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CannabisLegalNews (Nummer 94, 24.01.2003)Ein wöchentlicher Service von cannabislegal.de"Steter Tropfen höhlt den Stein" Kontakt: info@cannabislegal.de INHALT
1. Öffentliche Anhörung im EU-Parlament zur Drogenpolitik
1. Öffentliche Anhörung im EU-Parlament zur Drogenpolitik
Unter dem Titel "VIENNA 2003: A Chance for the World" findet am Dienstag, 04.03.2003 im Europäischen Parlament in Brüssel eine Anhörung zur Internationalen Drogenpolitik statt. Die "Internationale Koalition von Nicht-Regierungs-Organisationen für eine gerechte und effektive Drogenpolitik" (International Coalition of NGOs for Just and Effective Drug Policy, ICN) hat dazu wichtige Persönlichkeiten aus Politik, Wissenschaft und Kultur als Redner eingeladen. Mitglieder des Europäischen Parlaments, von EU-Regierungen und Pressevertreter werden anwesend sein. Am Tag davor findet eine öffentliche Veranstaltung in der Innenstadt von Brüssel statt, am folgenden Tag ein Treffen von drogenpolitischen Aktivisten in Antwerpen.
Invitation to attend a public hearing on Europe's role in Drug Policy Reform [ENCOD]
UN-Drogenkonferenz in Wien im April 2003
2. Australische Zwillingsstudie
Eine australische Studie untersuchte 311 eineiige und zweieiige Zwillingspaare gleichen Geschlechts, von denen jeweils eine Person Cannabis probiert hatte bevor sie 17 Jahre alt war, während die andere Person keine Erfahrungen oder erst später Erfahrungen mit Cannabis gemacht hatte. Die frühen Konsumenten neigten im weiteren Verlauf eher zu Alkoholproblemen, ausserdem wurden illegale "harte" Drogen wie Heroin oder Kokain 1,8 mal bis 5,2 mal häufiger konsumiert als bei den Geschwistern. Welcher Art der Zusammenhang zwischen frühem Cannabiskonsum und späterem riskantem Konsum anderer legaler oder illegaler Drogen ist, ist jedoch unklar. Eine Erklärungsmöglichkeit wäre, dass früher Cannabiskonsum ein Kennzeichen von Risikofreudigkeit ist.
Schlussfolgerungen
Der vermengte Schwarzmarkt oder die Erfahrung anhand von Cannabis, dass eine illegale Droge relativ harmlos sein kann, kann zum Konsum auch härterer Drogen verleiten. Die Autoren der Studie verweisen darauf, dass in den Niederlanden, wo bewusst eine Politik der Märktetrennung verfolgt wird, der Konsum von Kokain weniger weit verbreitet ist als in den USA.
Drogenprobleme durch frühen Haschkonsum? [spiegel.de]
Escalation of Drug Use in Early-Onset Cannabis Users vs Co-twin Controls [JAMA (US), 22.01.2003]
Das Verbot verhindert den Jugendschutz
Argument: "Cannabis ist eine Einstiegsdroge"
3. Schweizer Gesundheitsausschuss tagte am Donnerstag
Die Kommission für soziale Sicherheit und Gesundheit des Nationalrats (SGK), der grossen Kammer des Schweizer Parlaments, beriet am Donnerstag über die geplante Cannabisreform. In einem Schreiben an die Kommission verlangte der konservative "Dachverband abstinenzorientierte Drogenpolitik" strengere Gesetze zu Cannabis. Es ist jedoch nicht damit zu rechnen, dass sich der Verband, in dem vor allem Vertreter der rechtspopulistischen Schweizer Volkspartei (SVP) sitzen, damit durchsetzen wird. Noch gibt es bei der Liberalisierung viele Detailfragen zu klären, bevor ein Gesetzesentwurf dem Nationalrat und später den Wählern zur Abstimmung vorgelegt wird.
