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CannabisLegalNews (Nummer 167, 30.07.2004)

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"Steter Tropfen höhlt den Stein"

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INHALT

1. DHS: Strafverfolgung "ohne feststellbaren Einfluss"
2. VfD stellt Legalisierungsmodell vor
3. Spendenaufruf für Dr. med. Franjo Grotenhermen
4. Singapur: Wegen Hanf gehängt
5. Termine zu Cannabis und Drogenpolitik


1. DHS: Strafverfolgung "ohne feststellbaren Einfluss"
http://www.cannabislegal.de/cln/cln167.htm#1

Im September 2002 veranstaltete die Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen eine Expertentagung "Cannabis und Jugendschutz" in Gotha. Verschiedene Beiträge der teilnehmenden Experten wurden nun gesammelt und in Buchform herausgegeben ("Cannabis. Neue Beiträge zu einer alten Diskussion", Lambertus Verlag, ISBN 3-7841-1526-8). Das Buch trägt viele interessante Daten und Standpunkte zum Cannabiskonsum zusammen, mit Beiträgen u.a. von:

  • Prof. Dieter Kleiber und Renate Soellner (FU Berlin)
  • Elmar Giglinger (MTV)
  • Andreas Gantner (Therapieladen, Berlin)
  • Roland Simon (Institut für Therapieforschung)
  • Elisabeth Pott (Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung)
  • Wolfgang Lawicki (Bundeswehr)
  • Oberstaatsanwalt Harald Hans Körner
  • Prof. Lorenz Böllinger
  • Jens Spahn (CDU MdB)
  • Prof. Karl-Heinz Reuband

Das Buch deckt ein breites Themenspektrum ab, von Studien über die Auswirkungen des Cannabiskonsums über Statistiken und Erfahrungen aus Drogenberatungen, Interviews mit einem Programmdirektor des Musiksenders MTV und mit einem Oberstabsarzt der Bundeswehr bis hin zu Gutachten über den rechtlichen Spielraum, den internationale Abkommen für drogenpolitische Reformen lassen. Zwei der Autoren waren Mitglieder der Drogen- und Suchtkommission der Bundesregierung.

In Pressemitteilungen zur Vorstellungen des Buches liefert die DHS einen Auszug aus dem Datenmaterial des Buches, mit Zahlen zur Konsumverbreitung. Verschiedene Beiträge weisen auf die Wirkungslosigkeit des Strafrechts für eine gesundheitspolitisch orientierte Drogenpolitik hin und fordern stattdessen bessere Prävention:

Europaweit ist der Suchtmittelkonsum einheitlich und eindeutig. In Verbreitung und gesundheitlichen Schäden halten die legalen Drogen Alkohol und Tabak eine unangefochten dramatische Spitzenposition. Die international am dritthäufigsten konsumierte Droge ist Cannabis.

Dabei bleiben unterschiedliche Gesetze und Fahndungspraktiken über Jahrzehnte hinweg ohne feststellbaren Einfluss. Dr. Raphael Gaßmann, Vize-Geschäftsführer der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen: "Wir hören seit dreißig Jahren dieselben Argumente. Die Konsumzahlen steigen davon unbeeindruckt. Also wollten wir wissen, ob es etwas Neues zu sagen gibt."

Dabei ist der Mythos, das Verbot sei ein geeignetes Mittel zur Verhinderung von Problemen, nur einer unter vielen. In jüngster Zeit häufen sich Behauptungen über einen dramatischen Anstieg des Wirkstoffgehalts von Cannabis. Laut DHS sind diese Aussagen nicht stichhaltig:

61% der gegenwärtig sichergestellten Haschisch-Proben weisen laut BKA einen seit den 60er Jahren üblichen THC-Gehalt von 0-8% auf. Höhere THC-Gehalte als 18% werden in weniger als 1% aller Proben festgestellt. Die Daten für Cannabis-Kraut sind ähnlich. Gegenüber den Vorjahren zeigen sich laut BKA keine nennenswerten Veränderungen der THC-Gehalte. Die gegenwärtig oft angeführten Züchtungen mit extrem hohen THC-Gehalten sind also extrem selten. Auf die Entwicklung der Konsumentenzahlen werden sie daher kaum Auswirkungen haben.
Während die DHS konkrete Zahlen und eine nachprüfbare, öffentlich zugängliche Quelle dafür nennt, behauptet Marion Caspers-Merk, die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, in in einer Stellungnahme gegenüber der Tageszeitung "Die Welt" das genaue Gegenteil, ohne Zahlen oder eine Quelle zu nennen:

