Cannabislegalisierung in Deutschland!
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Briefwechsel: Hubert Hüppe, CDU

Die folgende E-Mail vom 02.04.2002 aus dem Büro von Herrn Hubert Hüppe MdB, dem drogenpolitischen Sprecher der CDU/CSU-Fraktion im Bundestag, wurde uns weitergeleitet:

Sehr geehrter Herr S.,

Herr Hüppe dankt Ihnen für Ihre Mail und hat mich gebeten, Ihnen zu antworten.

Cannabis ist nicht harmlos. Selbst das Gutachten, das den "Modellversuch" Schleswig-Holsteins mit der Haschischabgabe in Apotheken stützen sollte, und von daher kaum im Verdacht steht, zu dramatisieren (eher das Gegenteil), spricht von "Gefährdungen", "gesicherten Schäden", "akutem Rausch", "akuter toxischer Psychose", "Lungenschäden" usw. Weiter erwähnt es "Psychosen" bei einem eingeschränkten Personenkreis, der "vollständige Abstinenz von Cannabis" wahren sollte. Wie wäre auszuschließen, daß auch diese Personen nach einer Freigabe zu Haschisch greifen?

Forschungergebnisse belegen gefährliche Parallelen zwischen Cannabis und sogenannten "harten" Drogen, wie zwei im angesehenen "Science Magazine" im Juni 1997 veröffentlichte Studien zeigen. Der rauscherzeugende Wirkstoff THC besitzt den selben Rezeptormechanismus im Gehirn wie Heroin, und auch beim Entzug vonTHC steigt im Suchtzentrum schlagartig der Pegel jenes Stoffes an, der auch bei Kokainentzug gebildet wird. THC und Heroin bewirken eine gleichartige, lokal erhöhte Dopaminausschüttung. Entgegen anderslautenden Behauptungen kann der regelmäßige Joint doch der erste Schritt zum Konsum harter Drogen sein, und bereits diese mögliche Schrittmacherfuktion ist Grund genug, am Verbot von Cannabis festzuhalten.

Würde Cannabis heute legalisiert, wäre eine enorme Zunahme des Drogenkonsums, insbesondere bei Jugendlichen und Kindern, zu erwarten. Nach einer Freigabe würde der Probierkonsum ansteigen, und zusätzlich würde sich der Konsum bei vielen, die jetzt schon Cannabis nehmen, wesentlich verstärken. Man bräuchte ja nicht mehr heimlich seinen Joint zu rauchen oder seinen "Space-Cake" zu knabbern, sondern Cannabis könnte beim Schützenfest, bei öffentlichen Veranstaltungen im Jugendheim, in der Raucherecke auf dem Schulhof oder wo auch immer konsumiert werden.

Dies würde neben der Konsumausweitung auch eine Zunahme riskanterer Konsummuster mit sich bringen. Bei den "legalen Drogen" Alkohol und Nikotin ist unübersehbar, daß Legalität und leichte Zugänglichkeit zu gesellschaftlicher Etablierung, zu hohem Konsum und teilweise hochproblematischen Konsummustern führen.

Mit einer Legalisierung würde der Gruppendruck, der schon beim Alkohol, wie Sie sicher wissen, ein großes Problem darstellt, auch beim Rundgeben der Joints weiter steigen. Diesem Druck können sich gerade die am wenigsten entziehen, die die schwächste Persönlichkeit haben und damit ohnehin psychisch am stärksten gefährdet sind.

Zwar macht Haschisch körperlich nicht abhängig - das gilt aber auch für Kokain, und niemand würde Kokain deswegen für harmlos erklären. Und selbst bei einer so harten Droge wie Heroin kann die rein physische Abhängigkeit durch Entgiftung innerhalb von Tagen beseitigt werden. Die psychische Abhängigkeit hingegen bedarf monatelanger, manchmal erfolgloser, Therapien.

Grundsätzlich wird es daher bei einem Verbot von Cannabisprodukten bleiben. Sie sollten auch nicht der Versuchung erliegen, das Wahlkampfgetöse einzelner mit dem politischen Handeln in Regierungsverantwortung zu verwechseln.

Was die Bedeutung von Hanfprodukten als Medikament anbelangt, ist Ihnen sicher bewußt, daß für eine etwaige Zulassung das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) zuständig ist. Das BfArM ist ein unabhängiges Institut, das nach fachlichen Kriterien vorliegende Zulassungsanträge prüft, einer politischen Einflußnahme aber nicht unterliegt.

Durch eine Cannabisfreigabe würde die Beschaffungskriminalität nicht eingeschränkt werden. Sie werden vielleicht selbst eine Vorstellung vom Preis eines Joints haben. Niemand wird angesichts solch geringer Beträge kriminelle Handlungen begehen, um sich das Geld für seinen Cannabiskonsum zu besorgen. Sollten Sie allerdings der Auffassung sein, der Suchtdruck könne bei Cannabis derart gravierend sein, daß Beschafffungskriminalität entstehen kann, so wäre dies doch ein starkes Argument gegen die Legalisierung.

Lassen sie mich abschließend festhalten: Niemand ist gezwungen, Cannabis zu nehmen, und wenn er es dennoch tut, so hat er sich der Konsequenzen bewußt zu sein. Das Interesse des Gesundheitsschutzes, insbesondere von Kindern und Jugendlichen, muß Vorrang behalten vor dem Interesse regelmäßiger Cannabiskonsumenten an der Legalisierung ihres Verhaltens.

Mit freundlichen Grüßen

Johanna Lorenz
Büro Hüppe MdB
Deutscher Bundestag
11011 Berlin

Tel. 0 30 - 22 77 75 89
Fax 0 30 - 22 77 67 08

email: hubert.hueppe@bundestag.de
Internet: www.huberthueppe.de


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