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Wann und warum wurde Cannabis verboten ?Eine der ersten Fragen die sich in der Diskussion um eine Cannabislegalisierung aufdrängt ist die, warum Cannabis überhaupt verboten wurde. Die landläufige Meinung gegenüber bestehenden Gesetzen basiert auf der Ansicht, dass Gesetze schon ihre guten Gründe hätten und ihre Existenz auf wissenschaftlichen und volkswirtschaftlichen Erkenntnissen beruht. Dass diese Ansicht mitunter recht irrig sein kann, belegt die Geschichte der internationalen Drogengesetzgebung, speziell der Cannabisgesetzgebung. Der folgende Text will Ihnen die Geschichte des Cannabisverbotes schildern, Quellenangaben finden Sie im Text selbst, ansonsten am Ende dieser Seite. Obwohl es sich um einen relativ langen Text handelt empfehlen wir unbedingt ihn zu lesen, da er die Hintergründe des Cannabisverbots deutlichst aufzeigt. Achtung:
Teile des folgdenden Textes sind wörtlich aus schon exisitierenden Texten
und Arbeiten übernommen! Vor allem die
Arbeit im Fachbereich Soziologie von Gerrit Wiebe "Warum mußte Cannabis
verboten werden? - Die Rolle der USA und der UN" der Uni Hamburg diente als
Hauptvorlage. Einleitung Der politische Umgang mit Drogen ist ein brisantes Thema, der politische Umgang speziell mit Cannabis ist besonders brisant. Brisant deshalb, weil es das "Problem Cannabis" für die Politik erst seit Beginn des 20. Jahrhunderts gibt. Vorher war dieses Politikfeld einfach nicht existent, da der Umgang mit Cannabis nichts Problematisches oder gar Gefährliches darstellte. Ganz im Gegenteil.Was wir heute unter "Drogen" verstehen, waren zu einem großen Teil ursprünglich weitverbreitete Medikamente oder Genußmittel, im Fall Cannabis eben auch eine Nutzpflanze, aus der man unzählige Dinge herstellte, und die man in manchen Ländern seit vielen hundert Jahren rauchte. Übermäßigen Konsum von Drogen hat es zwar sicherlich immer gegeben, spielte aber bis zu dem Zeitpunkt keine Rolle, als man sich völkerübergreifend darauf verständigte, aus welchen Gründen auch immer, bestimmte Drogen zu verbieten. Diese restriktive Umgangsweise mit Drogen an sich, und die Prohibition von Cannabis im besonderen sind, aufgrund von steigender Konsumentenzahlen trotz hoher Strafen, höchst kontrovers. [...] Die Frage, warum Cannabis verboten werden mußte, stellt sich zwangsläufig bei der Behandlung dieses Komplexes, denn die Widersprüche und Irrationalitäten, sowie die Ineffizienz der Politik sind offensichtlich. Bei genauerer
Betrachtung der Entstehung des weltweiten Cannabis-Verbots ist deutlich erkennbar,
daß die USA eine wichtige, wenn nicht entscheidende Rolle bei der Durchsetzung
und Umsetzung spielten. Zwar sorgten die Anträge von Ägypten und der
Türkei dafür, daß Cannabis 1925 auf der dritten Opiumkonferrenz
in Genf unter Drogenkontrolle gestellt wurde [1], jedoch war
es vor allem das treibende Engagement des "US-Federal bureau of narcotics and
dangerous drugs" (FBNDD), daß das weltweite Ansehen von Cannabis über
seine Kampagnen und Gesetze bis in die Gremien der Vereinten Nationen prägte.
