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Der
folgende Leserbrief wurde am 27.12.2000 in der "Presse"
auf Seite 2 veröffentlicht. Die rote Schrift die den Text immer wieder unterbricht
ist der von uns (Legalize Österreich) eingefügte Kommentar. Cannabis ist eine EinstiegsdrogeÜber lange Jahre hinweg nötigte mir Kollegin Pittermann über alle ideologischen Grenzen und Unterschiede hinweg als Ärztin fachlich - aber in erster Linie auf Grund ihrer hohen ethischen Standards - Achtung und Respekt ab. Aber Politik verdirbt den Charakter. Ihre Aussagen in der "Presse" vom 14. Dezember sind weder mit medizinischer Kompetenz noch mit Verantwortungsfähigkeit vereinbar. Wie wir weiter unten nachweisen werden, fehlt nicht Frau Dr. Pittermann Kompetenz und Verantwortungsfähigkeit, sondern - zumindest was den Bereich Cannabis betrifft - Dr.med. M. Rupprecht selbst. Vielmehr spiegeln sie lediglich die Linie wieder, aus Parteiräson auf Biegen und Brechen einer rot-grünen Wiener Stadtkoalition den Weg zu ebnen und sich, auch um den Preis der Gefährdung unserer Kinder,.... Das Argument der vermeintlichen "Gefährdung unserer Kinder" durch eine Legalisierung ist nicht verifizierbar. Glaubt denn Dr. Rupprecht tatsächlich, dass "unsere Kinder" auf einem staatlich kontrollierten, besteuerten legalen Markt, wo Qualitäts- und v.a. Alterskontrollen möglich sind stärker gefährdert sind als auf dem jetztigen, völlig unüberschaubaren illegalen Markt, wo Verkäufer (="Dealer" ) weder auf die Qualität des Hanfs noch auf das Alter der Käufer achten und zudem all zu oft versuchen diesen Menschen auch harte Drogen anzudrehen? .....an diese Anarcho-Chaoten anzubiedern. Genau dieses Argument (nämlich der bessere Jugendschutz durch eine Legalisierung) war hauptverantwortlich dafür, dass drei von vier schweizer Regierungsparteien die nun angestrebte Legalisierung von Cannabis in der Schweiz mittragen. Neben der SP und FDP auch die konservative, christlich-demokratische Volkspartei CVP. Selbst wenn man, wie dies Dr. M. Rupprecht offenbar tut, die Grünen und ihre Wähler pauschal als "Anarcho-Chaoten" aburteilt (unserer Meinung nach eine Frechheit!), ist dieses Argument nicht haltbar, da - wie eben erwähnt - auch konservative Parteien nach reiflicher Überlegung eine Cannabislegalisierung befürworten. Gebetsmühlenartig wird die primäre Unschädlichkeit einer Substanz betont und die Sanktionsfreiheit des Konsums gefordert, wenn auch nach allen jahrzehntelangen internationalen Erfahrungen die Gefahr genau dieses Stoffes als Einstiegsdroge in das echte Suchtgiftmilieu nachgewiesen ist. Das
ist schlichtweg eine Falschaussage. Wir wundern uns woher ein ausgebildeter
Mediziner wie Dr. Rupprecht solche Behauptungen bezieht, alle großen internationalen
Studien der letzten Jahre und Jahrzehnte sagen nämlich das genaue Gegenteil
aus: * Das deutsche Bundesverfassungsgericht befand 1994 nach Einsicht der wissenschaftlichen Literatur "daß Haschisch keine Einstiegsdroge für härtere Drogen sei und auch keine Schrittmacherfunktion entfalte" * Die Studie von Dr Dieter Kleiber die der damalige Bundesgesundheitsminister Seehofer (CSU) in Auftrag gegeben hatte kam 1998 zu dem folgenden Schluss: "Die Annahme, Cannabis sei die typische Einstiegsdroge für den Gebrauch harter Drogen wie Heroin, ist also nach dem heutigen wissenschaftlichen Erkenntnisstand nicht haltbar." * Staatsanwalt Körner, der als Vater des heutigen Betäubungsmittelgesetzes gilt schreibt dazu: "Die These vom * Das Schweizer Bundesgericht hat sich in seinem Entscheid vom 29. August 1991 (vgl. Strafverteidiger, 1992, Seite 18 ff.) mit der angeblichen Gefährlichkeit von Cannabisprodukten auseinandergesetzt und dabei auch zur Einstiegstheorie