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CannabisLegalNews (Nummer 63, 24.05.2002)Ein wöchentlicher Service von cannabislegal.de"Steter Tropfen höhlt den Stein" Kontakt: info@cannabislegal.de INHALT
1. Großbritannien beschliesst Cannabisreform 1. Großbritannien beschliesst Cannabisreform Der Innenausschuss des britischen Unterhauses hat nach der umfangreichsten Untersuchung der Drogenpolitik in über 30 Jahren empfohlen, die Strafen für Cannabisbesitz zu reduzieren. Künftig soll Cannabis in Kategorie C eingestuft werden, wie rezeptpflichtige Beruhigungsmittel (Valium, usw.). Bisher befindet es sich in Kategorie B, wie die "harte Droge" Amphetamin. Ausserdem soll künftig zwischen gewerbsmässigem Handel und Handel im Freundes- und Bekanntenkreis differenziert werden. Aus Besitz einer bestimmten Menge soll nicht automatisch auf Handel geschlossen werden. Eine künftige Legalisierung mancher heute illegaler Drogen wird nicht ausgeschlossen, derzeit jedoch noch abgelehnt. Die Regierung soll im Rahmen der Drogenkontrollbehörden der Vereinten Nationen Alternativen zur weltweiten Drogenprohibition, wie Legalisierung und staatliche Kontrolle, diskutieren. Statt wie bisher zu versuchen, den Konsum illegaler Drogen an sich generell zu verhindern, soll das Hauptaugenmerk künftig jenen ca. 250.000 "problematischen Gebrauchern" gelten, die hauptsächlich Heroin konsumieren. Für sie empfiehlt der Bericht eine Studie zur kontrollierten Verschreibung von Heroin wie in der Schweiz und den Niederlanden sowie die Einrichtung von Konsumräumen. Das Verbot des Besitzes von Gegenständen, die zum Konsum illegaler Drogen dienen (z.B. Spritzen) soll aufgehoben werden, um die Verbreitung von HIV und anderen Krankheiten durch gemeinsamen Gebrauch zu minimieren. Der Bericht empfahl, Ecstasy künftig nicht mehr in Kategorie A einzustufen (wie Heroin) sondern in Kategorie B. Diese Forderung stiess bei Innenminister Blunkett auf Widerstand. Kokain soll auch nach dem Willen der Kommission in Kategorie A verbleiben. Behandlungsmöglichkeiten für Kokain- und Crackkonsumenten sollen ausgebaut werden.
Pressemitteilung des Innenausschusses des britischen Unterhauses [21.05.2002]
House of Commons - Home Affairs:
Third Report - The Government's Drugs Policy: Is It Working?
Blunkett Rejects Ecstasy Reforms [The Times, 22.05.2002]
War On Drugs Has Failed, Say MPs [Independent, 22.05.2002]
Drug Victim's Parents Back Dutch Law [BBC News, 20.05.2002]
Drogen in Großbritannien 2. Niederlande: Keine Schliessung der Coffeeshops Die christdemokratische CDA, die bei den Parlamentswahlen in den Niederlanden erheblich an Stimmen gewonnen hat und wahrscheinlich den nächsten Ministerpäsidenten stellen wird, will langfristig den Verkauf von Cannabis in Coffeeshops beenden. Der CDA-Führer Balkenende hatte bereits im Februar gefordert, den Cannabishandel in Coffeeshops landesweit nicht mehr zu dulden (Algemeen Dagblad, 26.02.2002). In vielen Gemeinden, vor allem solchen mit CDA-Bürgermeistern, gibt es seit Jahren keine tolerierten Coffeeshops. Wir veröffentlichen zwei Stellungnahmen aus den Niederlanden zur künftigen Cannabispolitik, die erklären, warum auch in Zukunft mit keiner Schliessung aller "Coffeeshops" zu rechnen ist.