Dabei ging es bei dem Verbot von Cannabis nicht lediglich um eine Droge, auch
wirtschaftliche Interessen, Rassismus und persönlicher Ehrgeiz spielten
eine wichtige Rolle. Denn daß es sich bei Cannabis ursprünglich auch
unter anderem um eine wirtschaftlich bedeutsame Nutzpflanze handelt, welche
u.a. der aufstrebenden 1925 Genf: Bei der zweiten internationalen Opium-Konferenz werden weltweite Kontrollmassnahmen für Cannabis eingeführt, obwohl 18 der 19 teilnehmenden Staaten keine Probleme im Zusammenhang mit Cannabis vermelden können; lediglich Portugal berichtet, in seiner Kolonie Angola seien Fälle von schwarzer Aufsässigkeit nach Hanfgenuss vorgekommen. Die knapp ausgehende Schlussabstimmung zu ungunsten des Hanfs wird von handfesten wirtschaftlichen Interessen bestimmt; so droht etwa Ägypten den Deutschen an, im Falle eines Cannabisfreundlichen Abstimmungsverhaltens Importbeschränkungen für Kokain (Merck) und Heroin (Bayer) zu erlassen. ab 1925 Die Anti-Marihuana-Lobby in den USA macht mobil: Straftaten, die in den südlichen Grenzstaaten begangen werden, werden dem Marihuanakonsum zugeschrieben. Bei jedem erwischten Verbrecher, der irgendwann einmal gekifft hat (was eine ziemlich verbreitete Mode war), wird der Drogenkonsum sogleich als Ursache der Kriminalität dargestellt. 1931 Trotz anfänglichen Zweifeln über die Durchführbarkeit startet Anslinger mit einem Sonderetat (100'000 Dollar,- und das auf dem Tiefpunkt der Wirtschaftskrise!) seine Verteufelungskampagne gegen Marihuana und seine KonsumentInnen. Neben Plakataktionen und dem Verbreiten gefälschter Horror-Pressemitteilungen werden auch "Gutachten" in Auftrag gegeben. Das erste wird für 2000 Dollar vom Gefängnisarzt A.E. Fossier konstruiert. Auszug: "Die herrschende Rasse und die aufgeklärtesten Länder sind alkoholisch, derweil die Länder und Nationen, die Hanf und Opium verfallen sind, (...) sowohl geistig als auch physisch zu Grunde gegangen sind"
Es gibt nicht
DEN Grund, sondern ein Zusammenspiel mehrerer Gründe, warum Cannabis in
den Gesetzestexten fast aller Länder auf einer ähnlichen Stufe wie
Heroin steht. Einige dieser Gründe spiegeln sich deutlich am Verhalten
und den fadenscheinigen Argumenten Mußte Hanf als Konkurrent für die aufstrebenden Kunstfaser-, Papier- und Pharmaindustrien "eliminiert" werden? Der Konsum von
Cannabis ist in den USA seit der Besiedlungen im 17. Jahrhundert bekannt und
Hanf wurde wenigstens ebenso lange als Nutzpflanze angebaut. Selbst George Washington
tat dies 1765, angeblich um damit seine Zahnschmerzen zu behandeln. Cannabis
war, ähnlich wie Opium oder Heroin, zunächst als Medizin gesellschaftlich
akzeptiert und fand große Anwendung [2], bevor es schrittweise
verboten und dadurch auch aus diesem großen Wirtschaftssektor vertrieben
wurde. In der amerikanischen Wirtschaftsgeschichte gibt es Fakten, die dafür
sprechen, daß Hanf trotz bester Voraussetzungen und Prognosen nicht
für die Gesundung der durch die Jahre der Depression zu Beginn des Jahrhunderts
angeschlagenen amerikanischen Landwirtschaft sorgen konnte und durfte, da den
Extrakten der Pflanze der Ruf einer gefährlichen "Mörderdroge"
oktroyiert wurde, und somit als Nutzpflanze außer Betracht kam. Große
und einflußreiche Industrieunternehmen wie der Chemie-Großkonzern
DuPont hatten ein großes Interesse an dieser Ächtung und setzten
sich direkt und indirekt für ein Verbot der Pflanze ein. Hanf wurde,
nachdem die starke landwirtschaftliche Bedeutung seines Anbaus zur Gewinnung
von Fasern, Ölen, Papier, Farben, etc. aufgrund von fehlenden technischen
