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CannabisLegalNews (Nummer 135, 21.11.2003)Ein wöchentlicher Service von cannabislegal.de"Steter Tropfen höhlt den Stein" Kontakt: info@cannabislegal.de INHALT
1. Schleswig-Holstein: Gibt Landesregierung Apothekenmodell auf?
1. Schleswig-Holstein: Gibt Landesregierung Apothekenmodell auf?
Während in Berlin Grüne und FDP einen staatlich kontrollierten Cannabisvertrieb vorschlagen, hat die Landesregierung in Schleswig-Holstein laut einem Bericht im Hamburger Abendblatt einen entsprechenden Plan aus den 90er Jahren aufgegeben. Begründen tut sie das nicht nur mit dem politischen Widerstand, sondern auch mit problematischen Konsummustern:
Schleswig-Holsteins rot-grüne Landesregierung stellt ihren Kampf für eine Hasch-Freigabe ein. In einem Regierungsbericht begründet Gesundheitsministerin Heide Moser (SPD) den Rückzieher nicht nur mit dem politischen Gegenwind, sondern auch damit, dass sich bei Dauerkonsumenten "Hinweise auf problematische Verläufe" mehren. Klartext: Haschisch ist gefährlicher als bisher angenommen. "Die Risikoeinschätzung hat sich etwas verändert", sagt der Landes-Drogenbeauftragte Wolfgang Kröhn. Es gebe Anhaltspunkte, dass Jugendliche dauerhaft Hasch rauchten und das in eine Abhängigkeit münden könne.
Tatsächlich ist regelmäßiger Konsum in den Niederlanden, wo Cannabisverkauf in Coffeeshops schon seit Jahrzehnten toleriert wird, nicht weiter verbreitet als in Deutschland. Wenn sich tatsächlich problematischer Konsum unter den Bedingungen der derzeitigen Kriminalisierungspolitik zunehmends verbreitet, ist das unserer Meinung nach nicht gerade das beste Argument für die Beibehaltung eben dieser Politik. Im Gegenteil, es ist ein Grund mehr, über sinnvollere Alternativen zum strafrechtlichen Vorgehen nachzudenken - so wie in Berlin.
Der Bericht der Landesregierung schreibt:
Die Differenzierung in legale und illegale Drogen ist eine juristische Setzung, die hinsichtlich des individuellen gesundheitlichen und sozialen Risikopotentials beider Substanzgruppen wenig aussagekräftig ist und dadurch sogar suchtpräventiv kontraproduktiv wirken kann.
Rot-Grün wirbt nicht mehr für Hasch-Freigabe [Hamburger Abendblatt, 15.11.2003]
Weiterentwicklung der Sucht- und Drogenpolitik [Drucksache 15/3000, Adobe PDF, 840 KB]
Cannabis in Apotheken
Argument: "Cannabis ist nicht harmlos"
Cannabispolitik in den Ländern: Schleswig-Holstein
Cannabispolitik in den Ländern: Berlin
2. Luxemburg: Cannabisbroschüre erschienen
Die im März 2002 gegründete Luxemburger "Initiative für eine ehrliche Suchtprävention" (LIFE) hat in Zusammenarbeit mit cannabislegal.de und dem Verein für Drogenpolitik e.V. (VfD) eine Broschüre erstellt, die die Öffentlichkeit im Großherzogtum über Cannabis aufklären soll. Die erste Druckauflage beträgt 2000 Stück. Exemplare sollen an alle Parteien und Abgeordnete verteilt werden. Ausserdem sind Onlineversionen (Adobe PDF-Format) auf deutsch und französisch verfügbar.
Die Broschüre behandelt unter anderem folgende Aspekte im Umgang mit Cannabisprodukten:
Unter den drei Benelux-Staaten hat Luxemburg noch die repressivste Drogenpolitik. Bei Besitz zum Eigenkonsum drohen Geldstrafen von 250 bis 2500 Euro.
Links zur Broschüre:
Cannabis in Luxemburg:
3. Italien: 6-20 Jahre Haft für wenige Gramm Cannabis?
Die italienische Regierung hat einen Entwurf zur drastischen Verschärfung des Drogengesetzes vorgelegt. Bisher ist Cannabisbesitz zum Eigenkonsum eine Ordnungswidrigkeit. Nach den Plänen der konservativen Regierung soll künftig der Besitz von Cannabisprodukten mit mehr als 250mg des Wirkstoffs THC mit mindestens 6 Jahren Haft bestraft werden. Die Höchststrafe soll 20 Jahre betragen. Nur bei mildernden Umständen sollen Richter Strafen unter sechs Jahren verhängen dürfen.
