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CannabisLegalNews (Nummer 161, 18.06.2004)Ein wöchentlicher Service von cannabislegal.de"Steter Tropfen höhlt den Stein" Kontakt: info@cannabislegal.de INHALT
1. Schweiz: Absinth ja, Cannabisreform nein
1. Schweiz: Absinth ja, Cannabisreform nein
Mit 102 gegen 92 Stimmen hat eine Mehrheit im Nationalrat es abgelehnt, dass sich die grosse Kammer des Schweizer Bundesparlaments mit dem Reformentwurf der Regierung zum Betäubungsmittelgesetz befasst. Damit ist der Reformplan der Regierung gescheitert und Kiffen bleibt vorerst strafbar.
Am selben Tag beschloss das Parlament die Legalisierung einer anderen Droge, von Absinth. Dieser hochprozentige Wermutschnaps (ca. 55-75%, bis zu doppelt soviel wie Whisky), der in der Schweiz seit 1908 illegal war, darf nun wieder produziert und verkauft werden. Seine Heimat hat er in eben jener französischsprachigen Schweiz, wo der Widerstand gegen die Cannabisreform am stärksten ist. Durchgesetzt hat sich die Mehrheit der Kommission für soziale Sicherheit und Gesundheit (SGK). Die Freigabe von Cannabis würde die Sucht- und Gesundheitsrisiken banalisieren, sagte SGK-Sprecherin Ruth Humbel Näf von der christlichsozialen CVP. Wahrer Jugendschutz setze das Konsumverbot voraus.
Konsistent sind diese beiden Entscheidungen nicht. Wenn eine Legalisierung mit Altersgrenze (18 Jahre bei Spirituousen, 16 bei Wein, Bier und Cannabis, nach dem Entwurf der Regierung) einer Banalisierung gleichzusetzen ist, warum wurde dann die höchstprozentige Form einer Droge legalisiert, die alljährlich 4000 Schweizer tötet (Alkohol)? Selbst bei Nikotin, das 10'000 Schweizer pro Jahr vorzeitig ins Grab bringt, fordert niemand ein Konsumverbot für Erwachsene. Was nützt ein Konsumverbot von Cannabis, wenn es in der Praxis so unwirksam ist, dass zu der geschätzen halben Million Cannabiskonsumenten in der Schweiz auch 100'000 Jugendliche gehören? Jene 102 Abgeordneten, die eine parlamentarische Behandlung des Reformvorschlags der Regierung ablehnten, haben dafür gestimmt, dass es so bleibt wie es ist. Das bedeutet:
Verbände der Lehrer, der Polizei und auch der Schweizer Gesundheitsminister zeigten sich enttäuscht über den Parlamentsentscheid:
Kritik von Polizisten und Lehrer
Das "Komitee Pro Jugendschutz gegen Drogenkriminalität", eine überparteiliche Initiative deren Unterstützerspektrum von den Grünen bis zu jungen Christdemokraten (CVP) reicht, will nun einen Volksentscheid starten, um die Cannabisreform trotz Scheitern im Parament voranzubringen. Zeit, selbst zu handeln!
Kiffer sollen Täter bleiben [NZZ (CH), 14.06.2004]
Schweizer Nationalrat lehnt Straffreiheit von Cannabis ab [Der Standard (AT), 14.06.2004]
Jugendfeindliche und realitätsfremde Mehrheit im Nationalrat [SP (CH), 15.06.2004]
Kommentar: Verweigerung ohne Verantwortung [St. Galler Tagblatt (CH), 15.06.2004]
So stimmten die Fraktionen [news.search.ch, 14.06.2004]
Komitee will Initiative für Cannabis-Legalisierung lancieren [NZZ (CH), 13.06.2004]
Pro Jugendschutz - Homepage
Cannabis in der Schweiz
2. Portugal: Keine rote Karte für Cannabis
Bei der Fussball-Europameisterschaft in Portugal soll der Konsum von Cannabis von der Polizei toleriert werden. Die portugiesische Polizei bestätigte, dass man nur eingreifen werde, wo es zu Auseinandersetzungen kommt, was eher bei alkoholisierten Fans der Fall ist als bei Cannabisrauchern.
Cannabis ist in Portugal nicht legal sondern nur entkriminalisiert. Sein Besitz kann als Ordnungswidrigkeit verfolgt werden. Während der EM will man jedoch beide Augen zudrücken.
Bei der EM 2000 in Belgien und den Niederlanden gab es einen erstaunlichen Kontrast zwischen den beiden Nachbarländern: Während bei den Spielen in den Niederlanden alles friedlich zuging, kam es in Belgien, wo es keine Coffeeshops gab aber viel Bier floß, zu Strassenschlachten mit englischen Fans. Verschiedene Kommentatoren führten das darauf zurück, dass englische Fans in den Niederlanden statt zu Alkohol zu Cannabis griffen, das eine eher entspannende Wirkung hat.