Möglichkeiten zur Massenproduktion im Zuge der industriellen Revolution
stark nachließ, Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts eine zentrale Rolle
in der amerikanischen 14.10.1916 Das amerikanische Landwirtschaftsministerium veröffentlicht ein Bulletin über "Hanfwerg als Material zur Papierherstellung" zuhanden von "Personen, die an einer ökonomischen Papierherstellung interessiert sind, besonders print and book manufactures". Im Bulletin (Nr. 404) wird unter anderem festgehalten, dass dank moderner Fasergewinnungstechnik aus einem Hektar Hanf dieselbe Papiermenge hergestellt werden kann, wie aus 4.1 Hektar Wald (und das - im Gegensatz zur Holzbewirtschaftung - erst noch Jahr für Jahr). Rückblickend darf vermutet werden, dass dieses Bulletin einer der Hauptgründe war, dass sich ein finanzstarkes Trio, bestehend aus Randolph Hearst, der Firma "Du Pont", sowie Andrew Mellon für das Kraut zu interessieren begannen und wenige Jahre später einen gewaltigen und schonungslosen Feldzug gegen Hanf führten. Hearst war
Eigentümer der damals grössten "Paper Manufacturing Company", Wald-
und Papierfabrikenbesitzer, sowie Zeitungsmagnat. Der Chemieriese Du Pont wird
nicht nur im Textilfaserbereich vom Hanf konkurrenziert, sondern ist auch Lieferant
der Sulfide für die Papierherstellung aus Holz (und steht somit in florierender
Geschäftsbeziehung zu Hearst) Der Bankier Mellon, zweitreichster Mann der
USA, Finanzminister und Hauptfinancier der Firma Du Pont ist nebenbei auch noch
Onkel der Ehefrau eines gewissen Harry Anslinger. Das US-Landwirtschaftsministerium
schrieb in seinem Bulletin Nr. 404, daß durch die Entwicklung einer Schäl-
und Erntemaschine Hanf "seine Bedeutung als größter landwirtschaftlicher
Industriezweig wiedererlangen wird" [3] . 1938 wurde eben
diese Maschine in Fachzeitschriften wie Popular mechanics und Mechanical engineering
vorgestellt. Die wirtschaftlichen Prognosen für die sich nun ergebenen
Möglichkeiten zum Massenanbau von Hanf sahen überaus günstig
aus, da Faserhanf sehr vielseitig nutzbar und der Anbau sehr effektiv ist. So
wurde auch auf dem Sektor der Zellstoffverarbeitung und der Energiegewinnung
im Auftrag des US-Landwirtschaftsministeriums mit Erfolg geforscht. Durch diese
technische Entwicklung bekamen die großen Holz-, Papier, und Ob diese Verstrickung
ein reiner Zufall ist oder nicht, sie bewirkte, daß von nun an mit staatlichen
Mitteln massiv gegen Cannabis vorgegangen wurde, wie es auch im DuPont-Aktionärsbericht
von 1937 angesprochen wurde: "Wir fordern radikale Einschnitte bei der Steuergesetzgebung
der Regierung. Sie könnte in ein Instrument verwandelt werden, die Akzeptanz
neuer Ideen des industriellen und sozialen Wiederaufbaus zu beschleunigen" [6].
Mit diesen "neuen Ideen des industriellen Wiederaufbaus" waren die bereits erwähnten
Kunstfasern- und Stoffe gemeint. Die Forderungen DuPonts wurden in die Tat umgesetzt,
am 14. April 1937 wurde von dem Chefberater des Finanzministeriums Herman Oliphant
ein Entwurf für ein Marihuana-Steuergesetz, das eine Gewerbesteuer für
Händler und eine Erwerbssteuer für den Kauf von Cannabis beinhaltete,
eingebracht. Der Handel mit Marihuana wurde von nun mit 1 Dollar pro Unze, bzw.
mit 100 Dollar, wenn der Händler nicht registriert war, besteuert. Die
Strafspanne bei Nichtbeachtung ging von 2000$ Geldstrafe bis fünf Jahre
Haft. Diese Steuer vertrieb kleine landwirtschaftliche Betriebe aus dem Hanfanbaugeschäft,
die bisher einen großen Teil der Gesamtproduktion von Faserhanf ausmachten.