bzw. zur Umsteigegefahr Stellung genommen. Dabei hat es den Sachverständigen Prof. Kind zitiert, der dargelegt hat, daß diese Behauptung (Einstiegsdroge) heute eindeutig widerlegt sei. Abschließend heißt es in der Entscheidung des Schweizer Bundesgerichts: "Der Gebrauch von Cannabis führt ferner keineswegs zwangsläufig zu jenem gefährlicherer Stoffe; nach neuesten Schätzungen greifen insgesamt etwa 5 % aller Jugendlichen, die Erfahrung mit Cannabis haben, zu härteren Drogen (Geschwinde, a.a.O., Seite 44 N 166)." [Anmerkung: Die Diskrepanz zur oben genannten Zahl (40mal mehr Cannabiskonsumenten gegenüber 5% ergibt sich daraus, dass es neben Heroin auch noch andere Stoffe gibt, die als "harte Drogen" gelten; die obere Zahl nimmt auf Heroin, die untere auf alle illegalen, harten Drogen bezug]
The number of addicts in the Netherlands has been stable at 25,000 for many years. Expressed as a percentage of the population, this number is approximately the same as in Germany, Sweden and Belgium. There are very few young heroin addicts in the Netherlands, largely thanks to the policy of separating the users markets for hard and soft drugs. The average age of heroin addicts is now 36. - "Drug Policy in the Netherlands-Continuity and Change", Dutch Ministry of Health, Welfare and Sport [VMS], Netherlands (1995)
"to deal" ist ein englisches Wort und heisst schlichtweg "(be)handeln". Warum sollte man eine legal konsumierbare, unschädliche Substanz also nicht "dealen" können. Desweiteren hat nie jemand behauptet Cannabis sei völlig unschädlich, lediglich, dass Cannabis im Vergleich zu anderen -legalen- Substanzen wie Nikotin oder Alkohol relativ harmlos ist. (vgl. Roques Report, IOM Report, WHO Studie von 1997). ....sollen aber
weiterhin bestraft werden, denn (Zitat: "Weil sie bewusst andere Menschen in
ihrer Gesundheit gefährden, um daran zu Hier handelt es sich tatsächlich um einen Denkfehler von Frau Gesundheitsstadträtin Pittermann. Der logische Schluss daraus ist aber nicht, dass Cannabis doch gefährlich ist, sondern dass Frau Pittermann sich insofern irrt, als dass eine Sanktionierung des Handels bei einer Erlaubnis des Konsums kontraproduktiv ist (aus oben genannten Gründen des Jugendschutzes, der nur durch einen transparenten Markt erreicht werden kann). Geradezu rührend wirkt die ernsthafte Versicherung, dass nur der Anbau zur Deckung des Eigenbedarfs bleibt: es bedarf schon eines unglaublichen Maßes an Naivität oder eines bösartigen Zynismus, zu meinen, eine Droge werde angebaut, um nicht kommerziell vertrieben zu werden. Geradezu bösartiger Zynismus ist es den ohnehin Cannabiskonsumierenden (trotz Verbot steigt die Zahl der Cannabiskonsumenten in Österreich stärker an als z.B. in Holland wo Cannabis de-fakto frei erhältlich ist) nicht einmal die Möglichkeit des legalen Eigenanbaus zu lassen und sie so willentlich auf die Gasse zu den "Dealern" zu treiben. Zudem ist es Herrn Dr. Rupprecht anscheinend lieber, dass internationale Schmugglerbanden am Cannabisgeschäft verdienen als die österreichischen Bauern, die nach einer Legalisierung Unsummen mit dem (so oder so stattfindenden) Cannabisgeschäft verdienen könnten - fern jeder Subvention! Wem Gott ein Amt gibt, dem gibt er meist Verstand. Manchmal jedoch nimmer er ihn auch. In Österreich vergibt Gott schon seit den dreissiger Jahren keine Ämter mehr, das muss wohl an Dr. med. M. Rupprecht vorbeigegangen sein. Wie auch immer, seine beleidigenden Aussagen bezüglich des vermeintlich fehlenden Verstandes von Frau Dr. Pittermann sind -v.a. angesichts der wahren Faktenlage- überflüssig, naiv und fallen direkt auf ihn selbst zurück. Dr. med. M. Rupprecht
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