Die Regierung will bei den Strafen nicht mehr zwischen "harten" und "weichen" Drogen unterscheiden, so der Chef der Alleanza Nazionale und stellvertretende Ministerpräsident Fini. Das zeigt sich auch bei der Bemessung der Wirkstoffmenge ab der langjährige Haft droht. Cannabis (0,25g) liegt hier zwischen den "harten" Drogen Heroin (0,20g) und Kokain (0,50g). Die italienische Regierung will also den Besitz von THC-haltigen Produkten strenger verfolgen als den Besitz von Kokain und ähnlich hart wie Heroin. Zum Vergleich: In Deutschland sind Mindestrafen von einem Jahr (bzw. 90 Tagessätzen im minder schweren Fall) ab einer "nicht geringen" Menge vorgeschrieben. Die entsprechende Wirkstoffmenge ist zwar im Betäubungsmittelgesetz nicht ausdrücklich festgelegt, wurde aber von den Gerichten auf 7,5g THC bzw. 5g Kokain-HCl und 1,5g Heroin-HCl angesetzt (Quelle: Körner, "Betäubungsmittelgesetz" ).
Sollte der Entwurf Gesetz werden, würde er Millionen von Italienern mit Haft bedrohen. Laut dem aktuellen Jahresbericht der Europäischen Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht (EBDD/EMCDDA, PDF-Version hier ) haben 9,4 Prozent der jungen Italiener in der Altersgruppe von 15 bis 34 Jahren innerhalb der vergangenen 12 Monate Cannabis konsumiert. Etwa jeder dritte Student hat Cannabiserfahrung. Sollten tatsächlich für den Besitz von einigen Gramm Cannabis langjährige Haftstrafen verhängt werden, wären die Gefängnisse schnell überfüllt: Derzeit fassen Italiens Haftanstalten etwa 57.000 Straftäter und Untersuchungshäftlinge.
Im Jahre 1990 hatte die Regierung das Drogengesetz bereits einmal verschärft. Drei Jahre darauf wurde es bei einer Volksabstimmung wieder liberalisiert.
Italien verschärft das Drogengesetz [NZZ (CH), 15.11.2003]
Italien: Regierung will mehr Repression gegen Konsumenten [CLN#127, 26.09.2003]
Cannabis in Italien
4. Hanftage in Passau
Die erst im März 2003 gegründete Hanf-Initiative (HaI) aus Frankfurt trägt die Bewegung für eine Cannabisreform bis in die niederbayerische Provinz. In Zusammenarbeit mit bayerischen Aktivisten werden vom 12.-14. Februar 2004 in Passau Hanftage stattfinden. Wie schon der Hanftag der Grünen Jugend auf dem Marienplatz in München im August zeigte, darf auf ein öffentlichkeitswirksames Echo gehofft werden. Damals hatte sogar das bayerische Staatsministerium des Inneren eine Presseerklärung herausgegeben. Sokratis Zacharopoulos von HaI schreibt:
Hiermit möchten wir um eure Unterstützung bitten. In welcher Weise auch immer...
Hanftag in Passau
Hanftag in München [CLN#124, 05.09.2003]
Bayerisches Kabinett befasst sich mit Hanftag [CLN#124, 05.09.2003]
Cannabispolitik in den Ländern: Bayern
Hanf Initiative (HaI, Frankfurt)
5. Pottdemo in Essen
Im kommenden Juni soll in Essen die erste "Hanf-Pott-Demo", eine Demonstration gegen die Cannabisprohibition stattfinden. Geplant ist ein Umzug und eine Abschlusskundgebung mit Rednern und Musik. Die Organisatoren suchen noch Helfer (Flugblatt verteilen, usw.) und Sponsoren. Interessierte können sich beim Landesbüro NRW des Vereins für Drogenpolitik e.V. melden.
Nähere Informationen hier:
6. Briefaktion mit Marion Caspers-Merk
Marion Caspers-Merk, die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, ist eine Gegnerin einer Cannabisreform. Unter der Adresse http://www.cannamail.de.vu steht ein offener Brief mit Argumenten für die Reform, der an die Politikerin geschickt werden soll. Bisher haben 115 Personen diesen Brief namentlich online unterzeichnet. Die Daten werden nach Aktionsende gelöscht.
Cannamail - Online-Briefaktion:
Marion Caspers-Merk, Drogenbeauftragte:
6. Termine zu Cannabis und Drogenpolitik:
12.-14.12.2003 Mannheim: ['solid]-Konferenz "Hanf für Europa"
Unsere Ankündigungen sowie Links finden Sie bei unseren Terminen:
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