Auch Ärzte nahmen wegen der erforderlichen komplizierten Buchführung
immer mehr Abstand davon, Cannabis zu verschreiben, was den Weg für neue,
synthetische Medikamente ebnete, die nicht in jedem Garten anbaubar sind. Welche Argumente gab es für und gegen das "Marihuana tax act"? Das "Marihuana
tax act" wurde zwischen 1935 und 1937 in geschlossenen Sitzungen des Finanzministeriums
entworfen. Im Vorfeld startete das FBNDD einen wahren Kreuzzug gegen Cannabis,
und es wurden landesweit Bücher wie "Assassin of youth" oder Filme wie
Beispiele solcher "Presse- und Polizeiberichte": entnommen aus: New York Times, 6.7.1927 Eine
Witwe und ihre vier Kinder sind verrückt geworden, nachdem sie eine Marihuana-Pflanze
assen, so die Ärzte, die sagen, dass keinerlei Hoffnung besteht, die Leben
der Kinder zu retten, und dass die Mutter zeitlebens verrückt sein
wird. Die Mutter hatte kein Geld, um andere Lebensmittel für die Kinder
zu kaufen, die zwischen drei und fünfzehn Jahre alt waren; also sammelte
sie einige Kräuter und etwas Gemüse, das in ihrem Garten wuchs, um
daraus ihr Abendbrot zu bereiten. Zwei Stunden, nachdem Mutter und Kinder die
Pflanzen gegessen hatten, erlitten sie einen Anfall. Nachbarn, die Ausbrüche
von irrem Gelächter hörten, fanden die ganze Familie vom Wahnsinn
befallen. Eine Untersuchung ergab, dass das betäubende Marihuana im Gemüsegarten
wuchs. The
Interstate Commission on Crime My Dear Mr. Schwarz: That I fully appreciate the need for action, you may judge from the fact that last January I tried a murder case for several days, of a particularly brutal character in which one colored young man killed another, literally smashing his face and head to a pulp, as the enclosed photograph demonstrates. One of the defenses was that the defendant's intellect was so prostrated from his smoking marihuana cigarettes that he did not know what he was doing. The defendant was found guilty and sentenced to a long term of years. I am convinced that marihuana had been indulged in, that the smoking had occurred, and the brutality of the murder was accounted for by the narcotic, though the defendant's intellect had not been totally prostrate, so the verdict was legally correct. It seems to me that this instance might be of value to you in your campaign. Sincerely yours, Richard
Hartshorne MR. ANSLINGER: In another place in Ohio, a young man shot the hotel clerk while trying to hold him up. His defense was that he was under the influence of marihuana. [...] entnommen
aus: Hearing
Before a Subcommittee of the Committee on Finance United States Senate,
Seventy-Fifth Congress, First Session on H.R.6906 - July 12, 1937 Statement
of H. J. Anslinger, Commissioner of Narcotics, Bureau of Narcotics of the Treasury
Department So wurde in der
Anhörung des 75. Kongresses vor dem Steuerausschuß des Repräsentantenhauses
vom 27.4. bis 4.5. 1937 von dem Drogenbeauftragten des Finanzministeriums Harry
Anslinger und Clinton Hester (einem weiteren Vertreter des Finanzministeriums)
u. a. folgende Argumente für das Steuergesetz vorgebracht [8]:
· Marihuana ist die gewalterzeugenste Droge der Menschheit.
Wörtlich hiess es im englischen u.a.: MR. ANSLINGER: In medical schools, the physician-to-be is taught that without opium he would be like a one-armed man. That is true, because you cannot get along without opium. But here we have drug that is not like opium. Opium has all of the good of Dr. Jekyll and all the evil of Mr. Hyde. This drug is entirely the monster Hyde, the harmful effect of which cannot be measured. MR. ANSLINGER: It affects different individuals in different ways. Some individuals have a complete loss of sense of time or a sense of value. They lose their sense of place. That have an increased feeling of physical strength and power. Some people will fly into a delirious rage, and they are temporarily irresponsible and may commit violent crimes. Other people will laugh uncontrollably. It is impossible to say what the effect will be on any individual. Those research men who have tried it have always been under control. They have always insisted upon that. MR. MCCORMACK: Is it used by the criminal class? MR. ANSLINGER: Yes, it is. It is dangerous to the mind and body, and particularly dangerous to the criminal type, because it releases all of the inhibitions. [...] Nevertheless, it is one of the dangerous drugs that should be known only to be shunned--an intoxicant with the most vicious propensities. entnommen aus: Hearing on H.R. 6906, July 12, 1937 Hearing Before a Subcommittee of the Committee on Finance United States Senate, Seventy-Fifth Congress, First Session on H.R.6906- July 12, 1937 : STATEMENT OF H. J. ANSLINGER, COMMISSIONER OF NARCOTICS, BUREAU OF NARCOTICS, DEPARTMENT OF THE TREASURY Despite the fact that medical men and scientists have disagreed upon the properties of marihuana, and some are inclined to minimize the harmfulness of this drug, the records offer ample evidence that it has a disastrous effect upon many of its users. Recently we have received many reports showing the crimes of violence committed by persons while under the influence of marihuana. [...] The deleterious, even vicious, qualities of the drug render it highly dangerous to the mind and body upon which it operates to destroy the will, cause one to lose the power of connected thought, producing imaginary delectable situations and gradually weakening the physical powers. Its use frequently leads to insanity. entnommen aus:
ADDITIONAL
STATEMENT OF H. J. ANSLINGER, COMMISSIONER OF NARCOTICS Diese unfundierten, unbewiesenen und populistischen Behauptungen überzeugten den Kongreß offensichtlich, obwohl sich in den Anhörungen auch geladene Sachverständige wie der Arzt und Rechtsanwalt Dr. William C. Woodward als Stellvertreter des Amerikanischen Ärzteverbandes, welcher während der zweijährigen Beratungen über das Gesetz nicht zu Rate gezogen wurde, vehement gegen das Gesetz aussprachen. Woodward wies u. a. deutlich auf die Verschleierung des Tatbestandes durch die Benutzung des mexikanischen Slangwortes "Marihuana" anstatt des wissenschaftlichen Terminus "Cannabis" hin.
