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Effektives Debattieren
zur Drogenpolitik
Es gibt erfolgreiche und wenig erfolgreiche Strategien in der Drogendebatte.
Manche Argumente überzeugen nur Personen die eh schon für eine Legalisierung
sind. Die folgenden Punkte sollte man berücksichtigen wenn man erfolgreich aus
Debatten hervorgehen will:
Ein Hinweis für Gegner der Cannabislegalisierung: Diese Punkte dienen lediglich
als Hilfestellung, um debattier-ungeübten Menschen den Einstieg in die
politische Debatte zu erleichtern. Wir stehen zu allen Punkten die hier
aufgeführt sind!
Wir haben
die selben Ziele: Wer etwas findet bei dem er dem Gegenüber beipflichten
kann, der überzeugt ihn anschliessend leichter. Wir können ihnen gegenüber
aufrichtig betonen, dass wir die gleichen Ziele haben: Jugendschutz,
Bekämpfung der Organisierten Kriminalität, Hilfe für Abhängige,
Reduzierung der Sucht, usw. Wir haben lediglich Meinungsunterschiede,
welche Mittel geeignet sind, diese Ziele am besten zu erreichen.
- Nein, Cannabis
ist nicht harmlos: Wir müssen niemanden davon überzeugen, dass Cannabis
harmlos ist. Es reicht zu vermitteln, dass Prohibition zusätzliche Schäden
verursacht und dass sie Probleme nicht minimiert sondern ihre Lösung erschwert.
Wer versucht zu begründen, dass Cannabis "harmlos" ist der überfordert oft
die Aufnahmefähigkeit der Zuhörer. Eine Position wie "Cannabis ist laut
Aussage zahlreicher Experten nicht schädlicher als Alkohol oder Nikotin",
"ist relativ harmlos" ist viel einfacher zu verteidigen und
lässt mehr Zeit für andere wichtige Argumente.
- Nichts
geht ohne Glaubwürdigkeit: Die Gegenseite spricht oft von "Rauschgift"
oder "Drogen" ohne nach den verschiedenen Wirkungen zu differenzieren. Wir
müssen in diese Fällen darauf hinweisen, dass diese Verallgemeinerungen unzulässig
und irreführend sind. Sie untergraben die Glaubwürdigkeit von Drogenaufklärung
allgemein und speziell den Warnungen vor harten Drogen.
- Die Prohibition
funktioniert nicht: Oft wird man von Diskussionspartnern mit negativen
Erfahrungen mit Cannabis aus ihrem Umfeld konfrontiert, z.B. Jugendliche die
Cannabis verwenden, Personen die Missbrauch mit Cannabis betreiben oder Personen
die bei harten Drogen landeten. Die sinnvollste Antwort darauf ist der Hinweis,
dass all diese Dinge jetzt, unter dem Verbot passieren. "Wenn die Prohibition
all diese Probleme nicht verhindern kann, sollten wir uns nicht mal die Alternativen
ansehen?"
- Auf Kernfragen
konzentrieren: Der seit Jahrzehnten existierende Schwarzmarkt, die hohe
Anzahl der Strafverfahren, die finanziellen Kosten der Verbote, die möglichen
Gefängnisstrafen, die Einnahmen für Kriminelle, der versagende Jugendschutz,
die Schäden durch harte Drogen. Die Gegenseite wird versuchen, davon abzulenken,
aber man muss es schaffen, immer wieder zu diesen Punkten zurückkehren.
- Zahlen
und Studien sprechen für die Legalisierung: Wir können uns auf wissenschaftliche
Fakten stützen. Jede grössere Studie der letzten 100 Jahre hat sich gegen
eine Kriminalisierung der Konsumenten ausgesprochen, von der Indischen Hanfdrogenkommission
bis zum Bericht der britischen "Police Foundation" von 2000. Wir sollten selber
Zahlen nennen und Zitate bringen und sie auch vom Gegner verlangen: Er wird
kaum welche haben. 131.662 Verfahren. 3 Millionen Konsumenten. 150-750 Tonnen
Cannabis pro Jahr. Jeder Vierte hat schon gekifft. Ein paar wichtige Studien
kennen (Kleiberstudie, IOM-Bericht, Roques-Bericht), bei Live-Debatten eventuell
in Buchform dabeihaben und herzeigen.
