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Werbung für DrogenEine Droge - egal welche - sollte nie mehr Werbung bekommen, als sie für sich selbst - durch sich selbst - hervorbringen kann.Wir sind für die Legalisierung von Cannabis, weil nur so ein unkontrollierter Schwarzmarkt vermieden werden kann. Wir wollen andererseits aber nicht, dass Unternehmen für Cannabis Werbung machen. Wir sind für ein generelles Werbeverbot für Drogen (Alkohol, Cannabis, Nikotin und andere). Der Staat muß seine Bürger über die Risiken von Drogen aufklären, wofür ihm derzeit nur etwa 50 Cent pro Einwohner pro Jahr zur Verfügung stehen. Wie soll der Staat seiner Fürsorgepflicht nachkommen und das Bewußtsein für die Risiken schärfen, wenn kommerzielle Werbung in Milliardenhöhe ständig suggeriert, der Konsum von Drogen ("Glück, Glück, Glück") bewirke Attraktivität und Geselligkeit? In den Niederlanden gilt ein Werbeverbot für Coffeeshops, in denen Cannabis an Erwachsene verkauft wird. Nicht alle Shops halten sich daran, doch wird das Werbeverbot laut Aussagen der neuen Regierung künftig stärker durchgesetzt werden. Der Gesetzesentwurf der Schweizer Regierung zur Cannabisreform sieht vor, den Kleinhandel mit Cannabis nur dann zu tolerieren, wenn dabei bestimmte Bedingungen eingehalten werden. Neben der Abgabe an Minderjährige oder nicht in der Schweiz ansässige Personen soll auch Werbung nicht toleriert werden. Ladenbetreiber, die sich nicht daran halten, können vor Gericht gestellt und der Laden geschlossen werden. 1,1 Milliarden DM gab die Alkoholindustrie im Jahre 1999 für Werbung aus. Mit Tabakwerbung werden 660 Millionen DM pro Jahr umgesetzt. Das viele Geld macht aus einem Werbeverbot eine heisse Kartoffel. Zuviele Leute verdienen am Versuch, legale Drogen attraktiver zu machen, von Zeitungsverlegern über die Werbeindustrie bis zu Sportvereinen. Die Wähler sehen das übrigens kritischer als die Politiker: Rund 3 von 5 Deutschen sind für ein Werbeverbot für Tabak. Selbst unter den aktuellen Rauchern ist rund jeder Zweite (48,5%) für ein komplettes Verbot der Tabakwerbung. Unter den Nichtrauchern sind es 66,1%, unter ehemaligen Rauchern gar 68,4% (IFT98). Dass das Werbeverbot bisher verhindert werden konnte, zeigt, dass Wählermeinungen beim Erlass oder Nichterlass von Verboten nicht immer die entscheidende Rolle spielen.
Werbeverbot für Tabak rückt näher
[Focus, 30.06.2002] |