USA: Als Ableger des Finanzministeriums wird das "Federal Bureau of Narcotics" gegründet (Kongressbeschluss vom 1.7.1930). Harry J. Anslinger wird (von seinem Onkel, Finanzminister Andrew Mellon) zum vorläufigen Chef ernannt. Auf Geheiss Mellon's unterstützt das Büro die angelaufenen Hetzkampagnen der Hearst-Presse gegen MarijuanakonsumentInnen. Die Anslinger-Hetzkampagne, nimmt im Verlauf der Jahre immer verheerendere Formen an. Der Bevölkerung wird suggeriert, dass Marihuana ein in den Wahnsinn und Tod führendes Rauschgift sei, mit dem "Neger, Mexikaner, Puertoricaner und Jazzmusiker" das Land vergiften und weisse Frauen verführen wollten. Die rassistische Kampagne gegen die ungeliebten Minderheiten zeitigt auch zusehends Erfolge. Durch konstante Verwendung der südlichen Terminologie ("Marijuana") und der Vermeidung der bekannten, mit harmlosen Assoziationen verknüpften Begriffe wie Hanf und Cannabis wird bald einmal suggeriert, dass es sich hier um eine neue, hochgefährliche Droge handelt. Er kritisierte
auch die Presse, die ebenfalls durch die permanente Benutzung des Wortes "Marihuana"
von dem Industriestoff und Heilmittel ablenkte. Dieses war ein wichtiger Hinweis,
denn um solche und andere Thesen wie die, daß rund 50 Prozent aller Schwerverbrechen
auf marihuanakonsumierende Ausländer zurückzuführen seien, zu
belegen, zitierte Anslinger hauptsächlich Zeitungsberichte aus seiner sogenannten
"Blutakte". Wie auch in späteren Jahren wurde Cannabis funktionalisiert,
um bestimmte Außer mit diesen Horrormeldungen, die Anslinger bei kritischen Nachfragen als Argumente anführte, war die Anti-Cannabispolitik nicht zu rechtfertigen. Die Fakten der Berichte aus dieser "Blutakte" Anslingers, die er zusammen mit seinen gesamten Unterlagen der Bibliothek von Cleveland überließ, wurden Jahre später wissenschaftlich ausgewertet, und keiner der Berichte wurde für echt gehalten [9] . Neben der Ärzteschaft
gab es weitere Stimmen gegen das Gesetz, so aus der Richtung der Hanffaser-,
Schmieröl-, Hanfsamen- und Farbenindustrie, in deren Augen es keinen Sinn
ergab, gegen die Verarbeitung und Produktion dieser Pflanze mit einer derartig
rigide Steuer vorzugehen. Doch sie hatten gegen die Vehemenz, mit der das FBNDD
das Gesetz durchdrückte und die Tatsache, daß Cannabis bereits eine
internationale Ächtung erfahren hatte, keine Chance. Abgesehen davon gab
es zu dieser Zeit keinerlei wissenschaftlich Anslinger und die Folgen seiner Politik Sicherlich ist
es falsch, eine einzige Person für das Verbot von Cannabis verantwortlich
zu machen, denn diese Art der Politk spiegelt in gewisser Weise den Geist dieser
Zeit wider. Jedoch hatte das "Marihuana tax act" und die entsprechende "Öffentlichkeitsarbeit"
des Trotz dieser Widersprüche
und Irrationalitäten stimmte der Kongreß für die Beibehaltung
des Marihuana-Gesetze, auch wenn Hanf während des zweiten Weltkrieges im
Zeichen der Rohstoffknappheit eine kurze Wiedergeburt erlebte. Das amerikanische
Landwirtschaftsministerium forderte Bauern unter dem Motto "Hemp for victory"
verstärkt dazu auf, Faserhanf anzubauen. In diesen harten Zeiten sah man
wohlwollend über den "eigentlich bösen" Charakter von Cannabis hinweg.