Lernen von Holland [Zeit, 10.06.2004]
It's OK to Smoke Dope, England Fans Told [Guardian (UK), 11.06.2004]
Cannabis in Portugal:
3. Umfrage zu Cannabiskonsum in Deutschland
Im Januar berichteten wir in unserem Newsletter (CLN#142, 23.01.2004) von einer bundesweiten Umfrage unter derzeitigen oder ehemaligen Cannabiskonsumenten. Mittlerweile befindet sich dieses Forschungsprojekt eines Diplom-Sozialwissenschaftlers kurz vor Beginn der Auswertungsphase. Obwohl die Beteiligung an der Umfrage mit mehr als 1000 Antworten sehr gut war, fehlen leider noch ca. 400 beantwortete Fragebögen um einen ausreichend großen Datensatz zu erhalten.
Wir möchten alle in Deutschland lebenden Personen, die jemals Cannabis konsumiert haben und den Fragebogen noch nicht ausgefüllt haben bitten, sich an der Umfrage zu beteiligen. Der Fragebogen kann zum Ausfüllen von der Website www.cannabisumfrage.de (ehemals: www.datenerhebung.de) heruntergeladen werden. Er kann per Post oder via Email zurückgesandt werden. Alternativ kann der ausgefüllte Fragebogen auch direkt wieder auf den Server der Webseite hochgeladen werden.
Alle Daten werden vertraulich behandelt und anonymisiert ausgewertet. Zweck der Umfrage ist ein Vergleich der Auswirkungen einer liberaleren oder repressiveren Drogenpolitik in verschiedenen Bundesländern und Städten. Bitte beteiligen Sie sich bald und leiten sie diese Information so schnell wie möglich an ihren Freundes- und Bekanntenkreis weiter!
cannabisumfrage.de - Homepage
Bundesweite Befragung von Cannabiskonsumenten [CLN#142, 23.01.2004]
4. Schwarzmarkt und Drogentote
Zwölf Menschen starben und fünf weitere trugen dauerhafte Gesundheitsschäden davon, weil eine illegale Droge, die sie konsumierten, mit einem chemisch ähnlichen aber hochgiftigen Wirkstoff versetzt war.
Ginge es hier um Ecstasy-Pillen, wäre in allen Zeitungen davon zu lesen. So war es aber "nur" Alkohol, der in der Islamischen Republik Iran illegal ist. Mit Methanol (Holzgeist) versetzter Industriealkohol führte in der Stadt Shiraz zu fünf Erblindungen und zwölf Todesfällen. Der Verkauf von Alkohol ist im Iran verboten. Nichtmoslems ist jedoch der Gebrauch in den eigenen vier Wänden erlaubt. Für eingeschmuggelte und selbst produzierte Alkoholika gibt es einen grossen Schwarzmarkt, trotz der strengen Strafen.
Es zeigt sich immer wieder, dass Drogenverbote nicht den Konsum sondern nur den Verbraucherschutz verhindern.
'Moonshine' kills 12 Iranians [BCB (CA), 12.06.2004]
Reinheitsgebot – Verbraucherschutz bei Drogenkonsum
5. Veranstaltungshinweise
Am morgigen Samstag (19.06.) findet in Hamburg der Hanfmove statt, eine Demonstration für die Legalisierung von Cannabis. Start ist um 14:00 Uhr am Hauptbahnhof.
Von Donnerstag bis Samstag läuft das Hamburger Hanffest (www.hanffest.de). Am Freitag abend ab 19:00 Uhr findet im Hanffest Salon am Nobistor 24 ein Erzählerabend mit Claudia Müller Ebeling und Christian Rätsch statt.
Eine Woche später, zum Welttag der Drogen am 26.06. findet in Essen die Pottdemo statt (www.pottdemo.de).
Am 14.08. treffen sich wieder Tausende in Berlin zur alljährlichen Hanfparade (www.hanfparade.de).
Informationen zu allen Veranstaltungen finden Sie in unserem Veranstaltungskalender sowie auf den Websites der Veranstalter, die dort verlinkt sind.
6. Termine zu Cannabis und Drogenpolitik:
19.06.2004 Hamburg: Hanfmove (www.hanfmove.de)
Unsere Ankündigungen sowie Links finden Sie bei unseren Terminen:
Wissen Sie von Veranstaltungen? Schreiben Sie uns! Mit freundlichen Grüßen Joe Wein Kontakt: info@cannabislegal.de Anmeldung: cannabislegalnews-subscribe@yahoogroups.com Abmeldung: cannabislegalnews-unsubscribe@yahoogroups.com |