde der indischen Kultur entlehnt.

Als billige Alternative zum Rum war das teilweise wildwachsende Cannabis eine Droge der armen Leute. Die Verwendung von Cannabis durch Nichtchristen und durch die Nachkommen der schwarzen Sklaven machte diese Pflanze der Alkohol konsumierenden weissen Oberschicht suspekt. Seit dem Beginn der Sklaverei vor vier Jahrhunderten hatte es immer wieder blutige Aufstände gegen die weissen Plantagenbesitzer gegeben. Wie in Südafrika wurde Cannabis zum Symbol der Angst vor der schwarzen Mehrheit. Mit dem Cannabisverbot stand der Regierung eine einfache Möglichkeit zur Disziplinierung und willkürlichen Bestrafung der armen Unterschicht zur Verfügung. So gehörte Jamaika im Jahre 1913 zu einem der ersten Ländern weltweit, das den Anbau und die Einfuhr von Cannabis unter Strafe stellte. Im Jahre 1924 wurden auch der Verkauf und Besitz unter Strafe gestellt. Das Gesetz wurde 1941, 1948, 1954, 1961 und nochmals 1964 verschärft. 1972 wurde das Gesetz erstmals wieder etwas entschärft.

In den 30er Jahren entstand in Jamaika der Äthiopianismus, eine Form des schwarzen Nationalismus die von Marcus Garvey gepredigt wurde. Er forderte die Rückführung ("Repatriation") der Schwarzen in ihre Urheimat Afrika. Nach der Krönung des äthiopischen Kaisers Haile Selassie I wurde die Botschaft Garveys mit christlichem Fundamentalismus und der Kultur der hinduistischen Saddhus zur Religion der Rastafarians vermengt. In den 50er und 60er Jahren drang diese Religion allmählich auch in die Städte vor und verband sich dort mit der Reggaemusik. In den 70er Jahren wurden Reggae, Rastafari und Ganja weltweit zum Synonym für Jamaika. Erst durch die internationale Anerkennung der kulturellen Bedeutung der Reggaemusik gewann der Rastafarianismus allmählich auch zuhause in Jamaika an Status. Gleichzeitig wurde der Ruf nach einer Reform der strengen Cannabisgesetze immer lauter. Eine wissenschaftliche Studie (Vera Rubin, Lambros Comitas: "Ganja in Jamaica", 1975) fand, dass kaum negative Auswirkungen mit dem Konsum von Cannabis verbunden waren. Cannabis wurde vielfach als weniger schädliche Alternative zu Alkohol beschrieben (z.B. Prince, Greenfield und Mariott: "Cannabis or alcohol? Observations on their use in Jamaica", 1972). Schliesslich wurde eine Regierungskommission eingesetzt, die nach Anhörung zahlreicher Experten und anderer Personen des öffentlichen Lebens im August 2001 empfahl, Cannabis in Jamaika zu entkriminalisieren. Ob und wie die Empfehlungen der Kommission umgesetzt werden, hängt jedoch stark vom politischen Druck der USA ab, von denen der arme Inselstaat wirtschaftlich und politisch abhängig ist.

Studien:

Report of the National Commission on Ganja (150 KB, HTML) [07.08.2001]
Report of the National Commission on Ganja (07.08.2001, Microsoft Word Format, 450 KB)
Report of the National Commission on Ganja (RTF, als ZIP, 90 KB)

Prince, Greenfield und Mariott: "Cannabis or alcohol? Observations on their use in Jamaica" (1972)

Vera Rubin, Lambros Comitas: "Ganja in Jamaica", 1975
ISBN: 90-279-7731-3

Rastafarianismus:
Bob Marley - Tod in Babylon [Teja Schwaner]

Artikel:

Jamaika: Empfehlung zur Cannabisreform dieses Jahr [CLN#107, 25.04.2003]
Jamaika: Entkriminalisierung wird vorbereitet [CLN#104, 04.04.2003]
Jamaika: Kommissionsvorsitzender protestiert [CLN#83, 01.11.2002]
Jamaika: Abgeordnete beraten Liberalisierung [CLN#49, 15.02.2002]
38% der Jamaikaner für Entkriminalisierung [CLN#29, 28.09.2001]
The Jamaica Gleaner: The Marijuana Prohibition [22.08.2001]
The Jamaica Gleaner: NCDA, MAJ Supports Ganja Decriminalisation [18.08.2001]
The Register - Guard: Jamaican Panel Recommends Legal Marijuana [18.08.2001]
The Jamaica Gleaner: US Backlash Against Ganja [17.08.2001]
The Jamaica Observer: Decriminalise It, Says Ganja Commission [16.08.2001]
The Toronto Star: The Guns Of Kingston [24.07.2001]
Los Angeles Times: Pot Panel May Help Turn Over A New Leaf [02.06.2001]
Washington Times : Drug War Partners 'Certified' By US [02.03.2001]


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