Nach dem Krieg gelang es Anslinger jedoch, den Kampf gegen Cannabis fortzuführen
und sogar zu verstärken. Immer härtere Gesetze wie das "Narcotic
control act" wurden Man sieht am Beispiel der frühen amerikanischen Cannabispolitik, wie stark Drogenpolitik emotionalisiert und von Unwissenheit geprägt ist. Vordergründig scheint es, als gehe es um den Schutz der Gesellschaft, doch im Hintergrund stehen ganz andere Interessen und Interessengruppen. Es entwickelte sich also das Cannabisverbot in seinen Anfängen auf geradezu groteske Art und Weise. Aufbauend auf der Singel Convention von 1961 wurden im Laufe der Jahre weitere internationale Abkommen beschlossen die (wie die Single Convention) auch in Österreich Gültigkeit besitzen. Mehr Informationen zum Thema finden Sie bei folgenden Internetadressen: http://www.hausarbeiten.de/rd/archiv/soziologie/soz-cannabis2.shtml
Bei den beiden obigen Adressen handelt es sich um die schon erwähnte Hausarbeit von Gerrit Wiebe (Uni Hamburg). Der erste Teil dieser Arbeit ist wie gesagt auch auf dieser Seite zu finden, der zweite Teil geht dann detailiert auf die UN Drogengesetzgebung und deren Überwachungsorgane bzw. deren Sinn und Zweck ein. Lesenswert! Die Kampagnen von Anslinger, Munch und Nahas - Chronologische Auflistung aller wichtigen Fakten Lesenswert! Deutscher Text aus der Zeitschrift "HANF!" über die UN Drogenkontrolle Artikel von Phillip O. Coffin über eine aktuelle Entwicklung der UN Drogenkontrolle (englisch) Text über den Versuch der WHO eine Studie über Cannabis zurückzuhalten (englisch) Literaturliste GÜNTHER AMENDT: Der große weiße Bluff, Hamburg 1987. HANS-GEORG BEHR: Von Hanf ist die Rede, Kultur und Politik einer Droge, Reinbek 1987. HANS-GEORG BEHR: Von Hanf ist die Rede, Kultur und Politik einer Droge, Frankfurt 1993. WILHELM BURIAN/IRMGARD EISENBACH-STANGL (HG.): Haschisch: Prohibition oder Legalisierung, Ursachen und Folgen des Cannabisverbotes, Weinheim 1982. S.K. CHATTERJEE: Legal Aspects of international drug control, La Hague 1981. COMMISSION ON NARCOTIC DRUGS (HG.): CND - What it is, what it does. RALPH COSACK/ROBERTO WENZEL: Das Hanf-Tage-Buch, Hamburg 1995. MATHEA FALCO: The making of a drug-free America, New York 1995. JACK HERER: Die Wiederentdeckung der Nutzpflanze Hanf, Frankfurt 1993. GUSTAV HUG-BEELI: Handbuch der Drogenpolitik, Tatsachen, Meinungen, Analysen, Lösungsvorschläge, Bern 1995. JAMES A. INCIARDI: The war on drugs, Palo Alto 1986. JAMES A. INCIARDI: Handbook of drug Control in the united states, Westport 1990. PEGGY MANN: Marihuana alert, Library of congress 1985. RONALD RIPPCHEN: Recht auf Rausch, Löhrbach 1995. WOLFGANG SCHNEIDER: Risiko Cannabis?, Berlin 1995. UNITED NATIONS (HG.): Single Convention on Narcotic Drugs, 1961, as amended by the 1972 Protocol Amending the Single Convention on Narcotic Drugs, Dokument V.95-51555, Wien 1995. UNITED NATIONS (HG.): Report of the International Narcotics Control Board for 1995, Dokument V.95-59753, Wien/New York 1996. UNITED NATIONS (HG.): The United Nations and Drug abuse control, New York 1989. UNITED NATIONS (HG.): Declaration of the international conference on drug abus and illicit trafficking and comprehensive multidisciplinary outline of futer activities in drug abuse control, New York 1988. UNITED NATIONS (HG.): International Narcotics Control Board, V.96-80141, Wien 1996. [1]
vgl. Schneider, 1995, 29 |