Sehr geehrter Herr Wein,
ich lese momentan sehr viel ihre offenen Briefe an Politiker aller Parteien
und verfolge auch Ihre
Diskussionsbeiträge im politikforum.de.
Dies tue ich aber noch nicht sehr lange, da ich bis vor kurzem von unserem
Rechtssystem verschont geblieben bin.
Nun geriet ich aber vergangene Woche in einer Polizeikontrolle. Man fand in meinem Auto eine geringe Menge (2g) an Hasch, da ich gelegentlich konsumiere.
Ich wurde sofort festgenommen. Die Polizei befand es sogar für nötig, für
mich und meinen Beifahrer Verstärkung anzufordern.
Wir leisteten keinerlei Widerstand!
So kam ein 2tes Auto und mir wurden Handschellen angelegt.
Bei der Station angekommen wurde mir "Trunkenheit am Steuer/BtMG"
vorgeworfen, obwohl ich vor
Fahrtantritt nichts konsumiert hatte. So wurde mir Blut abgenommen, ein
Urintest gemacht und sogar noch ein Arzt gerufen, der mich
auf meinen psychischen Zustand befragte. Dieser schätzte mich als voll
zurechnungsfähig ein.
Viel bringen wird mir dessen Gutachten nicht, da bekanntlich der Wirkstoff
über mehrere Wochen im Körper nachzuweisen ist.
Das grösste Problem an meinem Fall ist nun, dass ich in Bayern lebe und
ich 100% (Erfahrungsberichte anderer Leute bestätigen mich in meiner
Befürchtung) meinen Führerschein verlieren werde und zusätzlich zu einer
MPU beordert werde.
Die Konsequenzen für mich sind fatal. So werde ich meinen Arbeitsplatz in
einem kleinem Unternehmen verlieren, da ich als Kundendienstler ohne
Führerschein nicht mehr tätig sein kann. Dies ist aber meine primäre
Aufgabe, die ich mit Leidenschaft erfülle.
Ich habe die letzten Jahre mühevoll mein Fachabitur nachgeholt, indem ich
erst durch eine Ausbildung meine mittlere Reife nachholte und dann das
Fachabitur abschloss, damit ich nun studieren kann. Da dies aber gewisse
finanzielle Mittel erfordert, gehe ich momentan arbeiten um mir somit
später mein Studium zu finanzieren. Das verdiente Geld kann ich aber nun
für einen Anwalt aufbrauchen und wahrscheinlich muss ich mir sogar noch
Geld leihen um die Sache einigermassen heil zu überstehen. Fazit:
(entschuldigen sie meine ausdrucksweise) der Staat versaut mir g´rad mein
Leben.
Ich bin am Verzweifeln, da ich nie jemanden geschadet habe, nie jemanden
beraubt habe und trotzdem behandelt werde wie ein
Gewalttäter. Ich bin auch kein Häufigkonsument sondern geniesse eher wie
ein Weinliebhaber seinen Wein, gelegentlich eine Tüte.
Ich könnte sicherlich auch Alkohol konsumieren stattdessen. Dies tue ich
aber aus Überzeugung nicht, da ich in meinem kurzen Leben (24) zu viele
Personen, die man während seiner Schullaufbahn etc. kennengelernt hat, an
Alkohol kaputtgegangen sind. Sei es durch regel- und übermässigem Konsum
oder auch durch tödliche Autounfälle in denen Alkohol im Spiel war.
Nun fragen Sie sich vielleicht: "Warum erzählt er mir gerade das?"
Wie ich oben schon schrieb verfolge ich mit grossem Interesse Ihre Beiträge
und Briefe.
Sie machen mir einen sehr kompetenten Eindruck, da Sie sich äusserst
objektiv äussern und keine Stammtischargumentation an den Tag legen.
Ich möchte Ihnen mit meinem Brief nur zeigen, dass Ihre Arbeit von
äusserster Wichtigkeit ist und dass ich sie voll und ganz unterstütze
soweit es mir möglich ist.
Viel Erfolg!
Mit freundlichen Grüssen
Gerhard M. (*)
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