Harte Hand gegen Haschraucher [Aargauer Zeitung (CH), 22.01.2003]
Cannabis in der Schweiz
4. Niederlande: Christdemokraten bleiben stärkste Partei
Bei den Parlamentswahlen in den Niederlanden haben die Parteien der Mitte-Rechts-Koalition unter Führung der christdemokratischen CDA knapp ihre Mehrheit behauptet. Die Sozialdemokraten (PvdA) erholten sich von ihrer Schlappe und steigerten sich von 23 auf 42 Sitze, nur zwei Sitze weniger als die CDA. Spitzenkandidat der PvdA war der Bürgermeister von Amsterdam. Die populistische Liste Pim Fortuyn (LPF), bei den Wahlen im vorigen Jahr noch zweitstärkste Partei, verlor über zwei Drittel ihrer Stimmen und fiel von 26 auf 8 Sitze zurück. Die liberale VVD gewann mit 28 Sitzen vier Sitze hinzu. Damit ist entweder eine Fortsetzung der bisherigen Koalition, eine grosse Koalition (CDA und PvdA) oder theoretisch auch eine Ampelkoalition denkbar (PvdA, VVD, Grüne). Traditionell stellt in den Niederlanden die stärkste Partei den Ministerpräsidenten.
Nach den Wahlen voriges Jahr wollte die CDA die liberale Cannabispolitik des Landes verschärfen, was jedoch am Widerstand ihrer Koalitionspartner scheiterte. Die CDA-geführte Regierung setzte sich denn auch in der EU gegen eine restriktive Cannabispolitik ein.
Christdemokraten bleiben stärkste Kraft [Spiegel.de, 23.01.2003]
Niederländische Christdemokraten knapp vorn [freiepresse.de, 23.01.2003]
Niederlande lehnen EU-Mindeststrafen ab [CLN#81, 18.10.2002]
Niederlande: Keine Schliessung der Coffeeshops [CLN#63, 24.05.2002]
Cannabis in den Niederlanden
Cannabis und konservative Politik
5. "Hanf!"-Herausgeber in Untersuchungshaft
Roger Bottlang, Herausgeber und Geschäftsführer der Zeitschrift "Hanf!" wurde im November von den Ermittlungsbehörden im Schweizer Kanton Aargau verhaftet. Er befindet sich seitdem in Untersuchungshaft. Das gab die Redaktion in einer Stellungnahme auf ihrer Homepage und in einem Brief an die Abonnenten bekannt. Nähere Hintergründe wurden aufgrund des laufenden Ermittlungsverfahrens nicht bekanntgegeben. Die Zeitschrift musste als Folge der Verhaftung ihr Erscheinen als Druckschrift vorübergehend einstellen. Die Druckausgabe für Dezember konnte bereits nicht mehr erscheinen. In den nächsten Monaten wird "Hanf!" kostenlos im Internet lesbar sein. Der Ausfall der Einnahmen aus Werbung und Zeitschriftenverkäufen ist ein schwerer Schlag für den Verlag und die Mitarbeiter.
Stellungnahme der Hanf!-Redaktion
6. Kölner OB: Reggae-Festival soll bleiben
Die Kölner Polizei hatte sich wegen Fällen von Cannabisbesitz und Cannabishandels gegen eine Genehmigung für das alljährliche Reggaefestival "Summer Jam" ausgesprochen (wir berichteten, CLN#93, 17.01.2002). Oberbürgermeister Fritz Schramma will das Festival retten, fordert aber vom Veranstalter strengere Drogenkontrollen.