The new Dutch government and the possible consequences for the coffeeshop system [Nol van Schaik, NL]
Fortuyn: "Ihr werdet mir die Cannabiszigaretten nicht wegnehmen" [Harry Bego, NL]
The Dutch coffee shop system [Nol van Schaik]
Triumph des Zauberschülers [Weser Kurier, 17.05.2002]
Media Awareness Project Niederlande (MAP-NL):
Cannabis in den Niederlanden 3. "Bürgerprogramm 2002" der FDP online Vollmundige Worte in der Einleitung des Wahlprogramms 2002 der FDP: Die anderen Parteien missverstehen den Staat und die Politik als den Vormund der Bürgerinnen und Bürger. Nur die FDP begreift Politik und Staat als den Wächter über die Fairness im Zusammenleben mündiger Bürgerinnen und Bürger. Die anderen Parteien ruinieren den Staat, indem sie dafür sorgen, dass er sich in immer mehr einmischt und immer weniger beherrscht. Die FDP setzt auf die verantwortlich denkenden Menschen im Volk. Der Staat mischt sich unter anderem auch in die private Lebensführung von 9,5 Millionen Erwachsenen ein, die bereits Cannabis konsumiert haben; 131.842 von ihnen wurden im vergangenen Jahr bei der Staatsanwalt angezeigt, viele von ihnen damit ernsthafte Probleme bereitet. Doch ein Bekenntnis zur Eigenverantwortlichkeit mündiger Bürger sucht man dort vergebens, wo das Wahlprogramm über Drogen spricht (seite 60). Illegale Drogen werden ausschliesslich unter dem Gesichtspunkt der Drogenabhängigkeit angesprochen, obwohl die Mehrzahl der Konsumenten illegaler Drogen ausschliesslich Cannabis konsumiert, das nicht körperlich abhängig macht und wo psychische Abhängigkeit als Symptom psychischer Probleme nur bei einem geringen Prozentsatz der Konsumenten auftritt. Mit anderen Worten, das Thema Cannabis wurde mehr oder minder ignoriert. Aber auch legale Drogen wie Nikotin und Alkohol, die den Löwenanteil des Suchtproblems ausmachen, werden nicht explizit erwähnt:
Suchtpolitik Wir begrüssen, dass die FDP viele drogenpolitische Reformen der letzten Jahre mittragen will - auch solche, die vom potenziellen Koalitionspartner CDU/CSU abgelehnt werden, wie z.B. die Konsumräume oder die kontrollierte Heroinvergabe für Schwerstabhängige. Wir bedauern gleichzeitig, dass sich eine wirklich liberale Politik auf dem Parteitag in Mannheim nicht durchsetzen konnte und auch in absehbarer Zeit mit der CDU/CSU als Seniorpartner keine grosse Chance auf Umsetzung hätte.
"Bürgerprogramm 2002" der FDP
FDP und Cannabisreform 4. Wahlprogramm 2002 der Grünen online "Blühende Landschaften" hatten die Grünen vor den letzten Bundestagswahlen versprochen. Der Wahlsieg der Opposition und die folgende rot-grüne Koalition weckten Hoffnungen auf eine drogenpolitische Wende, die jedoch nur zum Teil eingelöst wurden:
Vor allem das Fehlen jeglicher Schritte zur Cannabisreform hat zu einem schweren Vertrauensverlust bei vielen Stammwählern der Grünen geführt, von dem sowohl die PDS als auch indirekt (durch Stimmenthaltung) die CDU/CSU profitieren wird. Wieviele der folgenden Forderungen im Wahlprogramm der Grünen umgesetzt werden können, wird auch von der politischen Konstellation nach dem 22.09.2002 abhängen:
Wir wollen weiter den Weg in eine neue Drogenpolitik gehen. Die bisherige Drogenpolitik der generellen Strafverfolgung von Konsumenten und Konsumentinnen ist gescheitert und muss beendet werden. Ein unkontrollierter Schwarzmarkt verschlimmert die Probleme nur. Wer Probleme mit Drogenkonsum hat, braucht Hilfe nicht Strafe. Am Montag, 3. Juni, veranstaltet Christa Nickels für die Fraktion Bündnis 90 / Die Grünen in Berlin einen Fachkongreß über "Cannabispolitik im europäischen Vergleich". Unterstützt wird sie von Volker Beck (MdB) und Georg Wurth (Bundesnetzwerk Drogenpolitik). Als Referenten treten u.a. auf: Prof. Lorenz Böllinger, Verfassungs- und Strafrechtler an der Universität Bremen; Bob Keizer, im niederländischen Gesundheitsministerium für Drogenpolitik zuständig; Dr. Bettina Schmidt, Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung. "Ziel der Tagung ist es, am Ende der Legislaturperiode sowohl Bilanz zu ziehen, als auch vor dem Hintergrund der aktuellen Entwicklungen in anderen europäischen Ländern weitere Schritte zur Entkriminalisierung von Cannabiskonsumenten zu erarbeiten und zu propagieren." (Einladungsschreiben von Frau Nickels)
Wahlprogramm 2002 von Bündnis 90/Die Grünen
Homepage von Christa Nickels:
Die Grünen und die Cannabisreform: 5. USA: Anti-Drogenkampagne wirkungslos Der amerikanische "Drogenzar"hat zugegeben, dass eine mit rund einer Milliarde Dollar an Steuergeldern finanzierte Anti-Drogenkampagne wirkungslos war. "Diese Kampagne reduziert den Drogengebrauch nicht", gestand John Walters ein. "Sie hatte keine Auswirkung auf den Missbrauch durch junge Leute." Dennoch will er dieses Jahr weitere 180 Millionen Dollar dafür ausgeben.
