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Das Problem ist die Nachfrage

Pubdate: 05.03.2003
Source: Weser Kurier
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Das Problem ist die Nachfrage

Europäische Suchtexperten fordern Entkriminalisierung von illegalen Drogen

Von unserem Korrespondenten Norbert Robers

Brüssel. 1961 formulierten die Vereinten Nationen in New York ein großes Ziel: Innerhalb von 25 Jahren sollte die Gesellschaft von illegalen Drogen befreit werden. Dieser Wunsch entpuppte sich als Illusion – damals wie heute. Der Drogenhandel ist nach dem Export von Waffen der zweitlukrativste Geschäftszweig überhaupt. Rund 45 Millionen EU-Bürger haben Erfahrungen mit Haschisch als der gängigsten Droge. Jedes Jahr sterben in den 15 EU-Staaten rund 7500 Menschen an den Folgen des Drogenkonsums.

Aus ganz Europa versammelten sich gestern Suchtexperten in Brüssel, um einmütig das Ende der „Prohibition“ zu fordern. „Das Denkmuster ,Böses kommt von Bösem und muss mit Bösem bekämpft werden’, kann nicht funktionieren“, betonte der Bremer Rechtswissenschaftler Lorenz Böllinger. Eine Gesellschaft ohne Drogenkonsum sei ebenso unrealistisch wie die Annahme, dass allein die Existenz illegaler Rauschgifte die Probleme verursachten. „Bei den illegalen Drogen wird der selbstschädigende Gebrauch geradezu erzwungen: durch die Kriminalisierung, den daraus erwachsenden Schwarzmarkt und die destruktive Eigendynamik von Organisiertem Verbrechen“, sagte Böllinger.

Aussichtsreich sei einzig und allein „eine zumindest partielle Entkriminalisierung“, begleitet von einem gesundheitspolitischen Konzept, das jedem Bürger die Möglichkeit zu „verantwortlichem selbstbestimmten Handeln“ gebe. Ob solch ein Konzept die Hemmschwellen der Bevölkerung gegenüber illegalen Drogen insgesamt senken könnte, blieb dagegen offen. Ein deutscher Allgemeinmediziner hielt den Befürwortern der Legalisierung von Haschisch entgegen, dass sie die Ergebnisse aktueller Studien schlicht unterschlagen würden, wonach auch der sachgemäße Konsum sehr wohl Psychosen und Schizophrenie verursachen könne.

Die Dealer würden über jede schärfere Maßnahme lachen, meinte der britische Liberale Chris Davies: „Jeder Drogenfund treibt die Preise nach oben und erhöht damit automatisch die Profitmargen der Kriminellen. Ein paar von ihnen schnappt die Polizei, aber die stärksten und brutalsten werden immer reicher.“ Der Staat als Dealer? Der Kurswechsel in diese Richtung zeichnet sich europaweit ab. Die Schweiz stellt seit 1998 Abhängigen und Gefangenen Spritzen zur Verfügung, die Niederländer akzeptieren Hasch-Konsum in den „Coffie-Shops“. In Deutschland gibt es bereits 50 „Gesundheitsräume“, in denen sich Konsumenten ihre Drogen unter ärztlicher Aufsicht spritzen können.

Die größten Probleme haben dagegen Italien, Luxemburg und Großbritannien. Der britische Konservative Benjamin Mancroft forderte: „Der Staat soll keineswegs den Konsum von illegalen Drogen gutheißen. Der Staat muss aber den Markt regulieren, nur so schwinden die Aussichten der Kriminellen auf ihre gigantischen Schwarzmarkt-Profite, der folglich zusammenbrechen würde. Der beste Weg, die Nachfrage nach Drogen zu limitieren, sind Kontrolle, Aufklärung und Behandlung.“ Das durchschnittliche Einstiegsalter deutscher Jugendlicher liegt bei 16,4 Jahren. Experten empfehlen, Jugendliche ab 12 Jahren auf die Drogengefahr hinzuweisen. Allerdings heißt es im 2001 veröffentlichten Bericht des Bundesgesundheitsministeriums zur „Drogenaffinität Jugendlicher“: „Die Ablehnungsbereitschaft ist in den letzten 15 Jahren ständig zurückgegangen.“