Schramma will den Summer Jam retten [Express, 19.01.2003]
Reggae-Fans können wieder hoffen [Kölner Stadt-Anzeiger, 21.01.2003]
Kölner Polizei will "Summer Jam" stoppen [CLN#93, 17.01.2003]
7. USA: "Mein Vater ist ein Held"
Am Dienstag begann in Oakland, Kalifornien der Prozess gegen den Cannabisautor Ed Rosenthal (58). Ihm wird vorgeworfen, beim Anbau von über 1000 Cannabisstecklingen für Cannabispatienten mitgewirkt zu haben (siehe CLN#93, 17.01.2003 ). Am Mittwoch erschien auf der Titelseite des "San Francisco Examiner" ein Bild von Ed mit seiner Tochter, aufgenommen auf einer Demonstration für medizinisches Cannabis, unter der Schlagzeile "My Father is a Hero". Falls Ed Rosenthal von den Geschworenen schuldig gesprochen wird, wird ihn Richter Charles Breyer zu mindestens zehn Jahren Haft in einem US-Bundesgefängnis verurteilen. Die Staatsanwaltschaft beantragte ein Verbot jeglicher Interviews mit Rosenthal für die Dauer des Prozesses, was jedoch vom Richter abgelehnt wurde, nachdem er zuerst angedeutet hatte, diesen Schritt zu erwägen. Richter Breyer wies die Geschworenen an, keine Presseberichte über den Fall zu lesen oder asserhalb des Gerichtssaals mit anderen darüber zu reden. Er verbat ausserdem Rosenthal und seinen Anwälten jede Erwähnung der medizinischen Verwendung von Cannabis im Gerichtssaal. Die Geschworenen sollen also nicht erfahren, aus welchem Grund Rosenthal beim Anbau behilflich war.
Judge Declines To Issue Gag Order [AP, 23.01.2003]
Ed Rosenthal's Medicinal Cannabis Trial Pictures [freedomtoexhale.com]
USA: Richterlicher Maulkorberlass gegen Cannabisautor [CLN#93, 17.01.2003]
8. Neue Studie testet rauchlose Alternative
Die Multidisciplinary Association for Psychedlic Studies (MAPS) und die kalifornische Sektion der National Organization for the Reform of Marijuana Laws (Cal NORML) unterstützen mit einer Summe von 25.000 Dollar eine wissenschaftliche Studie, die Cannabisrauch und den Dampf aus einem in Deutschland entwickelten Vaporisierer auf Inhaltsstoffe untersuchen wird. Ergebnisse werden bis Ende Februar erwartet. Sollte die Studie zeigen, dass der Vaporisierer Cannabiswirkstoffe ohne unerwünschte Reizstoffe wie Teer freisetzt, dann will MAPS anschliessend eine Zulassung einer klinischen Studie bei der Food and Drug Administration (FDA) des amerikanischen Gesundheitsministeriums beantragen, die THC-Werte im Blut beim Rauchen und beim Inhalieren von Cannabis miteinander vergleichen wird. Die FDA ist für die Zulassung von medizinischen Geräten zuständig.
Im Jahre 1999 bestätigte das amerikanische Institute of Medicine (IOM) in einer Studie für den Drogenbeauftragten der US-Regierung das medizinische Potenzial von Cannabis und bezeichnete die mit dem Rauchen verbundenen Risiken als die einzigen Nebenwirkungen, die aus dem bei Medikamenten tolerierten Bereich herausfallen.
Vaporizer study begins [MAPS, 21.01.2003]
Homepage von Vapormed:
Guide to marijuana vaporizers [Cal Norml]
9. SWR-Sendung: Recht auf Rausch?
Eine SWR-Sendung am Mittwoch, 22.01.2002, befasste sich mit dem Cannabisverbot. Zu Wort kamen u.a. Jürgen Rüttgers (stellvertretender Parteivorsitzender der CDU), Hans-Christian Ströbele (stellvertretender Fraktionsvorsorsitzender von Bündnis 90 / Grüne im Bundestag), Mun-Ju Kim (http://www.kimwillkiffen.de) und Prof. Martin Hambrecht (Psychiater). Teile der Stellungnahmen sind auf der SWR-Website online verfügbar.
Cannabis, Caipirinha, Camel - Brauchen wir ein Recht auf Rausch? [SWR, 22.01.2002]
10. Termine zu Cannabis und Drogenpolitik:
28.02.2003-02.03.2003 Bern (CH): CannaTrade
Unsere Ankündigungen sowie Links finden Sie bei unseren Terminen:
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