Anti-Drug Ads a Flop, Says Drug Czar, Please Give Us Money for More [WOL#237, 17.05.2002]
6. Norwegen: Keine Entkriminalisierung Am 4. März hatte die vor sieben Jahren von der norwegischen Regierung eingesetzte Strafrechtskommission empfohlen, den Besitz geringer Mengen von Drogen zum Eigengebrauch straffrei zu stellen. In einer Pressemitteilung hat der Justizminister der konservativen Regierung diese Empfehlung nun entschieden abgelehnt. Damit teilt die Strafrechtskommission das Schicksal zahlreicher Kommissionen in anderen Ländern, die eine Entkriminalisierung vorgeschlagen hatten, deren Empfehlungen aber von Politikern verworfen wurden.
NORWAY: Norwegian Government will not follow drug decriminalisation proposals [EMCDDA, 14.05.2002]
Argumente: Das Cannabisverbot ist nicht rational begründet
Drogen in Norwegen:
7. Singapur: Vier bis fünf Jahre Haft für 23jährige Deutsche? Singapur: Vier bis fünf Jahre Haft für 23jährige Deutsche? [20.05.2002] Alle Vorwürfe von Drogenhandel gegen die Deutsche Julia Bohl sind von einem Gericht in Singapur fallengelassen worden. Ursprünglich wurde ihr Handel mit Cannabis vorgeworfen, wofür ihr die Todesstrafe drohte. Ihr Anwalt rechnet jetzt noch mit einer Strafe von 4 bis 5 Jahren Haft wegen Besitzes illegaler Drogen. Am 31.05. wird der Prozess fortgesetzt.
Julia ist keine Drogenhändlerin [Südwestpresse, 18.05.2002]
Drogen in Singapur:
8. GB: Coffeeshopbetreiber wieder in Freiheit GB: Coffeeshopbetreiber wieder in Freiheit [19.05.2002] Der britische Cannabiscafe-Betreiber Colin Davies aus Stockport bei Manchester ist nach 7 Monaten Untersuchungshaft wieder auf freiem Fuss. Allerdings darf er sich nicht in der Nähe seines Wohnorts und seines Cafes aufhalten. Er darf bis zur Hauptverhandlung auch keine Interviews geben. Sein Coffeeshop nach niederländischem Muster, wo Cannabis verkauft wird, wird in seiner Abwesenheit von Freunden weiterbetrieben und ist seit Januar nicht wieder von der Polizei durchsucht worden. Nach der Verhaftung von Davies hatten sich ein Abgeordneter der Liberaldemokratischen Partei und zwei italienische Europaabgeordnete durch eine Selbstanzeige wegen Cannabisbesitzes mit ihm solidarisiert. Zwei von ihnen kamen nach kurzer Zeit wieder auf freien Fuss, der dritte wurde nicht einmal verhaftet. Die Untersuchungshaft von Colin Davies hat die britischen Steuerzahler etwa 15.000 € gekostet. In wenigen Monaten sollen in Großbritannien die Strafen für Cannabisbesitz und -handel reduziert werden.
Cannabis Cafe Boss Is Freed [Manchester Evening News, 17.05.2002]
http://www.mapinc.org/drugnews/v02/n937/a02.html
Mehr Informationen zu Colin Davies und dem Cafe in Stockport
Cannabis in Großbritannien:
9. Wir berichteten vorige Woche:
10. Termine zu Cannabis und Drogenpolitik:
21.06.2002 Hamburg: Sommer SonnenWenden HanfFest
Diese und andere Ankündigungen finden Sie bei unseren Terminen:
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