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Suchtpotenzial von Cannabis und anderen DrogenDer folgende Artikel stammt von der Schweizerischen Fachstelle für Alkohol- und andere Drogenprobleme (SFA), der renomiertesten Suchthilfeorganisation der Schweiz (seit 1902).DiskussionNach Heroin und Kokain gleich Alkohol und NikotinExperten schätzen das Suchtpotential von Drogen einHermann FAHRENKRUG*, Gerhard Gmel** Welche Droge produziert eigentlich die stärksten Entzugserscheinungen, für welche Substanz besteht die grösste Tendenz, bei kontinuierlichem Gebrauch die Kontrolle über den Drogenkonsum zu verlieren? Ist der Drang, den Konsum zu steigern, oder die Unfähigkeit zur Abstinenz nun bei Nikotin oder bei Marihuana höher? Welche Droge hat den intensivsten Rauscheffekt? Diese und ähnliche Fragen zum Suchtpotential von Drogen stellte die Schweizerische Fachstelle für Alkohol- und andere Drogenprobleme kürzlich anerkannten Suchtexperten aus Medizin und Pharmakologie in der deutschen und welschen Schweiz. Die 15 Professoren, die sich dem Spiel mit ernstem Hintergrund stellten, äusserten sich zu den klassischen »harten Drogen« Heroin und Kokain, den oft als «weiche Drogen» bezeichneten Stoffen Marihuana und Ecstasy, aber auch den Alltagsdrogen Alkohol, Nikotin und Koffein. Heroin hat das grösste Suchtpotential, Alkohol und Nikotin liegen noch vor weichen DrogenDie Einstufung erfolgte anhand eines Punktesystems, welches sich auf 5 Kriterien für das Suchtpotential einer Substanz: Entzugserscheinungen, Kontrollverlust über den Konsum, Toleranzerhöhung, Verstärkung des Wiederholungseffektes, Abhängigkeitssymptome und Rauscheffekt bezog.
* Dr. phil., Soziologe, wiss. Adjunkt der Direktion, SFA Lausanne Definitionen: Entzugserscheinungen: Vorhandensein und Stärke charackteristischer Entzugserscheinungen beim Absetzen der Droge. Verstärkung: Eigenschaft der Droge, den Konsumenten immer wieder zur Droge greifen zu lassen. Toleranzsteigerung: Notwendigkeit, den Konsum zu steigern um die gewünschte Drogeneffekte zu erreichen. Abhängigkeit: Verlust der Kontrolle über den Drogenkonsum. Unfähigkeit zur Abstinenz, Gebrauch trotz negativer Effekte. Rauscheffekt: Nicht direkt mit dem Suchtpotential verbunden, kann aber als ein Hinweis auf mögliche Folgeprobleme des Konsums gelten. Die Auswertung führte zu der in der Tabelle aufgeführten Rangliste des Suchtpotentials der sieben abgefragten Drogen: Heroin, Kokain und Alkohol werden von den Experten eindeutig als stärkste Suchtmittel betrachtet; es folgt in einer Mittelstellung das Nikotin, dann mit grösserem Abstand die «weichen Drogen» Ecstasy und Marihuana sowie weit abgeschlagen der Koffein. Die Sachverständigen aus der Deutschschweiz und der Romandie sind sich bei der Gesamteinschätzung der Substanzen weitgehend einig, nur die Einstufung des Ecstasy liegt in der französischsprachigen Schweiz vor dem Marihuana. Anders als in den USA, wo diese Befragung früher durchgeführt worden war, wird das Suchtpotential des Nikotin in der Schweiz deutlich tiefer eingestuft. |