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CannabisLegalNews (Nummer 173, 11.11.2004)Ein zweiwöchentlicher Service von cannabislegal.de"Steter Tropfen höhlt den Stein" Kontakt: info@cannabislegal.de INHALT
1. ARD: "Die bekiffte Republik"
1. ARD: "Die bekiffte Republik"
Am Mittwoch, den 03.11.2004 um 23:00 Uhr berichtete eine ARD-Sendung darüber, wie etabliert der Konsum von Cannabis in Deutschland bereits ist:
Auf dieses nur zu gern verdrängte Problem und dessen Folgen geht der Film ein, indem er auf die juristisch hochproblematische Lage in Deutschland hinweist und Drogenberater und jugendliche Kiffer zu Wort kommen lässt. Durch einen Besuch dort, wo heutzutage fast bedenkenlos gekifft wird, vermittelt der Film dem Zuschauer, wie weit der Konsum in Deutschland verbreitet ist. Dies soll anhand einer Reise durch die Republik geschehen. Anlaufpunkte sind bekennende Kiffer und Hanfaktivisten, anonyme Konsumenten aus der Mitte der Gesellschaft und diejenigen, die mittlerweile von der Zubehörindustrie rund ums Kiffen leben. Zum Beispiel der schwäbische Glasbläser, der erfolgreich Haschpfeifen, so genannte Bongs, herstellt. Der Zuschauer begegnet aber auch Prominenten, die sich zum Haschrauchen bekennen, und sieht Beispiele aus zahlreichen deutschen Kinofilmen und dem Internet, die belegen, wie gegenwärtig der Joint in Deutschland mittlerweile ist.
Eine Aufzeichnung der Sendung ist online bei Dope.TV zu sehen.
Die Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen nahm in ihrem Newsletter wie folgt Stellung zur Sendung:
Am Mittwoch dieser Woche strahlte die ARD zu später Stunde einen vielfach vorab besprochenen Beitrag
In einem Gastbeitrag im "Neuen Deutschland" am 24.09.2004 erläuterte DHS Vize-Geschäftsführer Dr. Raphael Gaßmann den Standpunkt seiner Organisation ausführlicher. Er spricht sich gegen einen legalen Verkauf von Cannabis analog zum derzeitigen legalen Vertrieb von Alkohol und Zigaretten aus. Stattdessen schlägt er vor, den Anbau und Besitz von Cannabis zum ausschließlichen Eigenkonsum straffrei zu stellen. Auch von mir (Joe Wein) erschien in der selben Ausgabe ein Artikel. Worüber wir beide uns einig sind: Strafverfolgung von Cannabiskonsumenten ist kein angemessenes oder geeignetes Mittel, Probleme zum minimieren.
"Bekiffte Republik" [Dope.TV]
ARD-Sendung "Die bekiffte Republik" [DHS-Newsletter 28-04]:
Thema: Zur Diskussion über eine Freigabe von Cannabis [ND, 24.09.2004]
Sachpolitik statt Symbolpolitik [Raphael Gaßmann, ND, 24.09.2004]
Cannabis-Konsum als moderner Gesslerhut [Joe Wein, ND, 24.09.2004]
2. Fachtagung der Drogenbeauftragten
Am Montag/Dienstag, 29./30. November veranstaltet das Bundesministerium für Gesundheit und Soziale Sicherung in Berlin eine Fachtagung zu Cannabis unter dem Titel "Jugendkult Cannabis: Risiken und Hilfen".
Am ersten Nachmittag berichten die folgenden Referenten zum Thema "Umfang des Problems":
- Gregor Burkhart (EBDD, Lissabon)
Anschliessend finden folgende Workshops statt:
"Aktuelle Konsummuster"
"Abhängigkeit: Diagnose und Therapie"
"Gesundheitliche Folgewirkungen"
"Markt der Möglichkeiten"
Am Dienstag folgenden dann Vorträge:
"Prävention - Beratung - Therapie"
"Früherkennung - Frühintervention"
Auf dem "Markt der Möglichkeiten" stellen sich verschiedene Projekte vor, u.a. drugcom.de (Berlin), FreD (Münster), Bekifft in der Schule (Hamburg), Realize It (DE/CH) und der Therapieladen (Berlin).
Ziel der Tagung ist es, einen Überblick über die aktuellen Trends beim Cannabiskonsum zu geben und neue Strategien und Projekte zur Prävention und (Früh-) Behandlung von Cannabismissbrauch und -abhängigkeit vorzustellen. Es sollen zudem Eckpunkte/ Handlungsleitlinien zur Früherkennung und Frühintervention bei cannabisbezogenen Problemen verabschiedet werden.
Anhörungen und Tagungen
3. "Unwirksam, teuer, schädlich"
Am 19.11.2004 findet in Berlin eines Veranstaltung des akzept e.V. Bundesverband für akzeptierende Drogenarbeit und humane Drogenpolitik statt. Das Thema lautet "Drogenprohibition – unwirksam, teuer, schädlich! Zur Perspektive einer Drogenpolitik jenseits von Verboten".