- Praxis
betonen: Die Niederlande sind erfolgreich, die Alkoholprohibition
in USA ist gescheitert, ebenso der sogenannte "Drogenkrieg" in den USA. Die
Gegenseite argumentiert gerne mit dem was geschehen könnte und ignoriert
was tatsächlich geschieht.
- Widersprüche
entlarven: Grössere Schädlichkeit von Alkohol und Tabak. Lügen und Rassismus
in der Vergangenheit. Cannabisverteufelung = Verharmlosung von Heroin. Jugend
die angeblich geschützt werden soll hat die meisten Konsumenten. Verbrecher
verdienen am Verbot. Ärzte können Morphin verschreiben, aber für Cannabis
bestraft man selbst Krebspatienten und Rollstuhlfahrer.
- Zuerst Minimalforderungen:
Wenn ein Gegner eine Minimalforderung akzeptiert hat dann kann man
ihm auch die Notwendigkeit weiterer Schritte veranschaulichen.
Neutrale Kommission fordern. Wer sich gegen
eine ehrliche Bewertung der Tatsachen sträubt, macht sich unglaubwürdig. Kein
Anspruch auf Unfehlbarkeit. Reform auf Probe. Cannabis und andere Drogen scharf
trennen. Die Heroindebatte überfordert die meisten und birgt zuviele negative
Assoziationen.
- Rechts-Links
vermeiden: Ohne bürgerlich-konservative Legalisierer ist langfristig keine
Mehrheit möglich. Legalisierung ist keine Frage von rechts und links sondern
des gesunden Menschenverstandes. Selbst der konservative Wirtschaftnobelpreisträger Milton Friedman und die britische Financial Times unterstützen Cannabislegalisierung,
- Wir sind
für Schadensminimierung: Nur eine gesundheitspolitisch orientierte Drogenpolitik
kann Schäden minimieren. Das heisst pragmatische Lösungen statt Ideologie.
Sexualerziehung statt reiner Enthaltsamkeit ist pragmatisch, warum nicht auch
bei Drogenaufklärung? Wir wollen eine Drogenpolitik die ihre Ziele auch erreicht,
die jetzige Politik tut das nicht.
- Extremismus
ablehnen: Ein Totalverbot ist extremistisch: Die "drogenfreie Gesellschaft"
ist eine Utopie. Verweigerung von wirksamen Arzneimitteln ist grausam. Lebenslänglich
oder Todesstrafe für eine Droge die niemand tötet ist Extremismus. Das kommunistische
China als drogenpolitisches Vorbild ist eine Form von Extremismus. Einer unserer
aktivsten Gegener ist die Psychosekte VPM. Reformer sollten selbst den Eindruck
von Extremismus vermeiden, d.h. keine Verschwörungstheorien oder Vergleiche
mit Judenverfolgung, die zwar teilweise berechtigt sein mögen aber Zuhörer
leicht überfordern.
- Nicht alles
auf einmal fordern: Es ist z.B. ziemlich sinnlos, mit jemandem über eine
Legalisierung "harter" Drogen zu diskutieren der noch nicht einmal eine Cannabislegalisierung
akzeptieren will. Bevor man über die angemessenste Altersgrenze für Cannabisverkauf
diskutieren kann (18 oder 16) muss man sein Gegenüber von einer Legalisierung
für Erwachsene überzeugen können.
- Möglichst
keine komplizierten Argumente: Argumente die sich auf philosophische Argumente
über Menschenrechte beziehen überzeugen nicht viele Menschen ("Recht auf Rausch").
- Nicht nur
aus der Konsumentenperspektive argumentieren: Gerade bei uninformierten
Diskussionspartnern kann beim Eingeständniss von Cannabiskonsum die Klappe
fallen, jedes weitere Argument wird dann möglicherweise nur als Zeichen dafür
gesehen, dass man ungehindert die eigene "Sucht" ausleben will. Man sollte
Drogenkonsum nach Möglichkeit nicht loben oder sich auch nicht unnötig selbst
dazu bekennen, sondern ihn als Entscheidung von Dritten darstellen, die man
aus praktischen Gründen respektieren muss (das kommt aber auch auf den
Diskussionspartner an). Stattdessen muss man auch die Vorteile für
Nichtkonsumenten hervorheben (z.B. Steuereinnahmen, Verdienstausfälle
für Banden).
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