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Für Freigabe von Joints
Pubdate: Donnerstag, 04.10.2001 Die Exekutive sieht in der Bekämpfung von jungen Drogenkonsumenten den falschen Weg. Ziel ist das Schweizer Modell - Abgabe unter staatlicher Kontrolle. WINDISCHGARSTEN (SN-pef). Führende Vertreter der Exekutive sprechen sich für eine Entkriminalisierung von "weichen" Drogen wie Cannabis, Haschisch, Marihuana aus. Jugendliche Konsumenten dürften nicht in Massen kriminalisiert werden, durch das Verbot dieser Produkte werde ein fast perfektes illegales Verkäufernetz geschaffen und der organisierten Kriminalität Tür und Tor geöffnet, sagte am Mittwoch Manfred Schmidbauer, Gendarmeriekommandant in Oberösterreich, anlässlich einer Tagung in Windischgarsten, an der Experten aus Suchtprävention und führende Polizisten teilnahmen. Die Repression und Bestrafung von Konsumenten habe sich selbst ad absurdum geführt. Der Mitteleinsatz steige permanent an bei zugleich steigender Zahl der Erstkonsumenten und Drogentoten. Jährlich würden geschätzte 1,4 Mrd. S (101,7 Mill. Euro) gegen Drogen aufgewendet - zwei Drittel in die polizeiliche Bekämpfung, zwei Prozent in Prävention, der Rest in Hilfestellungen für Suchtkranke. Zum Vergleich: Ein bis zehn Prozent der "heißen Ware" werden von der Exekutive erwischt. Ähnlich sei die Lage in Deutschland, so Thomas Wenner, Polizeipräsident von Bochum. Ein Großteil seiner Kollegen der 30 größten Städte sei vom Verfolgungszwang keineswegs überzeugt. "Alles ist schlimmer geworden. Die Verfügbarkeit ist uneingeschränkt, die Preise sinken sogar." Das Schwarzmarktgeschehen müsste so nachhaltig gestört werden, dass den Großdealern das Geschäft genommen werde. Diese erzielten weltweit einen Jahresumsatz von sechs Billionen Schilling, an der Steuer vorbei. "Die Sau wurde so gemästet, dass wir sie jetzt nic ht mehr schlachten können", sagte Wenner. Er plädiert für eine beschränkt legale Abgabe unter bestimmten Bedingungen, ähnlich dem in der Schweiz eingeschlagenen Weg. Dort wird Konsum und Anbau von Haschisch künftig an über 18-Jährige freigegeben, der Staat sorgt für die Heroinabgabe an Suchtkranke. "Die Repression durch die Polizei muss sich bei staatlicher Verfügbarkeit erhöhen, denn der Süchtige muss sich zur Suchtbefriedigung nicht mehr des Schwarzmarkts bedienen", so Wenner. "Es funktioniert gut. Wir haben wenige Drogentote, weil man einen sauberen Weg wählt", erzählt Ton Snip, niederländischer Polizeiexperte. Cannabis sei in jedem Coffeeshop erhältlich, Kinder im Alter von zehn Jahren würden umfassend über Drogen aufgeklärt. Heroin sei für Jugendliche völlig uninteressant. Die Mittel würden gezielt in der Bekämpfung harter Drogen eingesetzt. Mit dem Erfolg, dass, bezogen auf die Einwohnerzahl, in Holland halb so viele Heroinsüchtige leben wie in Österreich. |