Natürlich sei Cannabis keine Einstiegsdroge. Und natürlich sei Cannabis nicht so gefährlich wie Heroin, sagt Caspers-Merk. Aber Cannabis sei auch nicht harmlos wie eine Pizza, wie schon behauptet wurde. Und die Bekenntnisse von Prominenten, in ihrer Jugend "gekifft" zu haben, erweckten den Eindruck, Cannabis sei ein "Lifestyle"-Produkt. Haschisch und Marihuana, warnt Caspers-Merk, enthalten heute mehr THC als noch vor 30 Jahren, weil Cannabispflanzen unter immer besseren Bedingungen in Gewächshäusern angebaut werden.

Das "Pizza"-Zitat bezieht sich wahrscheinlich auf eine Äusserung des Berliner Ärztekammerpräsidenten und Chirurgen Dr. Günther Jonitz: "Alkohol und Cannabis sind als Drogen absolut gleichzusetzen. Nur ist Cannabis bei uns noch ungewöhnlich. So wie Pizza nach dem Zweiten Weltkrieg." (Bild, 16.02.2001). Er hatte keineswegs behauptet, Cannabis sei harmlos (das ist Alkohol schliesslich auch nicht).

Die aus Baden stammende Frau Caspers-Merk versteht offenbar mehr vom Weinanbau (den sie auf ihrer Website als "Kulturgut" lobt) als vom Hanfanbau. Cannabisharz (Haschisch) in Deutschland stammt immer noch weitgehend aus marokkanischer Produktion, wo es im Freien angebaut wird. Wirkstoffreiches Hanfkraut (Marihuana) gibt es ebenfalls, es wird aber kaum in Gewächshäusern, sondern in Wohnungen und anderen Gebäuden unter Kunstlicht angebaut.

Doch solche sachlichen Fehler sind eigentlich Nebensächlichkeiten. Wesentlicher erscheint uns, dass die Drogenbeauftragte hier namhaften Experten widerspricht, ohne Fakten oder Quellen für ihre Aussagen zu nennen (zumindest zitierte der Artikel keine). Eine ernsthafte Debatte findet nicht statt, weil eine Seite nicht bereit ist, auf die Argumente der anderen Seite einzugehen.

Diese Einseitigkeit, mit der die politische Debatte zu Cannabis geführt wird, zeigt, wie notwendig neutral und sachlich geschriebene Bücher wie dieses sind. Wir können es Frau Caspers-Merk und anderen am Thema Interessierten zur Lektüre empfehlen. Dem Fazit der DHS zu den Ergebnissen der Verbotspolitik können wir uns nur anschliessen:

Höchste Zeit für eine neue Politik - der DHS-Band macht es deutlich.
Cannabis ist kein Modetrend, Cannabis ist Alltag [Adobe PDF, DHS, 28.07.2004]
http://www.dhs-intern.de/pdf/presse_cannabis3.pdf

Cannabis-Konsum nimmt dramatisch zu [Welt, 28.07.2004]
http://www.welt.de/data/2004/07/28/310990.html

Bücher zu Cannabis
http://www.cannabislegal.de/diverses/buecher.htm

Wirkstoffgehalt von Cannabis
http://www.cannabislegal.de/cannabisinfo/wirkstoffgehalt.htm

Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen - Homepage
http://www.dhs.de


2. VfD stellt Legalisierungsmodell vor
http://www.cannabislegal.de/cln/cln167.htm#2

Der Verein für Drogenpolitik e.V. (VfD) hat eine Broschüre herausgegeben, in der er erläutert, wie Staaten den bestehenden Cannabisschwarzmarkt in einen staatlich kontrollierten, legalen Markt überführen können:

Trotz größter politischer, finanzieller, polizeilicher und militärischer Anstrengungen ist es bis heute keinem einzigen Staat der Erde gelungen, einen bestehenden illegalen Cannabismarkt zu beseitigen. In der Diskussion über den »richtigen” politischen Umgang mit Cannabis steht die Frage nach der »Cannabislegalisierung” pro und contra meist im Mittelpunkt. Wir denken, die bessere, weil präzisere Fragestellung ist die folgende: Soll Cannabis auf einem legalen oder illegalen Markt gehandelt werden? Solange durch Angebot und Nachfrage ein Cannabismarkt entsteht und Regierungen nicht dazu in der Lage sind, dies zu unterbinden, stellt sich für Staat und Gesellschaft nur eine Frage: Ist ein staatlich regulierter und streng kontrollierter oder ein »wilder” und fesselloser Cannabismarkt besser für Staat und Bürger? Wir bieten in dieser Broschüre ein globales, prinzipiell in jedem Staat anwendbares Modell an, mit dem ein illegaler in einen legalen Cannabismarkt transformiert werden kann. In fünf Kapiteln erläutern wi
r die notwendigen Hintergrundinformationen und die Details des eigentlichen »Globalen Cannabisregulierungsmodells”.

Das Heft kann gegen eine Schutzgebühr von 2 Euro pro Exemplar zzgl. Versandkosten beim VfD bezogen werden. Es ist auch als Adobe-PDF-Datei zum Download erhältlich.

Mit einer Spende können Sie dem VfD helfen, diese Broschüre allen Abgeordneten des Deutschen Bundestages und den Landtagsabgeordneten zugänglich zu machen. Nur diese Abgeordneten sind in der Lage, die bestehenden Gesetze zu ändern.

Globales Cannabisregulierungsmodell 2004
http://www.drogenpolitik.org/cannabis/global2004/index.php

Globales Cannabisregulierungsmodell 2004 - Adobe PDF
http://www.drogenpolitik.org/download/global2004/Globales_Modell_Cannabis.pdf

VfD Spendenformular [Adobe PDF]
http://www.drogenpolitik.org/download/verein/vfdspende.pdf

Verein für Drogenpolitik - Homepage
http://www.drogenpolitik.org


3. Spendenaufruf für Dr. med. Franjo Grotenhermen
http://www.cannabislegal.de/cln/cln167.htm#3

Dr. Franjo Grotenhermen von der Internationalen Arbeitsgemeinschaft für Cannabis als Medizin (IACM) hat wohl mehr für den medizinischen Einsatz von Cannabis getan als jeder andere im deutschsprachigen Raum. Nun ist Dr. Grotenhermen selbst auf Hilfe anderer angewiesen. Der Vorstand der IACM hat folgenden Spendenaufruf herausgegeben:

Franjo Grotenhermen leidet seit mehr als 10 Jahren an einer chronischen Erkrankung der kleinen Blutgefäße, einer sogn. "small vessel disease", die bei ihm zu Herzbeschwerden und einer starken Störung der Orthostase führt. Nachdem vor einigen Wochen eine deutliche Verschlechterung eintrat, schlug ihm der Gefäßspezialist Prof. Dr. Tauchert, Klinikum Leverkusen, eine spezielle Form einer Blutwäsche (eine sogn. Rheohemapherese) vor, welche zu einer Verbesserung der Fließeigenschaften des Blutes führen und dadurch eine Symptomverbesserung hervorrufen kann.

Erfreulicherweise führte diese Behandlung auch bei Franjo Grotenhermen zunächst zu einer klinischen Verbesserung. Allerdings muss die Therapie momentan regelmäßig alle 7 Tage wiederholt werden, damit eine bleibende Stabilisierung eintreten kann. Obwohl diese Therapie die einzige ist, die bei Franjo Grotenhermen spürbare Wirkungen zeigt, lehnt es die Krankenkasse jedoch ab, die Kosten (pro Behandlung etwa 1.150 Euro) zu übernehmen. Der behandelnde Arzt rechnet mit 10 - 15 weiteren Therapien, um eine zuverlässige Stabilisierung zu erreichen.

