Cannabislegalisierung in Deutschland!
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Die Wasserpfeife gestopft

Pubdate: 28. Mai 2001
Source: Kölner Stadt-Anzeiger
Copyright: © Kölner Stadt-Anzeiger
Contact: ksta.leserbriefe@mds.de
Website: http://www.ksta.de
Notes: http://www.ksta.de/oberberg/1732213.html

Innenstadt Gummersbach
Die Wasserpfeife gestopft

Von Gisela Schwarz

Gummersbach - Mitten in der Fußgängerzone saßen am Samstagmorgen junge Leute in gemütlicher Runde, schnitten irgendein braunes Zeug penibel klein, warfen es in eine Wasserpfeife - Rauchschwaden stiegen auf.

"Wir fordern die Legalisierung von Cannabis!" Gelbe Zettelchen wurden an die Passanten verteilt. "Was macht ihr denn da? Haschisch rauchen auf offener Straße?"

Nein, die jungen Leute, genauer, die Jungen Liberalen Oberberg, forderten mit ihrer spektakulären Aktion "Der Citykiff" die Legalisierung von weichen Drogen, eben von Haschisch.

"Wir finden, die Drogenpolitik der Grünen hat total versagt! Nach dem niederländischen Vorbild fordern wir die Freigabe von weichen Drogen", formuliert die 16-jährige Pressesprecherin der Julis, Sandra Janecke.

Damit seien Kiffer nicht mehr gezwungen, sich ins Milieu der harten Drogen zu begeben, da sie ihren Bedarf auf legale Weise in Coffeeshops beschaffen könnten, hieß es auf dem knallgelben Flyer.

Juli-Beisitzer Reiner Jumpertz (20) zeigte sich verantwortlich für die Citykiff-Aktion, die auf unterschiedliche Reaktionen stieß. Ältere Passanten seien eher schockiert, die 30- bis 40-Jährigen zeigten sich eher begeistert und die jungen Leute sowieso, meinte er.

Bei der Mutterpartei FDP stieß die Aktion sogar auf harte Ablehnung. Der FDP-Landesvorsitzende Ralf Witzel soll die Aktion sogar verboten haben.

"Das ist uns egal, wir sind eine unabhängige Jugendorganisation und haben die Aktion unabhängig von der FDP gemacht", meinte der Vorsitzende Martin Gude (21). "Der Jugendverband hat mit der FDP nichts zu tun", bestätigte auch die FDP-Bundestagsabgeordnete und -Kreisvorsitzende Ina Albowitz.

Derart selbstbewusst konnten die Jungen Liberalen auftreten, weil sie innerhalb von zwei Wochen nach eigener Auskunft ihre Mitgliederzahl von 26 auf 50 erhöhen konnten. Und auch bei der Citykiff-Aktion kamen noch ein paar Gleichgesinnte dazu.

Hustend zogen die jungen Männer an den Wasserpfeifchen, der Dampf roch irgendwie komisch derb, nicht süßlich wie wie ein Haschisch-Aufguss. "Das ist natürlich feingeschnittener Tabak", erklärte Reiner Jumperz. "Wir haben eine Abmachung mit der Polizei getroffen, die würde uns ja bei Drogenkonsum sonst abführen."

Im rechten Moment traf auch Polizeipressesprecher Henning Setzer in Begleitung eines Streifenbeamten ein, um buchstäblich nach dem Rechten zu sehen.

"Zufällig sind wir in der Internet-Zeitung auf die Aktion gestoßen. Für uns war das ein Hinweis auf die Vorbereitung einer Straftat", erklärte Setzer den Einsatz des wachsamen Auges des Gesetzes. "Wir haben daraufhin mit den Verantwortlichen gesprochen, die uns versprachen, dass der Drogenkonsum nur simuliert wird."

Die Aktion sei als Infostand vom Ordnungsamt genehmigt worden. Solch eine Aktion gehöre zur freien Meinungsäußerung.