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Drogen in KolumbienBis vor wenigen Jahren war Kolumbien eines der am höchsten entwickelten Entwicklungsländer. Es hatte eine relativ gut ausgebildete Bevölkerung, eine exportorientierte Landwirtschaft und Leichtindustrie. Anders als viele Nachbarn hat es auch eine gesunde demokratische Tradition. Doch mit dem Kokainboom der 80er Jahre exportierten die USA ihren "Drogenkrieg" und damit ihre Probleme. Zuerst versuchten die USA, den Anbau von Kokapflanzen in Peru und Bolivien zu unterdrücken, was zu einer Verlagerung nach Kolumbien führte. Der Zerschlagung des mächtigen Medellin-Kartells folgte das Wachstum des Cali-Kartells und schliesslich anderer, unabhängig voneinander operierender Organisationen. Die rechtsgerichteten Paramilitärs der AUC unter Carlos Castano, die eng mit der kolumbianischen Armee zusammenarbeiten, finanzieren sich direkt durch den Kokainhandel während die FARC, eine linksgerichtete Guerillaarmee im Süden des Landes, die Kokainproduzenten in ihrem Territorium besteuert.Der so genannte "Plan Colombia" der USA mit einem Budget von 1,3 Milliarden Dollar hat das Ziel, die Drogenproduktion in Kolumbien zum Erliegen zu bringen. Tatsächlich richtet er sich jedoch fast ausschliesslich gegen die FARC und ignoriert die AUC. Von dem Geld profitieren vor allem Hubschrauberhersteller und andere Waffenlieferanten in den USA. Währenddessen sind Hunderttausende von Kolumbianern vor der Gewalt vom Land in die Städte geflohen. Menschenrechtsorganisationen schätzen, dass etwa zwei Drittel der politisch motivierten Morde in Kolumbien auf das Konto der rechten Todesschwadronen gehen, die damit Kleinbauern und Indios vertreiben, so dass Grossgrundbesitzer das Land übernehmen können. Im August 2002 hat die amerikanische Regierung ein umstrittenes Projekt wiederaufgenommen, den Kokaanbau in Kolumbien durch Besprühung mit Pflanzengiften aus der Luft auszurotten. Dieses Jahr sollen 120.000 Hektar Kokafelder vergiftet werden, also eine Fläche von 1200 Quadratkilometern. In den vergangenen Jahren wurde für jeden Hektar besprühte Kokabüsche ein Mehrfaches davon an jungfräulichem Urwald gerodet und neu bepflanzt, als "Versicherung" gegen erwartete Sprühangriffe. Der lukrative Schwarzmarkt in Nordamerika sorgt dafür, dass die Anbaukosten nur einen Bruchteil der möglichen Umsätze ausmachen. Von 1994 bis 1999 verdreifachte sich so die Anbaufläche für Koka in Kolumbien.
Debatte über Legalisierung von Kokain. Senatorin stellt repressive Politik in Frage
[Junge Welt, 05.09.2001]
U.S. Steps Up Air Attack On Colombia Coca Crop
[International Herald-Tribune (FR), 05.09.2002] Sehen Sie auch: Spanien, Bolivien, Brasilien, Jamaica, international |