Cannabislegalisierung in Deutschland!
Neuigkeiten
Argumente
Politik
Verein
Aktionen
Medienprojekt
Infos über Cannabis
Hanf & Recht
Politik international
Studien
Bücher
Links
Suchen
Kontakt
in English in English
 

Hilft Cannabis beim Kokain-Ausstieg?

Viele Menschen sehen in Cannabis immer noch eine sogenannte "Einstiegsdroge" zum Gebrauch harter Drogen wie Heroin oder Kokain, obwohl diese Ansicht von Experten heute allgemein abgelehnt wird. Eine aktuelle Studie weist nun darauf hin, dass Cannabis vielmehr als Ausstiegshilfe für von harten Drogen Abhängige dienen kann. Laut einem Bericht der Zeitschrift "New Scientist" fand ein internationales Forscherteam, dass eine bestimmte Substanz die die Wirkung von Cannabis nachahmt bei kokainabhängigen Ratten die Rückfallquote in den Kokainkonsum drastisch verringert. Eine noch unveröffentlichte Studie mit heroinabhängigen Ratten kam dort zu ähnlichen Ergebnissen. Auch bei Alkoholismus wird von den Forschern eine ähnliche Wirkung von Cannabinoiden vermutet.

Vor vier Jahren hat eine Studie für Schlagzeilen gesorgt (u.a. im "Spiegel"), bei der sich erstmals Affen freiwillig Cannabinoide injiziert hatten, was vielfach so interpretiert wurde, als habe Cannabis ein ähnliches Suchtpotenzial als Kokain. Damals wurde kaum in den Medienberichten erwähnt, dass diesen Affen zuerst beigebracht worden war, sich Kokain zu injizieren. Erst nach dem Kokainentzug griffen sie dann zu Cannabis. Die neuere Studie erklärt möglicherweise warum.

Tatsache ist auch, dass Cannabis bereits in den 30er Jahren beim Entzug von harten Drogen therapeutisch eingesetzt wurde. Eine mögliche Konsequenz dieser neuen Studie wäre, dass eine repressive Cannabispolitik zu mehr Rückfälligen bei harten Drogen führt. Jährlich sterben in Deutschland etwa 42 000 Menschen an der legalen harten Droge Alkohol sowie 1500-2000 Menschen im Zusammenhang mit illegalen harten Drogen.

New Scientist: Marijuana could help cocaine addicts kick habit [04.10.2001]
Ist Cannabis eine Einstiegsdroge?
Slate: I smell a rat [09.08.1997]


Leserbrief an Bild der Wissenschaft

Bild der Wissenschaft

LESERBRIEF zu "Kann Marihuana bei Kokainsucht helfen?", 8.10.2001

Vier Jahre ist es her, dass Experimente mit Ratten die sich Cannabinoide gespritzt hatten, als Beleg dafür dargestellt wurden, dass Cannabis doch süchtig machen könne. Kaum jemand erfuhr damals jedoch, dass die Ratten erst mit Kokain "geübt" hatten, wie z.B. auf der Website des National Institute on Drug Abuse (NIDA) nachzulesen war. Die Ratten befanden sich also zum Zeitpunkt der Untersuchung im Kokainentzug. Diese neuere Studie wirft ein völlig neues Licht auf jene älteren Ergebnisse. Wenn Cannabis in Wirklichkeit keine Einstiegsdroge sondern eine Ausstiegsdroge aus der Abhängigkeit von harten Drogen ist, dann werden sich jetzt Politiker und andere Verantwortliche mit der Frage befassen müssen, ob nicht eine repressive Cannabispolitik letztlich zu mehr Abhängigen bzw. Rückfälligen bei harten Drogen führen. Laut Zahlen der europäischen Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht (EMCDDA) liegt die Sterblichkeit im Zusammenhang mit Heroin und anderen harten Drogen in Deutschland und Österreich um etwa das achtfache höher ist als in den Niederlanden, wo Cannabis seit 1976 toleriert wird. Eine Cannabisentkriminalisierung in Deutschland ist nach Meinung zahlreicher Experten längst überfällig.

Joe Wein


/