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Neue Richtung für UN-Drogenpolitik

Newshawk: Joe Wein
Pubdate: Sun, 13 May 2001
Source: Der Standard
Copyright: © Der Standard
Contact: standard.online@derStandard.at
Website: http://derstandard.at
Notes: online http://derstandard.at/Textversion/20010514/53.htm

Neue Richtung für UN-Drogenpolitik

In internationales Gremium berufener Wiener Wissenschafter kritisiert österreichischen Weg Wien - Ab 2002 wird der Wiener Chemiker und Toxikologe Rainer Schmid zu jenen 13 Wissenschaftern zählen, die im "International Narcotics Control Board" (INCB) eine wesentliche Rolle in der Drogenpolitik der Vereinten Nationen (UNO) spielen.

Bisher, so Schmid, sei das INCB stark von der Linie einer "Supply Reduction" ausgegangen. Die Idee, das Drogenangebot zu reduzieren und damit auch den Konsum in Griff zu bekommen, funktioniere aber nicht: "Das ist Illusion." In der Vergangenheit habe das INCB Länder wie die Niederlande wiederholt für ihre liberale Drogenpolitik kritisiert, künftig will Schmid aber die "europäische Linie" verstärken. Diese charakterisiert Schmid mit dem Begriff "Demand Reduction" - die Senkung der Nachfrage.

Werde über Nachfrage diskutiert, lande man automatisch bei Prävention und damit beim entscheidenden Kriterium, der Schadensbegrenzung - "Harm Reduction" genannt. Länder, die Cannabis freigegeben haben, hätten dies nicht getan, "weil sich alle Politiker gerne einrauchen", sondern weil dieser Weg effizienter sei als strikte Verbote. Schmid lobt in diesem Zusammenhang den Schweizer Entwurf für eine Cannabis-Freigabe als "sehr intelligentes Gesetz", das den Gesundheitsaspekt priorisiere. Es gehe darum, Drogen, deren Missbrauchsrisiko weniger hoch ist, von den "Problemdrogen" abzukoppeln. Ähnliche Diskussionen gebe es in einer Reihe anderer Länder, und Schmid bedauert, dass sich die österreichische Drogenpolitik derzeit in eine gegenteilige Richtung bewege.

In der politischen Drogendebatte in Österreich kritisiert Schmid "eine mangelnde Bereitschaft über wissenschaftliche Parameter zu diskutieren" und nennt die Auseinandersetzung um Drogen im Straßenverkehr als Beispiel. Cannabis beeinträchtige zwar Autolenker, so Schmid, zugleich wisse man aber aus der Forschung, dass es dadurch zu keiner Erhöhung des Unfallrisikos komme: "Unser Ziel sollte sein, mit Drogen möglichst wenig Probleme zu haben."

Über Österreich hinaus hat sich der 52-jährige mit dem Projekt "ChEckiT!" einen Namen gemacht: Seit 1997 können Besucher von Wiener Rave-Partys und ähnlichen Veranstaltungen vor Ort anonym ihre (Designer-)Drogen auf deren tatsächlichen Inhalt analysieren lassen. (hs)