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Eine Legalisierung mit Hindernissen

Quelle: Tagesanzeiger (http://www.tages-anzeiger.ch), 12. Juli 2001

In Kanada gilt Marihuana neuerdings als Medizin. Wie Kranke ans neue Medikament kommen, ist aber noch äusserst unklar.

Von Reto Pieth, Montreal

Das war wohl nicht die Absicht gewesen, als die kanadische Regierung während Monaten die Verordnung zur Einnahme von Marihuana für medizinische Zwecke ausarbeitete: Wer in Kanada an gewissen Krankheiten leidet, darf demnach ab Ende Juli zwar legal Marihuana einnehmen, wenn ein Arzt dies für richtig hält. Er darf die Cannabispflanze sogar selber aufziehen oder jemanden damit beauftragen. Gras oder Samen dafür zu bekommen, ist allerdings nach wie vor nur auf dem illegalen Weg möglich.

Die Verordnung war nötig geworden, nachdem letztes Jahr der kanadische Oberste Gerichtshof entschieden hatte, Patienten, die Marihuana aus medizinischen Gründen bräuchten, hätten ein Recht darauf. In der Verordnung werden nun die Bedingungen zum Bezug des so genannte Medizinalpots festgelegt. Wie die Patienten aber zum Medizinalgras kommt, ist alles andere als einfach.

Spielverderber USA
Denn obwohl die kanadische Regierung schon letztes Jahr die Firma Prairie Plant Systems (PPS) beauftragt hatte, in einer verlassenen Kupfermine in der Provinz Manitoba Cannabis sativa aufzuziehen und damit das Gesundheitsministerium zu beliefern, hat PPS bisher mit der Aufzucht nicht einmal anfangen können. Der US-Zoll weigert sich nämlich, die von der Firma in den USA bestellten Marihuana-Samen nach Kanada ausführen zu lassen. PPS wählte die US-Samen, weil sie chemisch genau getestet sind und es solche Samen in Kanada nicht gibt. Dass die US-Regierung Medizinalpot mit scheelen Blicken betrachtet, ist hinlänglich bekannt, macht die Sache aber auch nicht einfacher. Ottawa und Washington stehen gegenwärtig noch in Verhandlungen über die Ausfuhr der Samen.

Mittlerweile lebt der Patient, der Anrecht auf Medizinalgras hat, in einem bürokratischen Irrgarten. Weil es bisher kein legales und behördliches Angebot getesteten und sicheren Marihuanas gibt, zögern viele Ärzte mit der Verschreibung von Medizinalpot. Zieht die Patientin schon selber Cannabis sativa auf oder tut das eine Freundin für sie, ist sie aus dem Schneider. Hat sie aber weder das Gewächs noch die Samen, muss sie sich diese auf dem Schwarzmarkt besorgen, wie Judy Gomber vom Gesundheitsministerium einräumt.

Polizeibestände angezapft
Patienten können trotzdem hoffen. Das Gesundheitsministerium hat jetzt Samen, die kanadische Polizeikräfte bei Razzien gegen Cannabispflanzer konfisziert hatten, in die Kupfermine in Manitoba transportieren lassen. Die Firma PPS hofft, nächstes Jahr dem Gesundheitsministerium 185 Kilogramm getrocknetes Marihuana abgeben zu können.