Nachdem Franjo Grotenhermen seit Jahren darum bemüht ist, Patienten einen legalen und kostenfreien Zugang zu Cannabismedikamenten zu ermöglichen, führt das Schicksal ihn nun selbst in eine Situation, in der eine Symptom verbessernde Behandlung verfügbar ist, deren Kosten aber nicht von der Krankenkasse übernommen werden.

Wir, der Vorstand der ACM und IACM, haben einen kleinen Verein mit einem Spendenkonto eingerichtet, um Franjo Grotenhermen die notwendige Behandlung zu ermöglichen. Der Verein trägt den Namen FRAN-GO (Förderung der Rheohämapherese, Anwendung und Nutzen - eine Gesundheitsoffensive), der 1. Vorsitzende ist Dr. Martin Schnelle, die 2. Vorsitzende Dr. Kirsten Müller-Vahl. Wir streben die Gemeinnützigkeit an, damit Spenden steuerlich geltend gemacht werden können. Spenden werden aber bereits jetzt benötigt.

Wir hoffen sehr, ihm auf diesem Wege dabei helfen zu können, zu einem erfüllten und tätigen Leben zurückzukehren. Mögen viele andere Menschen dazu beitragen, dass Franjo Grotenhermen auch seine Arbeit in der ACM und IACM wird fortsetzen können.

Spendenkonto:
FRAN-GO e.V.
c/o Dr. Schnelle
Deutsche Kreditbank (DKB)
Konto-Nr. 11 55 08 03
BLZ 120 300 00
Verwendungszweck: Therapiespende Grotenhermen

Bei Auslandsüberweisungen:
SWIFT-BIC: BYLADEM 1001
IBAN: DE05 1203 0000 0011 5508 03

Internationale Arbeitsgemeinschaft Cannabis als Medizin e. V.
(IACM)
Arnimstraße 1A
D-50825 Köln
Deutschland
Tel: +49 (0)221-9543 9229
Fax: +49 (0)221-130 05 91
E-Mail: info@cannabis-med.org
http://www.cannabis-med.org


4. Singapur: Wegen Hanf gehängt
http://www.cannabislegal.de/cln/cln167.htm#4

Raman Selvam Renganathan, 39, wurde laut eines dpa-Berichts in Singapur wegen Besitzes von 2,7 kg Cannabis gehängt. Ab 500g Cannabis nimmt das Drogengesetz des südostasiatischen Stadtstaates an, dass Handel damit getrieben wird. Darauf steht die Todesstrafe. Vor zwei Jahren entging die damals 23-jährige Deutsche Julia Bohl nur knapp dem Galgen, weil die Cannabismenge unter 500g lag.

Nach wie vor ist weltweit kein einziger Todesfall durch eine Überdosis von Cannabis bekannt. Von überdosierten Drogengesetzen kann man das leider nicht behaupten.

Singapore Executes Man for Six Pounds of Marijuana [DWC#347, 23.07.2004]
http://stopthedrugwar.org/chronicle/347/singapore.shtml

Singapur: Fünf Jahre Haft für Julia Bohl [CLN#68, 28.06.2002]
http://www.cannabislegal.de/cln/cln068.htm#7

Drogen in Singapur
http://www.cannabislegal.de/international/sg.htm


5. Termine zu Cannabis und Drogenpolitik:

14.08.2004 Berlin: Hanfparade (www.hanfparade.de)
10.-12.09.2004 Berlin: InterHanf 2004 (Messe)
24.-26.09.2004 Köln: CannaBusiness
25.09.2004 Köln: Hanfdemo (www.hanfdemo.de)

Unsere Ankündigungen sowie Links finden Sie bei unseren Terminen:
http://www.cannabislegal.de/aktionen/kalender.htm

Wissen Sie von Veranstaltungen? Schreiben Sie uns!
http://www.cannabislegal.de/kontakt.htm


Mit freundlichen Grüßen

Joe Wein

http://www.cannabislegal.de


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