19.11.2004 13.00: Beginn im Willy – Brandt - Haus, Berlin
akzept e.V. - Homepage
4. Alaska (USA): 43% für Legalisierung
Der Besitz von bis zu vier Unzen (ca. 120g) Cannabis ist für Erwachsene in den eigenen vier Wänden in Alaska nach einer Entscheidung des Obersten Gerichtshofs des Bundesstaates aus dem Jahre 1976 straffrei. Der Handel mit Cannabis wird jedoch weiter verfolgt. Eine Volksinitiative versuchte jetzt, den Schwarzmarkt durch ein System der staatlichen Kontrolle zu ersetzen. Produktion und Handel sollten vom Staat überwacht und der Verkauf besteuert werden. Der ergeizige Vorschlag fand noch keine Mehrheit. Doch 43% Ja-Stimmen sind das bisher beste Ergebnis landesweit für eine Initiative, die die Besteuerung und Überwachung von Cannabis zum Ziel hatte.
Regulate marijuana in Alaska - Homepage
5. USA: Montana legalisiert Cannabismedizin
Fast zwei Drittel (63%) der Wähler im US-Bundesstaat Montana haben am Dienstag, 02.11.2004 für ein Gesetz gestimmt, das Patienten die Verwendung von Cannabis als Arzneimittel erlaubt. Nur 37% der Wähler stimmten gegen das Gesetz. Damit wird der konservative Bundesstaat, in dem Präsident Bush bei der Präsidentschaftswahl eine Mehrheit der Stimmen gewann, zum 10. Bundesstaat der USA in dem Patienten per Gesetz vor Verhaftungen geschützt werden.
Montana Cares - Homepage
Cannabis als Medizin
6. Berlin: Cannabis und Drogentote
Wie hartnäckig sich alte Klischees halten, zeigt ein Kommentar von Ronald Gorny im Berliner Kurier vom 28.10.2004 aus Seite 6:
Erstmals seit vier Jahren ist die Zahl der Rauschgift- Toten wieder gestiegen.
Dass sich Experten darüber einig sind, dass Cannabis nur dann als "Einstiegsdroge" gelten kann, wenn man den Begriff so definiert, dass er auf Alkohol und Nikotin noch viel eher zutrifft, scheint sich noch nicht bis in die BK-Redaktion herumgesprochen zu haben.
Auch ohne den Status einer Einstiegsdroge sind diese beiden legalen Drogen nicht zu unterschätzen, sind sie doch für den Grossteil der ca. 140.000 substanzbedingten Todesfälle pro Jahr in Deutschland verantwortlich. Davon machen Todesfälle durch illegale Drogen nämlich nur etwa ein Prozent aus, während 71% bzw 28% direkt auf Nikotin und Alkohol entfallen. Von Cannabis ist bisher weltweit kein Todesfall durch Überdosierung bekannt.
Die Strafbarkeit des Besitzes von Cannabis hat laut Experten kaum einen Einfluss auf die Konsumverbreitung, weil die gesellschaftliche Akzeptanz des Verbots seit Jahrzehnten fällt. Cannabiskonsum ist in Deutschland, wo auf den einfachen Besitz laut Gesetzbuch noch bis zu 5 Jahre Haft stehen, nicht weniger weit verbreitet als in den Niederlanden, wo der Besitz geringer Mengen schon seit 28 Jahren nicht mehr verfolgt wird.
Dass eine repressive Cannabispolitik keine Todesfälle durch andere Drogen verhindert, zeigt sich nicht zuletzt in Bayern, wo man mitunter schon wegen eines einzigen Joints vor einem Richter landet. Laut offizieller Zahlen hat allein die bayerische Landeshauptstadt München (ca. 1,25 Mio. Einwohner) jedes Jahr etwa soviele illegale Drogentote zu beklagen wie die gesamten Niederlande (ca. 16 Mio. Einwohner).
Schützt unsere Jugend [Berliner Kurier, 28.10.2004]
Leserbriefadresse des Berliner Kuriers
Drogentote im internationalen Vergleich
7. Belgien: Cannabisreformgesetz ausser Kraft
Die vom belgischen Parlament beschlossene und voriges Jahr in Kraft getretene Reform des Drogengesetzes ist wieder aufgehoben worden, weil das Gesetz zu ungenau formuliert ist. Damit hat sich die Zurückhaltung der liberalen Regierung, die Spielraum für Strafverfolgung bewahren wollte, nicht ausgezahlt.
Das Gesetz von 2003 betreffend Gebrauch und Besitz von Cannabis ist durch den Staatsrat annulliert worden, der es für zu vage gehalten hat. Das Gesetz präzisierte, daß sein Besitz verboten war, außer für einen Volljährigen und für seinen privaten Gebrauch, sofern dies keine öffentlichen Probleme verursacht und nicht zu einem problematischen Gebrauch führt. Aber die Begriffe öffentlicher Schädlichkeit und problematischen Gebrauches waren nicht deutlich genug definiert, vom Gerichtshof wurden die benutzten Begriffe als unscharf und als Quelle rechlicher Unsicherheit beurteilt.
http://www.guidesocial.be/_actualites/article.php?i=1780
Loi cannabis annulée [guidesocial.be, 22.10.2004]
Cannabis in Belgien
8. Termine zu Cannabis und Drogenpolitik:
19.11.2004 Berlin: Veranstaltung von akzept e.V.
Unsere Ankündigungen sowie Links finden Sie bei unseren Terminen:
Wissen Sie von Veranstaltungen? Schreiben Sie uns! Mit freundlichen Grüßen Joe Wein Kontakt: info@cannabislegal.de Anmeldung: cannabislegalnews-subscribe@yahoogroups.com Abmeldung: cannabislegalnews-unsubscribe@yahoogroups.com |